Weber David - Schwerter des Zorns - 2
Lord«, fügte er hinzu.
»Oh, das kümmert mich nicht«, versicherte ihm Uthmar mit einer
wegwerfenden Handbewegung. »Himmel, eigentlich ist es sogar ein
recht albernes Lied, findet Ihr nicht?« Er schnaubte verächtlich. »Die
Verse der dritten Strophe haben ein mehr als holpriges Maß, und
erst dieser gezwungene Rhythmus in der fünften …!«
Er verdrehte die Augen und Bahzells Ohren zuckten steil nach
oben. Seine Lippen zuckten und dann lachte er laut heraus.
»Aye, allerdings, es ein sehr albernes Lied«, schloss er sich begeis
tert dem Urteil des Zwerges an und grinste heimtückisch Brandark
entgegen, von dessen gelassener Unschuldsmiene plötzlich nichts
mehr zu sehen war.
»Wie dem auch sei«, fuhr Uthmar fort, »die Silbernen Kavernen
haben uns benachrichtigt, dass Ihr sehr wahrscheinlich hier entlang
kommen würdet, und der Clan Harkanath hat mich ausdrücklich
darauf hingewiesen, dass Ihr bei ihnen Kredit genießt.«
»Ach wirklich?« Bahzell betrachtete den Zwerg zurückhaltend. Er
war nicht sonderlich überrascht, dass Kilthan die Zwerge von Stol
lenherz über sein und Brandarks Kommen benachrichtigt hatte,
denn Meister Kresko hatte ja versprochen, diese Nachricht über die
Magier an den Clan der Silbernen Kavernen weiterzugeben. Doch es
verwunderte ihn schon, dass Kilthan den Kredit erwähnt hatte.
»Oh, das binden sie natürlich nicht jedem Erstbesten auf den Rüs
sel«, beruhigte ihn Uthmar. »Aber mein Sanitharlahnahk …« Er hielt
inne und runzelte die Stirn. »Das ist der zweite Cousin väterlicher
seits der Schwägerin meiner Frau, wie ihr ihn nennen würdet, denke
ich. Stimmt das so, Kerry?« Er sah Kaeritha fragend an und sie zuck
te hilflos mit den Schultern.
»Uthmar, du weißt, dass nur ein Zwerg den Überblick über euren
Clan- und Familienstammbaum behalten kann, ohne verrückt zu
werden. Wenn du sagst, dass er der zweite Cousin väterlicherseits
der Schwägerin deiner Frau ist, dann wird das schon seine Richtig
keit haben.«
»Ach du liebe Güte!« Uthmar runzelte noch einmal die Stirn und
zuckte schließlich die Achseln. »Wie auch immer, mein Sanitharlah
nahk ist jedenfalls mit Kilthandahknarthas' Sanhanikmah verheiratet.«
Er sah Bahzell erwartungsvoll an, als beantworte das alle offenen
Fragen. Der Pferdedieb warf Kaeritha einen Hilfe suchenden Blick
zu. Sie zuckte erneut ratlos mit den Schultern. Dann schaute er wie
der zu Uthmar hinunter.
»Und?« fragte er aufmunternd.
»Nun, das macht Kilthan und mich sozusagen fast zu Brüdern!«
rief Uthmar begeistert aus und fuchtelte mit beiden Händen in der
Luft herum. »Aus diesem Grund hat er mich gebeten, mich Eurer
besonders anzunehmen, und natürlich auch Eurer Freunde, falls Ihr
zufällig in Stollenende eine Rast einlegen solltet.«
»Ihr sollt Euch unserer annehmen? Und was genau habt Ihr dies
bezüglich im Sinn?« erkundigte sich Bahzell höflich.
»Es ist ja bedauerlicherweise offenkundig, dass Ihr keine Rüstung
braucht. Nicht, dass ich Euch nicht mit etwas deutlich Besserem«, er
schniefte kurz, »hätte ausstatten können als der alte Kara. Aber dar
um geht es hier jetzt auch nicht! Ihr verfügt über eine ganz passable
Rüstung, und ich nehme an, dass Ihr auch hinlänglich bewaffnet
seid?« Er sah den hünenhaften Hradani erwartungsvoll an, und der
nickte bestätigend. »Dachte ich mir! Aber ich möchte wetten, dass es
Euch an einem dennoch mangelt, Milord Paladin. Und zwar an ei
ner erstklassigen Uhr.«
»Einer Uhr?« Bahzell blinzelte verwirrt. »Was soll ich, bei To
manâk, mit einer Uhr anfangen?«
»Jeder braucht eine gute Uhr, Milord!« versicherte ihm Uthmar
überzeugt. »Wenn Ihr noch nie eine besessen habt, könnt Ihr Euch
nicht einmal annährend ausmalen, was für eine ungeheure Hilfe
eine Uhr bei der Organisation Eures Tages sein kann! Jeder, der
einen Terminplan einhalten muss, braucht eine Uhr, vor allem See
leute!«
»Seeleute?« Brandark spitzte die Ohren. »Warum brauchen Seeleu
te eine Uhr?«
»Zur Navigation, Milord. Um zu navigieren!« Uthmar schüttelte
den Kopf. »Ein Seemann muss immer die genaue Zeit wissen, um
seinen Standort präzise bestimmen zu können. Das erfordert den
besten Zeitmesser, den er bekommen kann. Und bei aller gebotenen
Bescheidenheit, es gibt in ganz Norfressa keine besseren Zeitmesser
als in diesem Geschäft.«
Er deutete mit einer schwungvollen Bewegung seiner kurzen
Arme auf seine tickende Ware, und Brandark folgte seiner Bewe
gung mit einem nachdenklichen Blick.
»Ach wirklich?«
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