Weber David - Schwerter des Zorns - 2
Menschen, Zwerge und
Hradani.«
»Drei?« Brandark sah ihn scharf an. »Und was ist mit den Elfen?«
»Oh, ihr Volk existierte vor den Ersten Zauberkriegen nicht«, ant
wortete Wencit. »Es war ihre Erschaffung, die Yanahirs Faszination
für die drei ersten Rassen geweckt hat.«
»Die Elfen wurden nach den Ersten Zauberkriegen ›geschaffen‹?«
erkundigte sich Brandark erstaunt.
Wencit nickte. »Allerdings. Ottovar und Gwynthya haben sie ge
schaffen.«
»Was? Wie?« Bahzell starrte den Zauberer ungläubig an. Wencit
seufzte.
»Offenbar ist es dringend vonnöten, so viel von Yanahirs Ge
schichte niederzuschreiben, wie ich kann.« Er richtete den Blick sei
ner glühenden Augen auf Kaeritha. »Ich weiß, dass dir Mistress She
rath eine ausgezeichnete Ausbildung in Geschichte hat angedeihen
lassen,
Kaeritha.
Hat
sie
jemals
Yanahir
oder
die
Spaltung
erwähnt?«
»Nicht, dass ich wüsste«, gab Kaeritha nach einigen Sekunden an
gestrengten Nachdenkens zurück. »Sie hat uns die Kunst des Sarth
nasikarmanthar beschrieben, aber ich glaube nur, weil einige Magier
viel Talent zur Bildhauerei besitzen, was von Leuten missverstan
den werden könnte, die den Unterschied nicht kennen. Und sie
wollte dafür sorgen, dass er uns geläufig ist. Sie hat aber niemals et
was wie ›Spaltung‹ oder ›Keile‹ erwähnt. Und auch niemals davon
gesprochen, dass die Elfen erschaffen wurden. Allerdings«, sie zuck
te zierlich mit der Achsel und grinste, »hat sich Mistress Sherath auf
norfressische Geschichte konzentriert, Wencit. Die ist für die meis
ten Menschen schon alt genug.«
»Meine Güte.« Wencit fuhr sich mit der Hand über die Augen –
und als ihr Strahlen hinter seinen Fingern verschwand, sah er einen
unmessbaren Augenblick lang jedes einzelne Jahr seines unvorstell
baren Alters vor sich. Dann ließ er die Hand sinken und lächelte ge
quält. »Lasst euch das eine Lehre sein, meine Freunde. Geht niemals
davon aus, das auch heute noch jemand etwas weiß, was einmal zur
Allgemeinbildung gehörte.«
»Ich glaube, Ihr dürftet für diesen Irrtum erheblich mehr Gelegen
heit gehabt haben als wir«, erwiderte Bahzell. Wencit lachte leise.
»Zweifellos«, sagte er, wurde dann jedoch wieder ernst. »Gut. Im
Wesentlichen war Yanahir einfach nur neugierig, wie die verschie
denen Menschenrassen entstanden sind. Oder, genauer gesagt, wie
sich die Unterschiede zwischen ihnen ergeben haben. Das wollte er
herausfinden.«
»Waren sie denn nicht immer unterschiedlich?« Vaijon runzelte
verwirrt die Stirn.
»Keineswegs.« Wencit schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Ich bin
zugegebenermaßen nicht in allen Techniken sattelfest, die Yanahir
bei seinen Untersuchungen angewendet hat. Vergesst nicht, dass er
bei Ottovar studierte, und viele seiner Techniken waren schon lange
vor dem Fall vergessen. Zwar sind einige Zauberer in der Lage,
durch die Zeit zu reisen, obwohl – Orr sei Dank – nicht allzu viele.
Nur ein Verrückter würde das tun, denn man kann bloß in die Ver
gangenheit reisen, nicht in die Zukunft, und eine einzige unbedach
te Tat eines Zauberers wäre durchaus in der Lage, die Zeit, aus der
er kommt zu … sagen wir, zu tilgen.« Er verzog das Gesicht. »Aber
Yanahir hat die besten Wahrsagungszauber seiner Zeit gewirkt, um
Ottovar in den Ersten Zauberkriegen zu helfen. Er könnte eine Va
riation benutzt haben, um zu tun, was auch immer er getan hat. Die
jenigen unter seinen Zeitgenossen, die seine Werke kannten, fanden
seine Ergebnisse jedenfalls ganz und gar unwiderlegbar.«
»Und was waren das für Ergebnisse?« Bahzells Augen wirkten
beinahe so strahlend wie die von Wencit, als sie von Wissensdurst
glühten.
»Es gab ursprünglich nur eine einzige Rasse auf der Welt«, erklär
te Wencit schlicht. »Menschen.«
»Aber das ist …« Vaijon unterbrach sich.
»Das ist lächerlich«, beendete Wencit an seiner Stelle den Satz und
zuckte mit den Schultern. »Zweifellos scheint es so, aber Yanahir hat
wirklich sehr eindeutige Beweise vorgelegt. Nach seinen Studien ha
ben sich die drei ›ursprünglichen‹ Menschenrassen erst während ei
nes Vorfalls gebildet, den er die ›Spaltung‹ nannte. Danach trieben
die ›Keile‹, die sie voneinander unterschieden, ihre Entwicklung
auseinander. Dazu zog er das Auftauchen der Elfen heran. Wir fin
den übrigens Beweise für diese Theorie in der Geschichte der Halb
linge. Die Geschichten und die Historie sind sich einig, dass es vor
dem Fall von Kontovar keine Halblinge gab, was ich
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