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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Dämonenherrscher konnte nicht durch ihn beschworen werden.
    Vorsichtig drehte sich Eldicar auf den Bauch und stemmte sich auf die Knie. Ein scharfer Schmerz schoss in seine ruinierte Hüfte, doch die umliegenden Muskeln hielten sie fest.
    Er stand auf, stöhnte laut auf, als sein gebrochenes Bein sich verdrehte und ein scharfkantiges Knochenstück in die verkrampften Muskeln seiner Wade schnitt. Er bückte sich, schob den Knochen mit den Daumen wieder an seinen Platz und straffte die Muskeln noch weiter.
    Dann holte er tief Luft und verlagerte sein Gewicht auf das verletzte Bein. Es hielt. Er hatte fast alle seine Kraft aufgebraucht, und Eldicar wusste, dass er einen sicheren Ort finden musste, an dem er sich ausruhen und wieder Kräfte sammeln konnte. Langsam, zentimeterweise ging er auf den Palast zu und trat in einen Gang gegenüber dem Eichenzimmer. Da ging ihm auf, dass er nicht hier bleiben wollte. Er wollte nach Hause. Wenn er es nur bis zu den Ställen schaffte und ein Pferd satteln konnte, dann würde er zum Tor reiten und wäre nie mehr gezwungen, solchen Ungeheuern wie Deresh Karany zu dienen. Eldicar dachte an den Familienlandsitz am See, die kühle Brise, die von den schneebedeckten Berggipfeln herunterwehte.
    Er blieb stehen, als der Schmerz ihn überflutete.
    Ich hätte nie herkommen sollen, dachte er. Dieses Unternehmen hat mich ruiniert. Er sah wieder die Verachtung in den Augen des Kriaznor, als er den Tod des Mädchens verlangt hatte, und erinnerte sich an die Nacht des Schreckens, als die Kraloths die Edelleute von Kydor zerfleischt hatten.
    »Ich bin kein schlechter Mensch«, wisperte er. »Unsere Sache war gerecht.«
    Er versuchte, sich an die Lehren seiner Jugendzeit zu erinnern, über die Größe von Kuan Hador und seine göttliche Bestimmung, allen Völkern Frieden und Zivilisation zu bringen. Frieden und Zivilisation? Ausgesaugte Leichname säumten den Weg von Deresh Karany, der in diesem Augenblick den Herrscher der Dämonen herbeibeschwor.
    »Ich gehe nach Hause«, sagte Eldicar Manushan.
    Er hinkte zur Haupttür und zog sie auf, dann trat er in die sturmgepeitschte Nacht hinaus.
    Und stand einer zornigen Menschenmenge unter der Führung des Priesters Chardyn gegenüber.
     
    In Chardyn, dem Priester der QUELLE, tobten viele gegensätzliche Gedanken und Gefühle, während er die Stadtbevölkerung den Hügel zum Weißen Palast hinaufführte. Zuallererst war da eine schreckliche Angst. Gerechter Zorn hatte ihn dazu gebracht, seine Ansprache im Tempel zu halten, verbunden mit einem unterschwelligen Glauben, dass eine Armee gemeiner Bürger sich als ebenbürtiger Gegner für eine relativ kleine Gruppe Soldaten und einen Magier erweisen würde.
    Doch als der Marsch begann, waren viele der Leute abgesprungen. Und als das Gewitter kam, blieben noch mehr zurück. Und so kam es, dass Chardyn schließlich mit einer leicht ramponierten Gruppe von nur mehr hundert Menschen am Weißen Palast ankam, darunter viele Frauen.
    Er hatte ihnen versprochen, dass die QUELLE ihre Macht zeigen würde. Er hatte einen Schild aus Donner und einen Speer aus Blitzen versprochen. Nun, Donner und Blitz hatte er gehabt – und damit auch den prasselnden Regen, der seine Anhänger durchweicht und ihren Eifer abgekühlt hatte.
    Nur sehr wenige der Menschen bei ihm hatten irgendeine Waffe zur Hand. Sie waren nicht gekommen, um zu kämpfen. Sie waren gekommen, um das Wunder mitanzusehen. Der Steinmetz Benae Tarlin trug einen eisernen Speer, und zu seiner Rechten hielt Lalitia ihren Dolch in der Hand.
    Benae hatte Chardyn gebeten, den Speer zu segnen, und der Priester hatte feierlich die Hände darauf gelegt und mit lauter Stimme gesagt: »Dies ist eine Waffe der Rechtschaffenheit. Möge sie mit dem Licht der QUELLE scheinen!« Das war noch in Carlis gewesen, und die Menge hatte laut gejubelt. Chardyn hatte allerdings bemerkt, dass der Speer alt und stumpf und die Spitze rostig war.
    Die kleine Menschenmenge überquerte den Hügel und sah den Palast. »Wann werden wir die Magie sehen?«, fragte Benae Tarlin.
    Chardyn antwortete nicht. Sein weißes Gewand war durchnässt, und er fühlte sich sehr müde. Sein eigener Zorn war schon längst einem Gefühl drohenden Unheils gewichen. Er wusste nur, dass er in den Palast gehen und sein Bestes tun würde, um Eldicar Manushan den Hals umzudrehen. Er marschierte weiter, Lalitia an seiner Seite.
    »Ich hoffe, du hast Recht mit der QUELLE«, sagte sie.
    Als sie näher kamen, gingen die

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