Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kriegsgott
Vom Netzwerk:
den Ohren auf eine
Mutter, die ihre beiden Kinder aus seinem Weg scheuchte. »Das
Wissen, wie ich mich selbst fühlen würde, wenn ich die Meinen be
droht sähe, macht mich geduldiger mit solchen Leuten«, meinte er.
»Das verstehe ich. Bei mir ist das jedoch anders. Vor allem, weil
mich die Leute nicht als Bedrohung betrachten, aber noch mehr we
gen meiner eigenen Kindheit. Weil mir Seldan und Marja eine Fami
lie schenkten, weiß ich jetzt, was meine Mutter nach dem Tod mei
nes Vaters erlitten hat, als sie sich mit drei kleinen Kindern allein
durchschlagen musste. Eben dieses Wissen hat mich zu Tomanâk
geführt. Ich wollte versuchen, einer anderen Kaeritha und ihrer
Mutter ein solches Schicksal zu ersparen.«
Sie dachte einige Sekunden lang schweigend nach, schüttelte sich
und sah sich dann um, als müsste sie sich orientieren.
»Ah, da sind wir ja«, meinte sie. »Ich wollte dir dieses Geschäft
zeigen, weil ich seine Besitzer kenne. Einer ihrer Söhne begleitete
eine Händlerkarawane, die letztes Jahr in Rustum in Bedrängnis ge
riet. Er wurde übel zugerichtet und verschleppt, um ein Lösegeld zu
erpressen. Der Orden erwischte aber die Briganten. Ich war zufällig
in einer anderen Angelegenheit in der Nähe unterwegs, also habe
ich ihn anschließend nach Hause gebracht und dabei seine Familie
kennen gelernt.« Sie lächelte. »Ich glaube, sie werden dir gefallen.
Komm mit.«
Sie trat durch einen Bogengang zwischen makellosen Glasscheiben
eines Ladens, die in dem Licht der Laternen zu tanzen schienen.
Bahzell bemerkte erst kurz darauf, dass dieses Funkeln von Edelstei
nen kam, die wie Sterne in langen Reihen auf schwarzem Samt aus
gelegt waren. Er zuckte überrascht mit den Ohren, als ihm auffiel,
dass es kein Schutzgitter gab. Zwischen diesen Juwelen und einem
Dieb befand sich nur eine hauchdünne Glasscheibe. Offenbar setzte
der Ladeninhaber erheblich mehr Vertrauen in die Güte und Ehr
lichkeit seiner Mitmenschen, als Bahzell es tat.
Andererseits, vielleicht war der Mann gar nicht so naiv. Auch
wenn Bahzell Stollenende nach all den Wochen in der Wildnis sehr
groß erscheinen mochte, kannte der Ladeninhaber vermutlich alle
seine Nachbarn mit Namen. Zudem blieben jedem Dieb, der Zugriff
und dann weglaufen wollte, nur zwei Fluchtmöglichkeiten. Nach
Osten oder nach Westen. Und das Stollenherz bot keine dunklen
Seitenstraßen oder Orte, an denen man sich vor Verfolgern verste
cken konnte.
De Laden war geräumig genug, um Menschen und Zwergen ge
nügend Platz zu bieten, und selbst Vaijon passte ohne Probleme hin
ein. Bahzell natürlich nicht, aber er hatte seit seiner Flucht aus Na
vahk nur wenige Gebäude betreten, in denen er sich hatte aufrichten
können. Mittlerweile war er daran gewöhnt. Was er allerdings nicht
kannte, war das Ticken, das ihn im Ladeninneren empfing. Es war
ein leises, beinahe gedämpftes Geräusch, das erst durch seine viel
fältige Wiederholung einen dröhnenden Unterton bekam.
Uhren.
Es waren Dutzende von Uhren, in allen Formen und Größen, die
um ihn herum tickten. Pendel schwangen hin und her, geschmückte
Zeiger ruckten um beleuchtete Zifferblätter, zählten präzise Interval
le ab, und sogar kleine Vögelchen warteten hinter geschlossenen Tü
ren, um plötzlich hervorzuschießen und die volle Stunde zu verkün
den. Aber es tickten nicht nur Wanduhren, sondern auch Taschen
uhren, die in Glaskästen auf Betten aus Samt lagen und ihren winzi
gen Teil zu der allumfassenden Musik beitrugen.
Bahzell und Brandark betrachteten die ruckenden Zeiger und
grinsten sich dann entzückt an. Sie wussten natürlich, dass es Uhren
und Taschenuhren gab, schon bevor sie ihr Heimatland verlassen
hatten. Und auch seitdem hatten sie einige gesehen. Aber sie hatten
nicht erwartet, so viele an einem einzigen Ort vorzufinden. Und sie
waren auch nicht auf die Kunstfertigkeit vorbereitet, die man auf
ihre Herstellung verwendet hatte, oder darauf, wie fesselnd es war,
ihren verwirrenden Zweck zu beobachten. Bahzell lachte, als er be
merkte, dass sie alle exakt dieselbe Zeit anzeigten. Obwohl er wenig
davon verstand, bezweifelte er, dass selbst Zwerge diese vielen Zeit
messer dazu bringen konnten übereinzustimmen. Und er grinste, als
er sich vorstellte, wie der Besitzer jeden Morgen in seinem Geschäft
herumrannte und sein Inventar neu stellte.
»Ja bitte? Womit kann ich Euch dien … Kaeritha! «
Die tiefe, angenehme Stimme riss Bahzell aus seinen Gedanken. Er
drehte sich so schnell herum, wie der begrenzte

Weitere Kostenlose Bücher