Weber David - Schwerter des Zorns - 2
sich
her, mit denen sie eine unsichtbare Maschine in den Bergen zurück
holte, nachdem sie ihren Abfall auf einen der gewaltigen Haufen am
Fuß der Berge geleert hatten. Die Gleise führten an Erhebungen vor
bei, die Bahzell zunächst für steile, natürliche Hügel zwischen den
Abfallhaufen und dem Berg gehalten hatte. Doch als sie sich diesen
Formationen näherten und er die regelmäßige Form dieser Hügel
bemerkte, wurde ihm klar, dass sie Relikte des Mülls ganzer Gene
rationen darstellten, während sich die Gleise allmählich immer wei
ter von der Stadt entfernten. Offenbar hatten die Zwerge viel Mühe
auf sich genommen, diese Abfallberge künstlich zu formen. Auf den
älteren Müllbergen wuchsen auch schon hohe Bäume. Dennoch wa
ren diese »Vorgebirge« ein widerlicher Beweis für die ungeheure
Menge an Abfall, den die Bewohner der Silbernen Kavernen im Lauf
der Jahrhunderte aufgehäuft hatten.
Natürlich bildeten diese Müllberge, der Rauch, der Ruß und der
Gestank die unvermeidlichen Nebenprodukte der Industrie der
Zwerge. Und obwohl sie sich Mühe gaben, ihre Wirkung einzudäm
men, fand Bahzell den Anblick und die Gerüche wenig einladend.
Allerdings hatte er in anderen Städten noch viel Schlimmeres gese
hen, und das mit weit geringerer Berechtigung. Navahk zum Bei
spiel glich im Vergleich zu den Silbernen Kavernen einer wahren
Jauchegrube und fügte der Umwelt erheblich mehr Schaden zu,
ebenso wie die Elendsviertel von Riverside und andere Menschen
städte, die er besucht hatte. Und dabei brachte dieses Elend nur
Krankheiten und Not hervor.
Bahzell riss sich aus seinen Gedanken, als Kilthan auf einem Ab
satz von der Treppe abbog und Rianthus und ihn in einen recht
schmucklosen Seitengang führte. Statt Verzierungen wiesen die
Wände, die von der Feuchtigkeit, wie sie aus den Belüftungsschäch
ten drang, mit einer schleimigen Schicht überzogen waren, nur Noti
zen in der Blockschrift des Zwergenalphabets auf. Bahzell be
herrschte die Zwergenschrift, freundlich formuliert, nur sehr be
grenzt. Er konnte zwar einiges entziffern, bei weitem aber nicht ge
nug, als dass er aus den Zeichen hätte schlau werden können. Offen
bar jedoch waren die meisten Notizen eine Art Richtungsangaben.
Die Pfeile, die sich gelegentlich unter den Buchstaben fanden, hätten
ihm das auch verdeutlicht, wenn er kein einziges Wort hätte entzif
fern können.
Hier unten war es erheblich wärmer, die Luft schmeckte scharf
und metallen, und legte sich unangenehm auf seine Schleimhäute
und seinen Rachen. Außerdem spürte er eine Vibration, als wenn
der Stein selbst wie eine monströse Katze schnurrte. Er warf Rian
thus einen scharfen Seitenblick zu, doch der Mensch lächelte beruhi
gend und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, Kilthan zu fol
gen. An einer Biegung des Korridors blieb der Zwerg stehen, sah zu
rück und winkte die beiden ungeduldig zu sich. Bahzell zuckte mit
den Schultern, folgte seiner Aufforderung und blieb überrascht ne
ben ihm stehen.
Kilthan hatte auf einer hohen Empore Halt gemacht, die sich ge
gen die Wand eines Durchgangs schmiegte, der so breit war wie der
Eingang des Zwergenheim-Stollens. Hatte jedoch an dem Stollenein
gang die fast gedämpfte Stille des schläfrigen, spärlichen Verkehrs
im Winter geherrscht, so rumpelte, stampfte und donnerte es in die
ser Passage. Auf ihrem Steinboden waren Schienen verlegt, und
mächtige Zugpferde zogen Dutzende von Loren hinter sich her, die
mit einem unbeschreiblichen Durcheinander beladen waren. Auf ei
nem lagen Hellebardenschäfte und Streitäxte in Bündeln wie Feuer
holz aufgeschichtet. In anderen glänzte etwas wie Fischschuppen,
bis es Bahzell dämmerte, dass er auf die schuppenförmigen Platten
von Panzerhemden schaute. Andere Loren transportierten Schaufel
blätter, Hackenköpfe, Äxte und Hämmerköpfe, sowie eine Vielzahl
anderer Werkzeuge. Auf flacheren Karren lagen noch mehr Schie
nen, und ihnen folgten Gruppen von Arbeitern mit Vorschlaghäm
mern und Bohrern, die offenbar das Schienennetz noch weiter in
den Tunnel vorantreiben wollten. Andere Loren, die in den Tunnel
rumpelten, schienen Kohlen zu transportieren, nur dass es gar keine
Kohlen waren. Gruppen von Arbeitern strömten aus dem Eingang,
als wären der Pferdedieb und seine Freunde gerade rechtzeitig zum
Schichtwechsel eingetroffen.
Der Hradani betrachtete beeindruckt die Szenerie, auch wenn er
sich fragte, warum ihn Kilthan ausgerechnet hierher geführt hatte.
Da bohrte ihm der Zwerg seinen
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