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Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kriegsgott
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Bahzell das wahre Ausmaß die
ses Weges.
14
»Bei Phrobus!«
    Brandarks leiser Fluch spiegelte Bahzells eigenes Staunen voll
kommen wider. Der Pferdedieb warf nur einen kurzen Seitenblick
auf seinen Freund, denn was da vor ihm lag, zog ihn sofort wieder
in seinen Bann.
    Die Bauwerke von Belhadan und die Hohen Straßen des Reiches
waren schon Wunder genug, jetzt jedoch sahen die beiden Hradani
zum ersten Mal die Arbeit von Ingenieuren der Zwerge, die unbe
einflusst von Menschen hatten arbeiten können. Was auch auf den
ersten Blick deutlich wurde. Niemand, der den westlichen Eingang
des Zwergenheim-Tunnels sah, hätte nicht sofort begriffen, dass nur
ein Zwerg ein solches Unterfangen ersinnen und ausführen konnte.
    Die ganze Flanke eines Berges war weggeschnitten und zu einer
blanken, steilen Fläche nackten Felsens geglättet worden, die min
destens achthundert Meter hoch war. Der bloße Stein strahlte etwas
Erbarmungsloses aus, eine Klarheit der Linien und Flächen, die die
Natur niemals so erzeugt hätte. Das Bauwerk war von einer Hand
und einem Auge angelegt worden, das in geraden Linien dachte
und an eine zweckgerichtete Vollkommenheit glaubte. Es erhob sich
mit einer majestätischen Strenge über die erbärmlichen Würmchen
zu seinen Füßen, die zu eindringlich war, als dass sie einfach nur
hätte schön sein können.
    Der Eingang des Stollenherz-Tunnels bildete einen schwarzen
Klecks gegen diesen gewaltigen Hintergrund. Erst als sich die Ge
fährten seinem von Gattern geschützten Schlund näherten und die
Bastionen sahen, die in den Fels rechts und links neben ihn geschla
gen waren, ermaßen sie die wahre Größe des Stollens. Die Bastionen
waren mit Soldaten besetzt, wie auch die mit Zinnen bewehrte
Überführung, die sich über die ganze Breite des Eingangstores er
streckte. Wachen blickten aus Schießscharten auf die Reisenden hin
ab, aus denen man heißes Öl und brennendes Pech hinabgießen
konnte. Offenbar war der Kommandeur der Bastion jedoch über ihr
Kommen unterrichtet, denn der untersetzte Zwerg am Eingang hob
nur grüßend seine Streitaxt und winkte sie weiter.
    Bahzell achtete kaum auf die Wachen, denn seine Aufmerksamkeit
wurde vollkommen von dem Stollen in Anspruch genommen. Wäh
rend die Hufe über den gepflasterten Zugang klapperten, trat er ehr
fürchtig unter das massive Gewölbe. Sonst bereiteten ihm unterirdi
sche Räume meist Unbehagen. Er litt zwar nicht gerade an Klaustro
phobie, aber auf jemanden seiner Größe wirkten Höhlen und Tunnel
verständlicherweise etwas beengend. Doch das Stollenherz in Zwer
genheim war mehr als fünfzig Meter breit und seine Decke schien so
hoch über dem Boden zu schweben, dass er nie das Gefühl hatte, sie
würde sich auf ihn stürzen. Eine beruhigende Brise frischer, kühler
Luft strömte durch Belüftungsschächte. Das Licht im Stollen wirkte
im Vergleich zu dem strahlenden Tageslicht zwar gedämpft, aber es
war dennoch viel heller, als Bahzell erwartet hätte. Alle zwanzig
Meter brannte eine Laterne, die in die Wand eingelassen war, und
obwohl sie keine Reflektoren hatten – wie zum Beispiel die Later
nen, die Bahzell im Übungssaal des Ordenskapitels in Beilhain gese
hen hatte –, leuchteten sie den Stollen beinahe ebenso hell aus. Er
brauchte einige Minuten, bis er den Grund dafür erkannte.
    Die Zwerge benötigten keine Reflektoren, weil die Wände selbst
diese Aufgabe übernahmen. Der Stein war nicht nur einfach glatt, er
war so glänzend geschliffen, dass er beinah einem Spiegel glich,
ohne dass auch nur eine einzige Schleifspur die glatte Oberfläche
verunstaltet hätte. Bahzell schüttelte staunend den Kopf.
    »Was?« fragte Wencit leise neben ihm, und Bahzell drehte sich um.
Die geheimnisvollen Augen des Zornigen Zauberers wirkten in dem
gedämpften Licht noch unheimlicher. Sie schwammen wie zwei Be
cken von Hexenfeuer unter seinen dichten Brauen. Ihr unstetes Glü
hen war so hell, dass Bahzell in ihrem Licht beinahe hätte lesen kön
nen. Doch nicht einmal dieser seltsame Anblick war imstande, ihn
aus seiner Verblüffung über die bloße Existenz dieses Stollens zu
rütteln. So etwas konnte es einfach nicht geben.
    »Die Wände«, erwiderte er nach einer Weile beinahe eingeschüch
tert, als wollte er vermeiden, dass ihn die Erbauer des Stollens hören
konnten. »Man sieht keine einzige Schleifspur.«
    »Stimmt«, bestätigte Wencit, neigte den Kopf und betrachtete die
Wand genauer. Er nahm sie beinahe kritisch in Augenschein und
zuckte

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