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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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nicht weit.«
    Die blonde Norda hatte gerade erst sein Bett verlassen, und Yu Yu war glücklicher als seit Monaten, trotz ihrer anfänglichen Kritik. »Du bist hier nicht beim Rennen«, hatte sie ihm zugeflüstert, als er sie umschlungen hielt. Er hatte innegehalten, mit wild klopfendem Herzen.
    »Beim Rennen?«, hatte er zwischen zwei Atemzügen hervorgekeucht.
    »Langsam. Wir haben viel Zeit.«
    Wenn Nashda, der verkrüppelte Gott aller Schwerarbeiter, ihm jetzt in seinem Zimmer erschienen und ihm Unsterblichkeit angeboten hätte, es hätte nicht schöner sein können. Erstens lag diese schöne Frau unter ihm, die goldbraunen Beine um seine Hüften geschlungen. Zweitens stand keine Reihe ungeduldiger Grabenbauer vor der Tür und brüllte ihm zu, sich zu beeilen. Drittens, soweit er wusste, wollte dieses herrliche Geschöpf kein Geld von ihm. Das war eine glückliche Fügung, da er nämlich kein Geld hatte. Und jetzt sagte sie auch noch, dass sie viel Zeit hatten … Konnte es im Himmel schöner sein?
    Er befolgte ihren Rat. Es gab viele neue Freuden zu entdecken und ein paar Hindernisse zu überwinden. Eine Frau zu küssen, die noch alle ihre Zähne hatte, war überraschend angenehm, fast so angenehm wie die Tatsache, dass auf dem Tisch neben dem Bett keine Sanduhr stand, die rasch die Zeit verrieseln ließ.
    Wenn das Leben noch schöner sein konnte, hatte Yu Yu Liang keine Vorstellung davon, wie.
    Die ersten Anzeichen dafür, dass er für solche Freuden einen Preis bezahlen musste, kamen kurz nachdem sie gegangen war und er sein raues Wollhemd anzog. Sein oberer Rücken schmerzte von ihren Kratzern. Sie hatte ihn auch ins Ohr gebissen, was zu dem Zeitpunkt höchst angenehm gewesen war, jetzt aber schmerzhaft pochte.
    Trotzdem pfiff Yu Yu Liang ein fröhliches Lied vor sich hin, als er aus dem Zimmer trat direkt in die Arme von drei Wachposten des Grauen Mannes.
    Der erste, ein stämmiger Mann mit dicht gelocktem goldblondem Haar, starrte ihn boshaft an. »Du hast einen bösen Fehler gemacht, du schlitzäugiges Schwein«, sagte er. »Glaubst du im Ernst, du könntest herkommen und unsere Frauen mit Gewalt nehmen?«
    In Yu Yus Dorf hatte es einen Tempel der QUELLE gegeben, und viele Kinder waren dort in die Schule gegangen. Sie hatten keine Lust, die Sprache der Rundaugen zu lernen, doch die Priester hatten zwei Mahlzeiten am Tag ausgegeben, und das war es wert, etwas zu lernen.
    Yu Yu besaß eine rasche Auffassungsgabe, doch mangelnde Übung führte dazu, dass er etwas Zeit brauchte, um komplizierte Sätze zu übersetzen. Offenbar hatte er irgendeinen Fehler begangen und wurde beschuldigt, einer Frau ihr einäugiges Schwein gestohlen zu haben. Er sah dem Mann ins Gesicht und entdeckte dort Hass; dann sah er die beiden Männer links und rechts von ihm an. Beide starrten ihn mit schmalen Augen an.
    »Also werden wir dir jetzt eine Lektion erteilen«, fuhr der erste fort. »Wir werden dich lehren, dich an deinesgleichen zu halten. Verstanden, Gelber?«
    Obwohl er nichts über den Diebstahl des Schweins wusste, verstand Yu Yu nur zu gut die Lektion, die sie ihm erteilen wollten.
    »Ich sagte: Verstanden?«
    Der Hass des Mannes verwandelte sich kurz in Schock und dann in blanke Leere, als Yu Yus linke Faust an seiner Nase explodierte. Er war schon bewusstlos, als ein rechter Schwinger folgte. Der Wachmann ging zu Boden, Blut schoss ihm aus der Nase. Der zweite Wachmann stürzte sich vor. Yu Yu stieß ihm seinen Kopf ins Gesicht und rammte ihm dann sein Knie in die Lenden. Der Wachmann stieß einen erstickten Schmerzensschrei aus und sackte gegen den Kiatze. Yu Yu schob ihn von sich und schickte ihn mit einem linken Haken ans Kinn zu Boden.
    »Gibst du mir auch Lektionen?«, fragte Yu Yu den letzten Mann.
    Der Mann schüttelte heftig den Kopf. »Ich wollte nicht hier sein«, sagte er. »Es war nicht meine Idee.«
    »Ich stehle keine Schweine«, sagte Yu Yu, dann stolzierte er den Korridor entlang. Seine gute Laune verflog. Im Palast des Grauen Mannes gab es scharenweise Wachen, und wenn die nächsten kamen, dann in größerer Zahl. Dies bedeutete – bestenfalls – schlimme Prügel.
    Yu Yu hatte schon solche Prügel erhalten, Schläge und Tritte, die auf ihn herabregneten. Der letzte solche Angriff, gerade ein Jahr her, hatte ihn beinahe umgebracht. Sein linker Arm war drei Mal gebrochen und mehrere Rippen angeknackst gewesen, eine hatte sogar seine Lunge durchbohrt. Erst nach Monaten war er wieder auf den Beinen,

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