Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
Palasttüren auf, und Eldicar Manushan trat ihnen entgegen.
    Chardyn sah ihn und zögerte. Donner grollte, und Chardyn spürte, wie die Angst der Menschen wuchs.
    Eldicar Manushan sah ihn an. »Was wollt ihr hier?«, rief er.
    »Ich bin hier, im Namen der QUELLE, um deinen Übeltaten ein Ende zu bereiten«, erwiderte Chardyn. Er merkte, dass seine normalerweise so kraftvolle Stimme nicht ganz überzeugend klang.
    Eldicar kam näher. Die Menge wich zurück. »Geht jetzt«, dröhnte der Magier, »oder ich rufe Dämonen, die euch alle vernichten!«
    Benae Tarlin wich von Chardyn zurück. Lalitia fluchte und trat vor. »Gib mir das!«, zischte sie und schnappte sich den eisernen Speer aus der Hand des Steinmetzes. Lalitia machte auf dem Absatz kehrt, rannte zwei Schritte auf Eldicar Manushan zu und schleuderte die Waffe. Der überraschte Magier hob den Arm, doch der Speer drang ihm in den Bauch. Er taumelte und stürzte beinahe. Dann packte er den eisernen Schaft mit beiden Händen und zog den Speer heraus.
    »Ich kann nicht sterben!«, rief er.
    Es donnerte gewaltig, als er sprach, und ein Blitz zuckte vom Himmel hernieder. Der eiserne Speer in Eldicars Hand explodierte in einem gewaltigen Aufblitzen aus weißem Licht. Der Magier wurde hoch in die Luft geschleudert. Die Kraft der Explosion riss Lalitia von den Füßen. Chardyn lief zu ihr und half ihr wieder auf. Dann ging er langsam zu dem verkohlten Körper Eldicar Manushans. Ein Arm war völlig verschwunden, ein Teil seiner Brust war aufgerissen. Ein geschwärztes Stück des eisernen Schaftes war durch Eldicars Gesicht gedrungen und ragte hinten aus seinem Schädel.
    Als Chardyn dort stand, sah er den Körper zucken. Eine Hand öffnete und schloss sich. Das Bein zuckte. Eldicar schlug die Augen auf. Blut quoll aus seiner Brustwunde, die sich jedoch zu schließen begann.
    Lalitia fiel neben dem Magier auf die Knie und rammte ihm ihr Messer in die Kehle. Blut strömte heraus. Eldicars Augen blieben noch eine Weile offen, weit aufgerissen und voller Angst. Dann fielen sie zu, und jede Bewegung hörte auf.
    Benae Tarlin kam zu Chardyn, und dann umringten die anderen Stadtbewohner ihn.
    »Alles Lob der QUELLE!«, sagte jemand.
    »Der Speer aus Blitzen«, sagte ein anderer.
    Chardyn blickte von dem verkohlten Leichnam auf und sah, wie die Menschen ihn voller Ehrfurcht anstarrten. Plötzlich ergriff Benae Tarlin seine Hand und küsste sie. Chardyn erkannte, dass die Menschen darauf warteten, dass er etwas sagte, ein paar große Worte, etwas Erinnerungswertes, das dieser Gelegenheit würdig war. Aber er hatte nichts zu sagen.
    Er wandte sich ab und begann den langen Rückweg nach Carlis.
    Lalitia ging neben ihm und nahm seinen Arm. »Nun, jetzt bist du ein Heiliger, mein Freund, ein Mann der Wunder.«
    »Es war kein Wunder. Er wurde in einem Gewitter vom Blitz getroffen«, sagte Chardyn. »Und ich bin ein Betrüger.«
    »Wie kannst du das sagen? Du hast ihnen versprochen, die QUELLE würde ihn niederstrecken. Er wurde niedergestreckt. Warum zweifelst du noch immer?«
    Chardyn seufzte. »Ich bin ein Lügner und ein Scharlatan. Du bist – auch wenn ich dich von Herzen gern habe – eine Hure und Diebin. Glaubst du, die QUELLE würde ihre Wunder durch Leute wie uns bewirken?«
    »Vielleicht ist das ja das eigentliche Wunder«, sagte sie.
     
    Die Finger von Waylanders linker Hand begannen sich beim Erklimmen der Wand zu verkrampfen, wenn er nach den Ritzen suchte, wo die Marmorplatten verfugt waren. Die Fugen waren schmal, an manchen Stellen kaum mehr als einen Zentimeter breit. Der Regen prasselte auf ihn herab, durchweichte ihn und machte die Wand schlüpfrig.
    Waylander hielt inne umschloss die linke Faust, um die Finger geschmeidig zu halten. Dann kletterte er weiter empor.
    Genau über ihm erschien jemand auf dem Balkon. Waylander erstarrte. Ein Blitz zuckte über die Bucht, und er sah in seinem blendenden Licht ein Gesicht wie aus einem Albtraum. Grauenhaft gestreckt an den Schläfen, war der Kopf dreieckig mit großen, mandelförmigen Augen. Die graue Haut war so schuppig wie die einer Schlange. Dann verließ das Wesen den Balkon und ging zurück in den Turm. Waylander packte eine Strebe des steinernen Balkongeländers und zog sich hoch. Er nahm die Armbrust von einem Haken am Gürtel, schwang sich über das Geländer und stürzte sich in das Zimmer.
    Etwas Helles schoss an seinem Gesicht vorbei. Er warf sich nach links. Ein zweites Geschoss flog vorbei. Er kam mit

Weitere Kostenlose Bücher