Weber David - Schwerter des Zorns - 2
bisschen umher und
gib deinen Muskeln Gelegenheit, sich zu lockern, während wir das
Lager abbrechen.«
»Ich kann Euch helfen«, widersprach Vaijon.
»Sei nicht albern«, meinte Kaeritha. »Schließlich liegst du nicht
faul in deinem Schlafsack herum, Vaijon! Wir schaffen es vermutlich
sogar schneller ohne dich, jedenfalls bis du dich wieder besser bewe
gen kannst.«
Vaijon verzog das Gesicht, nickte aber zustimmend. Er marschier
te, zunächst sehr langsam, in dem niedrigen Schnee im Windschat
ten der Bäume herum, während Bahzell, Brandark und Kaeritha
rasch das Lager abbrachen.
Sie hatten Zwergenheim vor mehreren Tagen verlassen und befan
den sich kurz vor Daranfel. Ihre Reisegruppe war erheblich zusam
mengeschmolzen, weil Bahzell die Ritter des Ordenkapitels von Bel
hadan in Zwergenheim zurückgelassen hatte, wie er es Herrn Char
row versprochen hatte. Wencit hatte sich ebenfalls von ihnen ge
trennt, um die Ebene des Windes zu überqueren, wo er seinen eige
nen Angelegenheiten nachging. Bahzell war zwar von der Entschei
dung des Zauberers ein wenig überrascht worden, weil er angenom
men hatte, dass Wencit ihnen gegen Sharnâ helfen wollte, aber er
hatte gar nicht erst versucht zu widersprechen. Wencit von Rûm
ging dahin, wohin er wollte, wann er es wollte, und wusste am bes
ten, was er zu tun hatte. Außerdem war dieser Kampf Bahzells Auf
gabe, und die Statuten von Ottovar hätten Wencit ohnehin daran ge
hindert, Zauberei einzusetzen, es sei denn, der Feind selbst hätte
Hexerei gegen ihn angewendet. Also hätte er nur ein – wenn auch
sehr willkommener – Ratgeber für Bahzell sein können.
Am meisten bedauerte Bahzell jedoch, dass er mit den anderen
auch die Pferdewagen zurücklassen musste. Er hatte sich allmählich
an den – wenn auch bescheidenen – Luxus gewöhnt, den diese Wa
gen boten. Allerdings hütete er sich, das vor seinen Gefährten zuzu
geben, vor allem, weil ein lauthals protestierender Brandark ge
zwungen war, seine kostbaren Bücher in Kilthans Obhut zu geben.
Sich selbst konnte er es jedoch eingestehen. Dennoch waren sie weit
besser ausgerüstet, als Brandark und er es bei ihrer Flucht aus Na
vahk gewesen waren. Sie hatten einen leichten Schlitten mitgenom
men, der mit Vorräten, Brennstoff für Notfälle, einem großen Zelt
und ihren Schlafsäcken beladen war. Brandark und er zogen den
Schlitten abwechselnd, obwohl Kaeritha und Vaijon einwandten,
dass sie diese Aufgabe ebenfalls übernehmen müssten. Ihre Proteste
verstummten jedoch bereits am zweiten Tag. Keiner von ihnen
konnte auch nur annährend mit der Ausdauer eines Hradani kon
kurrieren, was sie zugaben, als sie sahen, wie Bahzell und Brandark
den Schlitten Stunde um Stunde hinter sich herzogen.
Selbst nach Maßstäben der Hradani gemessen kamen sie ganz gut
voran und wären vielleicht sogar noch weiter südlich gewesen, wäre
Vaijon ein geübter Skifahrer gewesen. Bahzell war dennoch zufrie
den. Sie hatten das Herzogtum Barandir der Länge nach durchquert
und sollten innerhalb höchstens einer Woche Durghazh erreichen,
die nächstgelegene Stadt der Pferdediebe. Und das, obwohl Vaijon
sie aufhielt.
Bahzell beobachtete den Jüngling aus den Augenwinkeln. Vaijon
bewegte sich jetzt etwas geschmeidiger und wirkte sichtlich über
rascht, als die Wirkung des Tees einsetzte. Bahzell verbarg seine Be
lustigung. Er hatte niemals über den Grund nachgedacht, warum
die Hradani so ausdauernd waren und wieso sie sich so rasch von
ihren Wunden erholten, bis Wencit es ihm erklärt hatte. Sein Volk
war einfach so, das war eine unbestreitbare Tatsache des Lebens.
Bahzell hatte nicht einmal wahrgenommen, dass die anderen Men
schenrassen nicht über diese Fähigkeiten verfügten, bis er sich vor
einem Jahr auf seine Wanderschaft gemacht hatte. Selbst jetzt be
trachtete er sie noch mit gemischten Gefühlen. Dass die Hradani
ihre körperliche Zähigkeit zum großen Teil den Machenschaften der
Carnadosaner verdankten, war alles andere als eine angenehme
Vorstellung. Dennoch räumte Bahzell ein, dass es auch seine guten
Seiten hatte. Wie Brandark und er Vaijon erklärt hatten, tranken
Hradani den Tee, den er dem jungen Ritterprobanden eingeflößt
hatte, tatsächlich nicht. Und zwar deshalb, weil Hradani im Gegen
satz zu Menschen so gut wie nie unter Muskelkater litten. Ein paar
Stunden Ruhe genügte ihnen, um sich selbst unter den härtesten Be
dingungen zu erfrischen. Das war angesichts der Tatsache sehr hilf
reich, dass seine Waden und Schenkel
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