Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
Hermeline und Wiesel hatten die Ratten einen seltsamen, wilden Intellekt entwickelt, und zwar unter der bösen Anführung des Zauberers Flaggatis.
Die Ratte wusste offensichtlich, dass er mit ihr gesprochen hatte. Sie sah, dass der Sheriff sicher gefesselt war. Das machte ihr Mut. Sie sprang Trugkopp an, wobei ihre Kiefer heftig schnappten. Unter dem Gewicht des Scheusals, das den Sheriff an der Brust traf, knickte der Mast ein. Ratte und Hermelin fielen gemeinsam bäuchlings auf das Floss und die spitzen gelben Zähne der Ratte klapperten nur den Bruchteil eines Zentimeters von Trugkopps Kehle entfernt aufeinander.
Trugkopps Fesseln waren jetzt locker und die Knoten lösten sich. Bald war das Hermelin frei. Nachdem er seinen Fesseln entkommen war, stellte der Hermelin-Sheriff einen mehr als gleichberechtigten Gegner für eine einzige Ratte dar und der Nager wusste das. Er rannte über den Schlamm zum Fluss, ließ sich ins Wasser gleiten und schwamm weg vom Ufer, den spitzen Kopf so eben über der Wasseroberfläche haltend.
Trugkopp hob das abgebrochene Stück des Masts auf und schleuderte es voller Wut der Ratte hinterher. Es zischte an dem Geschöpf vorbei wie ein Wurfspeer. Dann tauchte die Ratte unter die Wasseroberfläche und Trugkopp sah sie nicht mehr.
Es würden jedoch weitere Ratten kommen, wenn er sich nicht schleunigst aus den Marschen davonmachte. Es gab Tausende, Zehntausende dieser Geschöpfe hier im Ödland. Er stieg vom Floß und versank sofort bis zur Taille in dem faulig stinkenden Schlamm. Er fand ein Stück Treibholz, das von einer Orangenkiste stammte und das er als Paddel verwenden konnte.
Es blieb ihm jetzt nichts anderes übrig, als das Floß zum Wasser zu ziehen, wo er es wieder in Gang setzte. Diesmal stand es ihm frei, das Floß flussaufwärts zu rudern; er wusste, dass der Wasserlauf irgendwann, an irgendeiner Stelle, in der Nähe von Burg Rägen vorbeifließen würde. Trugkopp war erschöpft und sehr aufgebracht, doch in seiner Brust herrschte ein Gefühl der Hochstimmung, weil er den Plan der Gesetzlosen vereitelt hatte. »Ich werde diesen wieseligen Sylber finden«, gelobte er sich selbst mit bewegter Stimme, »und ihn vom Scheitel bis zum Schwanz auseinanderreißen.«
Mit diesem erbaulichen Gedanken im Kopf paddelte das Hermelin gegen die Strömung und gelangte endlich zu einer Stelle, wo der Regen in Sturzbächen niederging. Nun wusste er, dass er wieder im Hermelin-Land war, und er konnte leichter atmen. Eine weitere Stunde ermüdenden Paddelns brachte ihn in Sichtweite von Burg Rägen, die auf einer erbärmlichen kleinen Anhöhe stand. Sie tauchte aus dem Nieselregen auf wie eine warme, behagliche Bauernkate in einer Winternacht.
»Endlich«, sagte er mit einem heftigen Seufzer und seine Augen ruhten dankbar auf dem kalten, nassgrauen Burggemäuer. »Zu Hause. Endlich wieder zu Hause. Ich möchte nie wieder weg von hier, es sein denn, um diese aufgeblasene kleine Bande von Wieseln zu erledigen.«
Dann fiel ihm ein, dass er Prinz Punktum gegenüber versagt hatte, dass er seine Streitkräfte verloren hatte und seinem Herrn mit der Nachricht gegenübertreten musste, dass Sylber und sein Haufen noch ziemlich schlagkräftig waren. »O meine Güte«, rief er verzweifelt aus. »O meine Güte, meine Güte.«
Viertes Kapitel
Prinz Punktum war außer sich vor Zorn auf seinen Sheriff, weil es diesem nicht gelungen war, die Wiesel der Grafschaft Sonstewo der Gerechtigkeit zuzuführen.
Der Monarch durchmaß mit energischen Schritten die Säle und Korridore der Burg, brüllte Höflinge an, beschimpfte Diener und machte Trugkopp mit Worten nieder. Die Gefangennahme von Sylber und seiner Gruppe war für ihn äußerst wichtig geworden. Es war durchaus möglich, dass die gesetzlosen Wiesel einen Hinweis auf den Aufenthaltsort der Menschen bekommen und diese zurückholen würden – und dann würde Punktum alles verlieren, was er jetzt besaß.
Er hatte erwartet, dass seine Befehle schnell und wirkungsvoll ausgeführt würden – und vor allem erfolgreich. »Was bildest du dir eigentlich ein?«, jaulte er den zitternden Sheriff an. »Ein ganzes Regiment meiner besten Hermeline. Zum Glück habe ich dir die Königliche Garde nicht mitgegeben. Dann hätte ich auch noch meine Frettchen verloren, nicht wahr? Jetzt musste ich sie allein losschicken, mit einer meiner Geheimwaffen.«
Trugkopp sah eine Möglichkeit, die Schuld jemand anderem in die Schuhe zu schieben. »Ehrlich gesagt, die
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