Waylander der Graue
größten aller Dämonen, den Herrscher der Hölle einsetzt. Fühlst du dich geehrt? Deine Seele wird von Anharat selbst verschlungen werden!«
Die Luft um Waylander herum bebte jetzt. Entsetzen, rein und nackt, durchfuhr ihn, und er verspürte den verzweifelten Wunsch zu fliehen.
»Warum rennst du nicht weg?«, höhnte Deresh Karany. »Wenn du schnell genug bist, holen dich seine Flügel vielleicht nicht ein!«
Waylander wog sein Schwert, Wut kam ihm jetzt zu Hilfe. Er war noch immer etwas unsicher auf den Beinen, doch er bereitete sich auf einen letzten Angriff vor.
Eine dunkle Gestalt erschien in der flackernden Wand, dann duckte sie sich und trat ins Zimmer. Die Haut des Dämons war schwarz und schuppig, der Kopf rund mit langen spitzen Ohren. Als er eintrat, richtete er sich auf, bis er mehr als drei Meter groß war und der Kopf bis knapp unter die Deckenbalken reichte. Schwarze Flügel entfalteten sich und berührten die Wände zu beiden Seiten. Feuer brannte in den Augenhöhlen des Dämons, und Flammen flackerten aus seinem breiten Maul. Ein Ekel erregender Gestank erfüllte den Raum. Waylander erkannte ihn. Es war der Gestank von verfaulendem Fleisch.
»Ich habe dich gerufen, Anharat«, sagte Deresh Karany.
»Zu welchem Zweck, Mensch?«, kam die Antwort. Beim Sprechen schossen Flammen aus dem klaffenden Maul und züngelten um sein Gesicht. Die Worte hingen in der kalten Luft und hallten von den Deckenbalken wider.
»Um meinen Feind zu töten.«
Die Augen des Dämonenherrschers richteten sich auf Waylander. Donnernd schritt er durch den Raum. Als die klauenbewehrten Füße die kostbaren Teppiche berührten, gingen sie in Flammen auf. Rauch erhob sich rings um das Wesen.
Es blieb stehen. Es warf den Kopf zurück und begann zu lachen. Flammen schossen aus seinem Maul, und das Geräusch ließ den Raum erzittern. Waylander warf das Schwert. Es ging ebenfalls in Flammen auf, dann flog es hoch und bohrte sich in einen der Deckenbalken.
Der Dämonenherrscher fuhr zu Deresh Karany herum. »Ah, das ist ein guter Augenblick!«, sagte er. »Ich habe Menschen schon immer verabscheut, Deresh Karany, aber dich verachte ich aufs Äußerste. Habe ich dich nicht gewarnt, dass dieses Tor geschützt sein würde? Habe ich dir nicht gesagt, dass nur der Tod von drei Königen die Portale öffnen würden? Hast du zugehört? Nein. Hunderte meines Volkes wurden erschlagen, und jetzt hast du den Nerv, Anharat zu rufen, um einen einzigen Menschen zu töten.«
»Du musst gehorchen, Dämon!«, rief Deresh Karany. »Ich habe die uralten Rituale befolgt. Bis ins Kleinste. Zehn Tode habe ich dir gegeben, und die Zauberformeln waren perfekt. Du hast keine Wahl, als meinem Befehl zu gehorchen.«
»Ah, ist das köstlich! Du bist ein sehr gewandter Zauberer, Deresh Karany. Du kennst alle Gesetze, die eine Beschwörung erfordert. Und was, bitte, ist das oberste Gesetz?«
»Es muss einen Tod geben. Das ist der Preis! Und da ist er, Anharat. Töte ihn, und das Ritual ist vollendet.«
»Und wie oft kann man einen Menschen töten?«, fragte der Dämonenherrscher und ging langsam auf Deresh Karany zu und sah auf den Ipsissimus herab.
Waylander stand schweigend dabei. Deresh Karany versuchte zurückzuweichen. Die Wand hielt ihn auf.
»Ich verstehe nicht«, sagte Deresh Karany mit zitternder Stimme. »Töte ihn – und dann geh!«
»Ich kann ihn nicht töten, Sterblicher. Denn er ist bereits tot. Sein Herz schlägt nicht mehr. Sein Körper steht nur aufrecht, weil ein Magier einen Zauber draufgelegt hat.«
»Nein. Das kann nicht sein!«, rief Deresh. »Du versuchst, mich auszutricksen!«
»Das oberste Gesetz«, sagte Anharat. »Ein Leben muss gegeben werden.« Sein gewaltiger Arm schoss vor. Scharfe Krallen bohrten sich in Deresh Karanys Körper und hoben ihn hoch in die Luft. Waylander sah zu, wie der Dämonenherrscher dem Zauberer die Brust aufschlitzte und ihm das Herz herausriss. Doch noch immer strampelte Deresh. »Umso besser«, sagte Anharat. »Du beherrschst die Kunst der Regeneration. Du wirst noch wünschen, dass dem nicht so wäre. Denn jetzt dauert es vielleicht hundert Jahre, bis du stirbst.« Eine Feuerzunge schoss aus dem Maul des Dämons und verschlang das pulsierende Herz in seiner Hand.
Donnernd drehte er sich um und ging zurück zu der flackernden Wand. Deresh Karany strampelte noch immer, als Anharat sich bückte und verschwand.
Als sich das Tor schloss, hörte Waylander einen letzten, verzweifelten Schrei.
Dann
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