Weber David - Schwerter des Zorns - 2
hoffe
sehr, dass er es annimmt.«
»Danke«, erwiderte Kilthan ernst und streckte feierlich die Hand
aus.
18
»Igitt! Das riecht ja ekelhaft!«
Vaijon zuckte vor der dampfenden Schale in Bahzells Hand zu
rück. Der Pferdedieb lachte. Sein Atem bildete eine dicke Wolke, die
langsam aus dem dunklen Schatten aufstieg, den die schützenden
Tannen rund um ihr Lager warfen. Sie färbte sich golden, als die
Strahlen der aufgehenden Sonne auf sie fielen.
»Aye, das will ich nicht abstreiten, Junge. Aber ich habe gehört,
wie du stöhntest, als du heute Morgen aus deinem Schlafsack gekro
chen bist.«
»Ihr würdet auch stöhnen, wenn Ihr niemals zuvor auf diesen
Phrobusverdammten …« begann Vaijon erhitzt, während er die
Schale mit sichtlicher Abneigung betrachtete, unterbrach sich dann
jedoch. »Eure Muskeln würden ebenfalls schmerzen, wenn Ihr nie
mals zuvor auf Skiern gestanden hättet«, beendete er seine Klage so
würdevoll wie möglich.
»Zweifellos.« Bahzell verzichtete darauf, den jungen Probanden
darauf hinzuweisen, dass er selbst ebenfalls seit mehr als drei Jahren
nicht mehr auf Skiern gestanden hatte, und Brandark wahrschein
lich noch viel länger. Denn es gab in ganz Navahk keinen Ort, an
dem man Geländelanglauf auf Skiern üben konnte. Zudem war
Brandark ein Städter. Zu Bahzells gelinder Überraschung bewegte
sich Kaeritha dagegen ebenso graziös auf Skiern wie auf einem Pfer
derücken. Warum überraschte ihn das eigentlich? Er wusste zwar
wenig über ihr Heimatland, aber das Herzogtum von Moretz lag
beinahe ebenso weit nördlich wie Hurgrum. Ein Bauernmädchen,
das dort aufwuchs, konnte das Skifahren sehr wohl lernen. Und
wenn sie es nicht dort gelernt hatte, hatte sie offenbar viel Zeit in
den nordöstlichen Provinzen des Reiches zugebracht, angesichts ih
rer Vertrautheit im Umgang mit Skiern. Denn bei den Menschen in
dieser Gegend war dieses Hilfsmittel sehr verbreitet.
»Wenn du willst, kannst du gern im Schlitten fahren, Vaijon«,
schlug Kaeritha vor, und der junge Mann warf ihr einen finsteren
Blick zu. Sie lächelte jedoch nur mitfühlend. »Es fällt schon Leuten
schwer, sich wieder daran zu gewöhnen, die es einmal gelernt ha
ben. Für einen Anfänger ist das noch viel schwerer, weil er lernen
muss, vollkommen ungewohnte Muskeln anzustrengen.«
»Ich weiß, Milady. Aber …« Vaijon unterbrach sich und schaute
auf die Schale. Er sog das Aroma vorsichtig ein und verzog das Ge
sicht, als seine Nase bestätigte, dass es immer noch so schlimm roch
wie beim ersten Mal. »Das Zeug bringt mich doch nicht um, oder?«
erkundigte er sich misstrauisch.
»Bestimmt nicht«, versicherte ihm Bahzell.
»Ich weiß nicht, ob es mir wirklich etwas ausmachen würde«, gab
der junge Ritterproband zu und lächelte gequält. »Ach, gebt sie mir
einfach, Milord! Ich versuche nur, Zeit zu schinden!«
Er nahm die Schale in eine Hand, hielt sich mit der anderen die
Nase zu und goss sich die übel riechende Brühe in einem Zug die
Kehle hinunter.
»Bei allen Göttern!« würgte er. »Das schmeckt ja noch schlimmer,
als es riecht!« Er saß eine Weile da und konzentrierte seine ganze
Willenskraft darauf, den Tee in seinem Magen zu behalten. Dann
verzog er das Gesicht und reichte Bahzell die Schale. »Seid Ihr si
cher, dass Euer Volk so etwas trinkt, Milord?«
»Was? Mein Volk?« Bahzell lachte. »Junge, kein Hradani würde je
mals so etwas trinken«, er deutete mit einem Nicken auf den damp
fenden Topf, der auf dem kleinen Feuer brühte, »solange er atmet.«
»Aber Ihr sagtet doch …!« begann Vaijon empört, als ihn Brandark
unterbrach.
»Er sagte, Vaijon, dass die Bergsteiger vom Ostwandmassiv, die
Rentierjäger und Skifahrer es trinken, um ihre verhärteten Muskeln
zu entspannen. Er hat nie behauptet, dass Hradani so etwas hinun
terwürgen.«
»Verstehe.« Vaijon warf ihm einen grimmigen Blick zu, aber seine
Mundwinkel zuckten und seine Augen funkelten unmerklich.
»Ich musste doch irgendwie dafür sorgen, dass du es schluckst«,
erklärte Bahzell. »Und es hat schließlich geklappt, oder nicht?«
»Erinnert mich bitte daran, dass ich nie irgendwelche Pferde oder
Land von Euch kaufe, Milord«, entgegnete Vaijon und stand mit ei
nem unterdrückten Stöhnen auf. Er blieb einen Augenblick stehen
und beugte dann vorsichtig ein Knie.
»Es wird etwas dauern, bis dieser Tee wirkt«, erklärte Bahzell, als
der junge Ritterproband den Versuch mit einem diesmal recht ver
nehmlichen Stöhnen abbrach. »Geh einfach ein
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