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Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kriegsgott
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vergessen zu haben schienen,
wie anstrengend Querfeldein-Langlauf auf Skiern sein konnte.
    Er beobachtete, wie Kaeritha ihren Schlafsack zusammenrollte und
auf den Schlitten packte, und bewunderte das rote Feuer, das die
Sonnenstrahlen auf einige Strähnen ihres dunklen Haares warfen,
die sich aus dem Kriegerzopf gelöst hatten. Sie sah mit den beiden
Kurzschwertern an ihrer Seite, der Atemwolke, die sie wie eine Au
reole umgab, und der Konzentration, mit der sie ihre Aufgabe erle
digte, beeindruckend aus. Plötzlich durchströmte Bahzell ein starkes
Gefühl der Liebe zu ihr. Es war keine romantische Anwandlung,
auch wenn er keineswegs blind für Kaerithas Attraktivität war. Sie
strahlte an diesem klaren, kalten Morgen eine strenge Schönheit aus,
wie die vollendete Klinge eines über Generationen vererbten
Schwertes, und bewegte sich mit der Geschmeidigkeit von jeman
dem, der in langen Jahren eine Kampftechnik erlernt hatte, die auf
Geschwindigkeit und vollkommenem Gleichgewicht beruhte. Aber
sie war außerdem auch die Schwester, als die er sie bei ihrer ersten
Begegnung angesprochen hatte.
    Sie blickte auf, als fühlte sie seinen Blick, und lächelte ihn an. Er
erkannte dieselben Empfindungen in ihren dunkelblauen Augen,
deren Blick den seinen kurz streifte. Dann jedoch widmete sie sich
wieder ihrer Aufgabe, nahm Brandarks Schlafsack entgegen und
verstaute ihn ebenfalls auf dem Schlitten neben ihrem. Während sie
mit der Blutklinge zusammenarbeitete, wurde Bahzell etwas deut
lich, was er zwar immer schon gewusst zu haben schien, sich aber
niemals bewusst gemacht hatte.
    Sie waren Brüder und Schwestern, Kaeritha und Brandark und
Vaijon und er. Wie es angefangen hatte, wie sie zusammengekom
men waren und welche Schwierigkeiten sie auch unterwegs über
wunden hatten! Unwillkürlich schaute er Vaijon an und lächelte. All
das spielte keine Rolle mehr. Sie gehörten hierher, an diesem eiskal
ten Morgen, und die gewaltige Aufgabe, die ihrer harrte, war ihrer
nur angemessen. In diesem einen, kurzen Augenblick schien ein glü
hendes, goldenes Licht Bahzell Bahnaksons Seele zu durchfluten. Sie
packte ihn wie eine mächtige Sturmbö, war jedoch trotz ihrer Kraft
auch zärtlich. Und er wusste, dass alles richtig und unausweichlich
war. In diesem kurzen Augenblick, der nur einen Wimpernschlag
dauerte, wurde sich Bahzell nicht nur gewahr, wie sehr er seine Ge
fährten liebte, sondern auch, wie zerbrechlich sie waren. Wie zer
brechlich sie alle waren, auch er, und wie schrecklich es schmerzen
würde, einen von ihnen zu verlieren. In diesem Augenblick begriff
er den hohen Preis, den die Liebe kostete, klarer als je zuvor. Sie war
keine Bresche in einer Rüstung, wie er einst befürchtet hatte. Zwei
fellos würde ein Feind sehr schnell herausfinden, ob eine Möglich
keit bestand, diese Liebe gegen ihn zu wenden, aber das erschien ne
ben dem anderen Preis beinahe unbedeutend.
    Der Preis des Verlustes. Das Wissen, dass er am Ende alle verlie
ren musste, die er liebte, denn nur Elfen waren unsterblich, und
selbst diese starben, wenn auch meist von eigener Hand. Es war je
doch keine bedrückende Erkenntnis, denn der Schmerz, den er emp
finden würde, wenn er einen seiner geliebten Freunde verlor, war
nur die Kehrseite der Freude, die ihm ihre Gesellschaft bereitete. Er
konnte dem Schmerz nur ausweichen, wenn er auf die Freude ver
zichtete, das gegenseitige Vertrauen aufgab und das Wissen ablehn
te, dass er nicht allein war. Würde er jedoch eine solche Rüstung um
sein Innerstes errichten, so wäre das nur eine andere Art von Ster
ben.
    Dieser durchdringende Augenblick des Gewahrwerdens war zu
stark, als dass er hätte lange andauern können. Doch gleichzeitig
würde er ihn niemals vergessen. Die Erkenntnis durchdrang ihn vi
brierend wie ein lautloser Sturm, und verfestigte sich zu einer Erin
nerung – wie ein vollkommenes Insekt mit Juwelenflügeln, das für
immer in einem Bernstein erhalten war. Die Erinnerung an diesen
kostbaren Augenblick würde immer da sein, damit er sich auf sie
stützen konnte wie auf einen Talisman im Kampf gegen das Dunkle.
Und er würde sie für immer hüten.
»He, Lulatsch!«
    Er blinzelte, sah hoch und sah die Rolle eines Schlafsacks auf sich
zufliegen. Seine Hände zuckten aus purem Reflex hoch, und er fing
ihn auf, unmittelbar bevor er ihn gegen die Brust getroffen hätte. Er
sah Brandark finster an.
    »Ist es nicht ein bisschen riskant, am frühen Morgen allzu tollkühn
zu werden, Kleiner?« knurrte

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