Waylander der Graue
beantworten, ich will diese Dämonen nicht finden. Ich bin ein Rajnee. Ich habe einen Eid geleistet, mich gegen das Böse zu stellen, wo immer ich es finde. Das ist der Weg des Rajnee. Was wir im Lager von Matze Chai erlebten, war böse. Daran besteht kein Zweifel. Und deshalb hat mein Schwert mich hierher geführt.« Er betrachtete Yu Yu genau. »Deswegen bist auch du hier.«
»Ich will nicht gegen das Böse kämpfen«, sagte Yu Yu. »Ich will reich und glücklich werden.«
»Ich dachte, du wolltest durch Marktflecken stolzieren, und die Leute sollten auf dich zeigen und voller Stolz deinen Namen nennen.«
»Das auch.«
»Eine solche Achtung muss man sich verdienen, Yu Yu. Warst du ein guter Grabenbauer?«
»Ich war ein großartiger …«
»Ja, ja«, unterbrach ihn Kysumu. »Und jetzt denk über die Frage nach und beantworte sie ernsthaft.«
»Ich war gut«, sagte Yu Yu. »Ich habe hart gearbeitet. Mein Vorarbeiter hat mich gelobt. Wenn schlechte Zeiten kamen, wurde ich immer vor anderen eingestellt. Ich war nicht faul.«
»Du wurdest als Grabenbauer geachtet?«
»Ja. Aber ich wurde auch dafür bezahlt, Grabenbauer zu sein. Wer bezahlt mich dafür, dass ich ein Held bin und gegen Dämonen kämpfe?«
»Die Bezahlung ist größer als ein Berg aus Gold, Yu Yu. Und schöner als die kostbarsten Juwelen. Doch du kannst sie nicht anfassen. Sie macht dir das Herz weit und nährt die Seele.«
»Aber sie nährt nicht den Körper, oder?«, fragte Yu Yu.
»Nein, das nicht«, gab Kysumu zu. »Aber denk noch einmal daran, wie du dich fühltest, als wir im Lager von Matze Chai gegen die Dämonen kämpften, als die Sonne aufging, und der Nebel verschwand. Weißt du noch, wie dein Herz vor Stolz schwoll, weil du dich gestellt und überlebt hast?«
»Das war gut«, musste Yu Yu zugeben. »Fast so gut, wie mit Norda Liebe zu machen.«
Kysumu schüttelte seufzend den Kopf.
Yu Yu ging zur Ecke der eingestürzten Mauer. »Ich kann den Grauen Mann nicht sehen. Warum ist er allein fortgegangen?«
»Er ist ein Einzelgänger«, antwortete Kysumu. »Er arbeitet besser allein.«
Die Sonne stand tief zwischen zwei Bergketten im Westen. »Nun, ich hoffe, er kommt bald zurück. Ich möchte nicht gern hier die Nacht verbringen.« Yu Yu nahm seinen Umhang und schüttelte ihn aus, dann warf er ihn sich um die Schultern. »Was ist ein pria-shath?«, fragte er.
Kysumu verzog schockiert das Gesicht. »Wo hast du dieses Wort gehört?«
»Von dem goldenen Mann in meinem Traum. Er fragte, ob ich ein pria-shath wäre.«
»Und du hast es vorher noch nie gehört?«
Yu Yu zuckte die Achseln. »Ich glaube nicht.«
»Was hat er noch gefragt?«
»Ich weiß nicht mehr. Es ist alles so verschwommen.«
»Versuche dich zu erinnern«, bat Kysumu.
Yu Yu setzte sich und kratzte sich den Bart. »Er hat mir viele Fragen gestellt, und ich konnte nicht eine beantworten. Etwas über die Sterne, aber das weiß ich nicht mehr genau. Oh, und er sagte mir seinen Namen … Qin irgendwas.«
»Qin Chon?«
»Ja. Woher weißt du das?«
»Später. Denk an deinen Traum.«
»Ich erzählte ihm, ich sei ein Grabenbauer und wüsste nicht, wovon er redete. Dann sagte er: ›Du bist der pria-shath. ‹ Dann hast du mich geweckt. Was ist ein pria-shath?«
»Ein Laternenträger«, antwortete Kysumu. »Ersuchte mich. Das muss der Grund sein, weshalb das Schwert mich hergeführt hat. Ich werde selbst mit seinem Geist Kontakt aufnehmen. Das bedeutet, dass ich in Trance fallen muss. Du musst über mich wachen.«
»Wachen? Aber was passiert, wenn die Dämonen kommen? Dann wirst du doch wach, oder?«
»Das hängt davon ab, wie tief die Trance ist. Und jetzt kein Wort mehr.« Damit senkte Kysumu den Kopf und schloss die Augen.
Der letzte Sonnenstrahl leuchtete hinter den Bergen auf, dann senkte sich die Dunkelheit auf die Ebene von Eiden.
Yu Yu saß unglücklich auf der alten zerfallenen Mauer und sehnte sich danach, ins Land Kiatze zurückkehren zu können, mit einer guten Schaufel in der Hand und einem tiefen Graben, der darauf wartete, ausgehoben zu werden. In diesem Augenblick wünschte er, er hätte nie das Rajnee- Schwert gefunden und wäre geblieben, um sich dem Zorn des Riesen Shi Da zu stellen.
»Du hast mir nichts als Ärger gebracht«, sagte er mit einem Blick auf das Schwert in seinem Schoß.
Dann fluchte er.
Ein sanftes, blaues Licht begann entlang der Klinge zu glühen.
KAPITEL 6
Waylander ließ seinen Grauen dicht beim See angepflockt und
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