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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Yu Liang Angst gehabt. Jetzt, eine Stunde später, hätte er alles darum gegeben, wenn er nur Angst gehabt hätte. Wolken hatten Mond und Sterne verdeckt und das einzige Licht kam von der Klinge in seiner Hand. Von der anderen Seite der zerstörten Mauern und ringsum konnte er verstohlene Laute hören. Schweiß rann Yu Yu in die Augen, während er angestrengt versuchte, hinter den zerfallenen Mauern etwas zu erspähen. Zweimal hatte er versucht, Kysumu zu wecken, beim zweiten Mal hatte er ihn heftig geschüttelt. Es war, als ob er versuchte, einen Toten aufzuwecken.
    Yu Yus Mund war ausgedörrt. Er hörte ein Kratzen auf dem steinigen Boden links von sich und fuhr herum, das Schwert hoch erhoben. In seinem Licht sah er einen dunklen Schatten hinter den Steinen verschwinden. Ein tiefes Knurren erklang ganz nah, das in der Nacht widerhallte. Yu Yu war wie versteinert. Seine Hände begannen zu zittern, und er packte den Schwertgriff so fest, dass er seine Finger kaum noch spürte.
    Es sind einfach nur ein paar wilde Hunde, sagte er sich, die ein paar Brocken stehlen wollen. Nichts, wovor man sich fürchten müsste.
    Wilde Hunde, die das Rajnee- Schwert aufleuchten ließen?
    Mit zitternder Hand wischte er sich den Schweiß aus den Augen und warf einen Blick auf die Pferde. Sie waren innerhalb der Ruine angebunden. Die graue Stute zitterte vor Angst, die Augen weit aufgerissen, die Ohren flach an den Kopf gelegt. Kysumus kastanienbrauner Wallach scharrte nervös mit den Hufen den Boden auf. Von dort aus konnte Yu Yu gerade eben die Hügelkette und den Abhang erkennen, den er nur ein paar Stunden zuvor hinuntergeritten war. Wenn er zu der Stute lief und in den Sattel kletterte, konnte er diesen Ritt wiederholen und in wenigen Augenblicken aus den Ruinen heraus sein.
    Der Gedanke war wie kühles Wasser für einen Verdurstenden.
    Er warf einen Blick auf den sitzenden Kysumu. Seine Gesicht war gelassen wie immer. Yu Yu fluchte laut, er wurde wütend.
    »Nur ein Idiot geht Dämonen suchen«, sagte er mit schriller Stimme.
    Hoch über ihm teilten sich kurz die Wolken, und der Mond tauchte die gespenstische Stadt Kuan Hador in sein weißes Licht. In diesem plötzlichen Licht sah Yu Yu mehrere dunkle Gestalten auseinander huschen, um sich zwischen den Steinen zu verbergen. Als er versuchte, sie besser zu erspähen, schoben sich die Wolken weder vor den Mond. Yu Yu fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und weh zurück, bis er neben Kysumu stand.
    »Wach auf!«, rief er und stieß Kysumu mit dem Fuß an.
    Der Mond kam wieder zum Vorschein. Wieder huschten die dunklen Gestalten auseinander. Doch jetzt waren sie schon näher. Yu Yu rieb sich die schweißnassen Hände an seiner Hose ab und nahm sein Schwert wieder in die Hand, schwang es hin und her, um die Muskeln in seinen Schultern zu lockern. »Ich bin Yu Yu Liang!« ,rief er. »Ich bin ein großer Schwertkämpfer, und ich fürchte mich vor nichts!«
    »Ich kann deine Furcht aber schmecken«, sagte eine zischelnde Stimme.
    Yu Yu machte einen Satz nach hinten, blieb mit dem Bein an der niedrigen Mauer hängen und fiel über sie. Er rappelte sich wieder hoch.
    In diesem Augenblick kam eine riesige schwarze Gestalt auf ihn zugestürzt. Das große Maul mit den Fangzähnen war weit aufgerissen und schnappte nach seinem Gesicht. Yu Yu schwang sein Schwert. Es traf das Untier in den Hals, durchdrang Fleisch und Knochen und trat blutspritzend wieder aus. Das tote Wesen prallte gegen ihn und riss ihn von den Füßen. Yu Yu schlug hart auf dem Boden auf, kam auf die Knie und sprang auf die Füße. Rauch stieg von dem Kadaver auf und ein entsetzlicher Gestank erfüllte die Luft.
    Noch fünf weitere Untiere kamen in die Ruine, kletterten über die zerfallenen Mauern und bildeten einen Kreis um ihn. Yu Yu sah, dass es Hunde waren, aber von einer Art, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte. Ihre Schultern waren muskelbepackt, die Köpfe gewaltig. Sie hatten die Augen auf ihn gerichtet, und er spürte eine wilde Intelligenz in ihrem boshaften Blick.
    Links von ihm bäumte sich die graue Stute plötzlich auf, riss ihre Zügel von dem Stein los und sprang über die Mauer. Der kastanienbraune Wallach folgte ihrem Beispiel, und die beiden Pferde galoppierten auf die Hügel zu. Die großen Hunde beachteten die Pferde nicht.
    Wieder kam die Stimme, und er erkannte, dass sie irgendwie in seinem Kopf sprach. »Dein Orden ist seit der Großen Schlacht tief gefallen. Meine Brüder werden sich freuen,

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