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Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kriegsgott
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schließlich mit den Schultern. »Ich glaube, das ist eine noch
großartigere Arbeit als einiges von dem, was ich in Kontovar gese
hen habe«, erklärte er nachdenklich. »Natürlich ist das schon ein
Weilchen her. Könnte sein, dass mich mein Gedächtnis im Stich
lässt.«
    Bahzell schluckte, bestürzt von dem beiläufigen Ton des Zaube
rers. Er vergaß Wencits Alter und seinen Ruf manchmal tagelang,
nein, er vergaß ihn nicht, sondern überging ihn oder redete sich ein,
er hätte sich daran gewöhnt. Doch eine einzige beiläufige Bemer
kung machte ihm das ungeheure Alter des Mannes wieder bewusst.
So wie jetzt eben. Niemand sonst auf der Welt konnte eine Zeitspan
ne von zwölfhundert ereignisreichen Jahren ein »Weilchen« nennen,
niemand, bis auf Wencit von Rûm, für den diese zwölf Jahrhunderte
offenbar genau das gewesen waren.
    Einen Augenblick lang war sich Bahzell des Alters und des Wis
sens und der damit verbundenen Macht des Mannes, der scheinbar
so gelassen neben ihm ritt, beinahe schmerzhaft deutlich bewusst.
Dieser Zauberer hatte Kontovar mit Feuer überschüttet, und er al
lein hatte den Lordhexer der Carnadosaner und seinen gesamten in
neren Zirkel damals, in den ersten fürchterlichen Tagen des Krieges,
der schließlich den Untergang des Reiches von Ottovar herbeiführte,
zu einem Waffenstillstand gezwungen. Sein Schutz hatte die
Dunklen Lords daran gehindert, Kontovars Flüchtlinge nach Nor
fressa zu verfolgen und sie dort endgültig zu vernichten. Bahzell
Bahnakson war kein Mann, der schnell Ehrfurcht empfand, doch es
gab wohl kein gefährlicheres Wesen auf der ganzen Welt als diesen
Greis neben ihm, und gerade jetzt empfand Bahzell eine fast furcht
same Ehrfurcht, die ihm bis ins Mark fuhr.
    Doch der Augenblick verflüchtigte sich in einem Herzschlag.
Nicht, weil der Pferdedieb plötzlich weniger Respekt empfunden
hätte, sondern weil Wencit den Augenblick einfach kommentarlos
verstreichen ließ. Bahzell konnte sich niemanden vorstellen, der den
dunklen, fürchterlichen Hexer-Lords der uralten Legenden weniger
glich als dieser schlicht gekleidete, alte Mann auf dem Schlachtross
neben ihm. Niemand, der Wencit von Rûm jemals begegnet war,
würde den Kern aus Stahl verkennen, der in ihm schlummerte.
Doch der Zauberer neigte weder zum Wohlstand noch zum Pomp.
Er strahlte eine natürliche, gelassene Autorität aus, die dem ent
sprang, was er war und was er vollbracht hatte, und die nicht auf ei
ner eisernen Faust beruhte, die Gehorsam erzwang. Er war ein Wan
derer, der sich auf seine eigenen Missionen begab, und der sich de
nen um ihn herum oftmals undurchdringlich und geheimnisvoll
gab. Er tauchte unerwartet auf und verschwand ebenso unerklärlich,
wie er gekommen war. Ihm waren barbarische Hradani ebenso ver
traut wie der Hof des Königkaisers, und seit mehr als zwölfhundert
Jahren war Wencit von Rûm seine eigene Instanz.
    Jetzt sah er Bahzell an, hob eine schneeweiße, buschige Braue und
lächelte. Es war ein merkwürdig vertrautes Lächeln, als wüsste er,
was der Hradani dachte und fände seine Überlegungen amüsant.
Aber es hatte auch einen ironischen Anstrich. Vielleicht, überlegte
Bahzell, war der wahre Grund, aus dem sich Wencit niemals einen
solchen Zauberturm errichtet hatte, von dem die alten Mähren kün
deten, oder sich in Wohlstand und Macht in Beilhain oder Midran
cimb oder Sothfalas niedergelassen hatte, weit einfacher, als die
meisten glaubten.
    Er war einsam. Konnte es wirklich so schlicht sein? Doch welche
andere Erklärung gab es? Die flammenden Augen dieses Mannes
hatten den Untergang des größten Reiches der Geschichte erlebt. Er
hatte gesehen, wie die Reste dieses Reiches an die Küste von Nor
fressa gespült wurden, hatte darüber gewacht und sie beschützt, be
vor er diese Bruchstücke dann sorgfältig und geduldig wieder zu
sammengesetzt hatte. Abgesehen von einigen Elfen in Saramantha,
die in ihrer selbst gewählten Isolation lebten, war er der Einzige, der
diese Katastrophe miterlebt hatte. Wie viele Menschen – Freunde –
hatte er in diesem langen Zeitraum kennen gelernt? Wie oft hatte
der Tod sie von seiner Seite gespült und ihn erneut einsam seiner
Aufgabe als Hüter eines Kontinents überlassen? Die Gram über so
viele Verluste musste an der Seele eines Menschen fressen, und die
einzige Möglichkeit, dem zu entgehen, war, sich ebenso zu isolieren,
wie die Saramanthiner es taten. Man musste Barrikaden und Boll
werke gegen solche Gefühle errichten, und genau

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