Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten
Flaggoffizieren, den Ruf und guten Namen eines Kameraden gegen unverdiente Verleumdungen und Vorwürfe zu schützen. Aber vor allem war und blieb alles die Schuld der Mantys, auch wenn sie die Rakete nicht abgefeuert oder die Bombe nicht eingeschmuggelt hatten: Sie waren es, die systematisch die Tuscanier schikaniert hatten, nachdem die Teufel in einem weiteren Raumsektor, in dem sie unerwünscht waren, den freien Handel zu behindern begannen. Ohne die Rivalitäten zwischen ihrem sogenannten Sternenimperium und New Tuscany hätte Kommissar Verrochio niemals Byngs Besuch im New-Tuscany-System vorgeschlagen, und die Verursacher dieser grässlichen Tat (wer immer sie waren) hätten auf die aufgeladene Situation verzichten müssen, die Byng dazu gebracht hatte, die Manticoraner anzugreifen. Letzten Endes hatte das Sternenimperium sich also selbst zuzuschreiben, was seinen Zerstörern zugestoßen war.
Byng musste nur eine Möglichkeit finden, diese selbstverständliche Tatsache jedem klarzumachen, der nicht selbst dabei gewesen war.
»Also gut, Karlotte«, sagte er, ohne den Blick vom Sichtfenster zu nehmen, »ich denke, wir müssen gegen Premierminister Vezien und Mr. Dusserre in die Offensive gehen. Ich möchte keine offizielle Konfrontation, ich möchte auch nicht so klingen, als stellte ich ein Ultimatum, also setzen Sie sich mit Mr. Dusserre in Verbindung. Tun Sie es persönlich. Sagen Sie ihm – ganz unter euch Stabschefs –, dass Sie glauben, ich werde ungeduldig. Erinnern Sie ihn, wie wichtig die Freundschaft der Navy und des OFS für New Tuscany wirklich ist, und dann bitten Sie ihn, ob er nicht irgendwelche hiesigen Dissidenten kennt, die absichtlich provoziert haben könnten, was geschehen ist, indem sie die Raumstation sabotierten.«
»Jawohl, Sir«, antwortete Thimár, doch ihr Widerstreben war ihr deutlich anzumerken, und Byng schnaubte.
»Ich behaupte nicht, dass das die Ideallösung ist, Karlotte. Und wir müssen weiterhin Mizawa bearbeiten. Ich bin mir sicher, wenn wir nur lange genug suchen, finden wir schon noch einen passenden Ansatzpunkt. Aber sollte sich herausstellen, dass wir ihn nicht zur Besinnung bringen können, brauchen wir eine Rückzugsposition.«
»Verstanden, Sir«, sagte Konteradmiral Thimár.
An Bord von SLNS Restitution saß Maitland Askew in seiner vollgestopften Offizierskammer, einem besseren Verschlag, und machte sich Sorgen. In den letzten zwei oder drei Wochen war es ihm oft so ergangen.
Sein Exil an Bord der Restitution hatte sich so unangenehm gestaltet wie erwartet. Konteradmiral Sigbee war auf distanzierte Art freundlich zu ihm, doch sie hatte gleichzeitig (ohne es offen auszusprechen) klargestellt, dass sie zwar bereit sei, einem alten Freund wie Captain Mizawa einen Gefallen zu tun, aber keineswegs den Wunsch verspüre, ins Kreuzfeuer irgendwelcher Meinungsverschiedenheiten zwischen Mizawa und einem Volladmiral der Schlachtflotte zu geraten. Askew war nicht einmal sicher, ob sie auch nur eines seiner Memos gelesen hatte. Doch selbst wenn dem so war, hätte sie es ihm wohl kaum gesagt.
Für die anderen Offiziere ihres Stabes – oder in der Besatzung der Restitution – stand fest, dass er etwas auf wahrhaft spektakuläre Art und Weise in den Sand gesetzt haben musste, wofür er an seinen neuen Posten strafversetzt worden war. Captain Breshnikov, der Kommandant der Restitution, schien ebenfalls dieser Ansicht zu sein. Das schmerzte, zumal Askew wusste, dass Adolf Breshnikov und Captain Mizawa seit vielen Jahren Freunde waren. Breshnikov hatte sich nicht dazu herabgelassen, Askew persönlich auf die Zehen zu treten, aber offensichtlich hielt er ganz besonders wenig von einem Offizier, der Mizawa derart verärgern konnte, dass dieser ihn aus seinem Schiff kickte.
Doch so übel das war, es kam noch schlimmer. Am schlimmsten war der Umstand, dass Askew an Bord der Restitution als Einziger wusste, dass dieser Idiot, der die Uniform eines Admirals trug – und die Besatzungen von drei manticoranischen Zerstörern in einem Anfall bedenkenloser Panik ermordet hatte –, nicht nur nicht wusste, sondern auch nicht wissen wollte, was für eine hässliche Überraschung die Mantys womöglich für ihn bereithielten, wenn sie nach Blut und Rache dürstend die Hypergrenze überquerten.
»Ich sage Ihnen, Max, das war Anisimovna! Das Drecksluder hat den Verstand verloren!«
»Beruhigen Sie sich, Damien!«, fuhr Premierminister Vezien ihn an.
»Mich beruhigen!«, rief
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