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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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wie sie zierliche Gegenstände aus Stroh fertigte, doch er sagte nichts.
    »Und ich möchte einen Hund haben«, sagte sie. »So einen kleinen Hund, wie der Beamte ihn hat. Einen weißen.«
    »Die sind aber sehr teuer«, meinte Yu Yu.
    »Aber sie sind so hübsch.« Ihre Stimme klang sehnsüchtig, und im Mondschein erschien ihm ihr Gesicht überhaupt nicht mehr hässlich.
    »Hast du mal einen Hund gehabt?«, fragte er.
    »Ja. Einen Mischling. Sehr freundlich. Ist mir überallhin gefolgt. Sie war ein hübsches Tier. Mit großen braunen Augen.«
    »Ist sie gestorben?«
    »Ja. Erinnerst du dich an jenen schlimmen Winter vor vier Jahren? An die Hungersnot?«
    Yu Yu schauderte. Und ob er sich erinnerte. Tausende waren vor Hunger gestorben.
    »Ich musste sie essen«, sagte Pan Jian.
    Yu Yu nickte mitfühlend. »Wie hat sie geschmeckt?«
    »Ganz gut«, sagte Pan Jian, »nur ein bisschen zäh.« Sie hob eins ihrer enormen Beine und deutete auf ihren pelzverbrämten Stiefel. »Das war sie«, sagte sie und streichelte den Pelz. »Ich habe die Stiefel gemacht, damit ich sie nicht vergesse.«
    Yu Yu lächelte bei der Erinnerung an diesen Moment. So waren die Frauen nun mal, dachte er. Egal, wie zäh sie auch wirkten, sie steckten voller Rührseligkeit.
    Yu Yu kam in die Eingangshalle und sah den Grauen Mann und Kysumu in den Sonnenschein hinausgehen. Er eilte zu ihnen. »Gehen wir irgendwohin?«, fragte er.
    »Kannst du reiten?«, fragte der Graue Mann.
    »Ich bin ein großartiger Reiter«, sagte Yu Yu.
    Kysumu trat näher. »Hast du schon jemals auf einem Pferd gesessen?«
    »Nein.«
    Der Graue Mann lachte, aber ohne jeden Spott. »Ich habe eine graue Stute für dich, die für ihre Sanftheit und Geduld berühmt ist. Sie wird dir das Reiten beibringen.«
    »Wohin gehen wir?«, fragte Yu Yu.
    »Dämonen jagen«, antwortete Kysumu.
    »Dann ist mein Tag vollkommen«, sagte Yu Yu.
     
    Sie ritten mehrere Stunden lang. Zu Beginn fand Yu Yu den tiefen Sattel bequem. Es war berauschend, so hoch über dem Erdboden zu sein. Zumindest so lange, bis sie zu einem kleinen Abhang oder einer Vertiefung kamen, wo die Pferde schneller wurden. Yu Yu wurde schmerzhaft im Sattel umhergestoßen. Der Graue Mann blieb zurück und stieg ab, um Yu Yus Steigbügel zu verlängern, die ein wenig zu kurz waren, wie er sagte. »Es ist nicht leicht, den Rhythmus des Trabens zu finden«, sagte er. »Aber du wirst es schon schaffen.«
    Das konnte für Yu Yu nicht schnell genug gehen. Nach zwei Stunden im Sattel war seine Kehrseite wund und schmerzte.
    Anstatt direkt auf die Ruinen zuzuhalten, führte der Graue Mann sie über einen hoch liegenden Kamm, von dem aus man die Ebene von Eiden überblicken konnte. Von hier aus konnte ein Beobachter die ursprünglichen Linien von Kuan Hador erkennen, Vertiefungen im Land, die zeigten, wo die mächtigen Mauern einst gestanden hatten. Aus dieser Höhe konnte man auch die Straßen erkennen, die die zerstörten Gebäude miteinander verbanden. Weiter im Osten, wo die Stadt sich einst an die Granitklippen geschmiegt hatte, standen die Überreste zweier Rundtürme, von denen einer anscheinend in der Mitte durchgebrochen war und im Umkreis von siebzig Metern riesige Steinblöcke verstreut hatte.
    Die Ruinen bedeckten ein ausgedehntes Gelände, bis zum Horizont. »Das war mal eine riesige Stadt«, sagte Kysumu. »So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    »Sie hieß Kuan Hador«, sagte der Graue Mann. »Einige Historikern behaupten, hier lebten mehr als zweihunderttausend Menschen.«
    »Was ist mit ihnen geschehen?«, fragte Yu Yu.
    »Das weiß niemand«, antwortete der Graue Mann. »Viele der Ruinen weisen Brandschäden auf, deswegen nehme ich an, die Stadt fiel in einem Krieg.«
    Kysumu zog sein Schwert halb aus der Scheide. Der Stahl glänzte in der Sonne, doch nicht in dem glitzernden, blauen Strahlen, das er während des Dämonenangriffs gezeigt hatte.
    »Jetzt sieht es friedlich aus«, meinte Yu Yu Liang.
    Der Graue Mann lenkte seinen Wallach vorwärts und ritt auf den Abhang hinaus. Die Pferde setzten die Hufe vorsichtig auf den geröllbedeckten Pfad und gingen behutsam voran. Yu Yu, der den Schluss bildete, fing an zu schwitzen und öffnete die Schnalle seines Wolfsfellwamses, um es über den Sattelknauf zu hängen. Das Wolfsfell flatterte und versetzte die Stute in Alarm, die sich aufbäumte und von dem Pfad direkt auf den steilen Hang sprang. Sofort begann sie zu rutschen und ließ sich auf die Hinterbacken nieder.
    »Halt

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