Weber David - Schwerter des Zorns - 2
Ritter vom Orden des Tomanâk. Das war
Kaeritha zwar ebenfalls, doch als weiblicher Krieger stellte sie be
reits einen derartigen Bruch der traditionellen Werte dar, dass ihre
Mitgliedschaft in einem militärisch-religiösen Ritterorden nur noch
sozusagen das Rahmhäubchen ausmachte. Bei Vaijon jedoch stand
diese Mitgliedschaft im Vordergrund und war ein noch wichtigerer
Punkt als die Tatsache, dass er ein Mensch war. Und das unter An
gehörigen eines Stammes, den Menschen so gut wie ausschließlich
auf dem Rücken von Kriegsrössern und Rennpferden der Sothôii zu
sehen bekamen.
Wie auch Bahzells eigener Clan hatte der Gebrochene Speer nur
wenig für Götter übrig, mochten sie Schwarze, Weiße, Lichte oder
Dunkle sein. Sie fürchteten, hassten und verabscheuten zwar die
Dunklen Götter, aber sie vertrauten denen des Lichts ebenfalls nicht
besonders. Letztlich hatte ihnen kein einziger Gott in den letzten
zwölfhundert Jahren etwas geschenkt, und beinahe jeder Hradani
hätte sich bei dem Gedanken, dass eine Gottheit aus heiterem Him
mel etwas für sie tun würde, vor Lachen gebogen.
Dass Bahzell das Schwertgelübde auf Tomanâk abgelegt hatte, war
schon schlimm genug, aber wenigstens war er ein Hradani. Vermut
lich schaute er hin, bevor er sprang, und selbst wenn nicht, würde
ihm sein gesunder Hradaniverstand schon zu Hilfe kommen, bevor
er etwas wirklich zu Dämliches im Namen der Religion anstellen
konnte. Aber wie sollte man einem Menschen zutrauen, dieselbe Zu
rückhaltung walten zu lassen? Vor allem einem so grünen Jüngling
wie Vaijon? Niemand konnte voraussagen, wie jemand mit einem
durch die Religion so aufgeweichten Hirn unter ungünstigen Um
ständen reagierte. Und obwohl Hûralks Ehrengarde den jungen Ad
ligen mochte, behielt sie ihn auch scharf im Auge.
Bahzell unterdrückte ein Lachen, als er daran dachte, dass die Es
korte so sehr damit beschäftigt war, all seine Gefährten im Auge zu
behalten, dass sie auf der ganzen Reise kaum Zeit gefunden hatten,
mit ihm zu trainieren. Doch die Reise war fast zu Ende, und seine
Laune hob sich mit jedem Schritt, als er sich in Bewegung setzte und
durch den schlammigen, matschigen Schnee stapfte.
»Hm! Du hast dir ganz schön lange Zeit gelassen, nach Hause zu
kommen, was? Und in dieser ganzen Zeit haben deine Mutter und
ich nicht eine einzige Zeile von dir erhalten! Kannst du mir auch nur
einen guten Grund nennen, der mich daran hindern sollte, von die
sem meinem Thron zu steigen und dir gehörig in deinen haarigen
Hintern zu treten?«
Die Stimme von Bahnak Karathson, Prinz von Hurgrum und Patri
arch des Clans der Eisenaxt von den Pferdedieb-Hradani, war noch
tiefer als die seines Sohnes. Er war zwar fünf Zentimeter kleiner als
sein Jüngster, doch seine Worte rollten in einer massigen Brust, und
er presste seine beweglichen Ohren an sein grau meliertes Haar, als
er seinen Sprössling von dem Podest hinab anfunkelte, auf dem sein
Thron stand. Bahzell und seine Gefährten standen in der Großen
Halle von Bahnaks Palast. Sie wäre in den meisten Städten des Rei
ches der Axt als Stadthalle durchaus angemessen gewesen. Aller
dings wäre sie dort nie und nimmer durch barbarische, blakende Fa
ckeln erleuchtet worden. Und es hätten auch nicht so viele hünen
hafte, schwer bewaffnete Gardisten an den Wänden herumgelüm
melt, die unverhohlen grinsten, als ihr Prinz seinen verlorenen Sohn
nach seiner Heimkehr gehörig abkanzelte.
»Es gibt keinen einzigen Grund in der ganzen Welt dafür!« erwi
derte Bahzell fröhlich. Dann neigte er nachdenklich den Kopf. »Es
sei denn der, dass mein haariger Hintern im Augenblick recht gut
gepanzert ist, was eine harte Erfahrung für deine zarten Zehen sein
dürfte.«
»Was du nicht sagst!« Bahnak sah ihn finster an, aber seine Mund
winkel zuckten. »Da wir gerade von Rüstungen sprechen … Wärst
du so nett, mir zu erklären, was du in diesen Farben zu suchen hast?
Es war schon übel genug, als ich erfuhr, dass du dich mit Zauberern
einlässt, noch dazu mit einem ›Weißen‹. Doch ich war der Meinung,
ich hätte dich wenigstens gelehrt, dich nicht in die Privatangelegen
heiten von Göttern, Dämonen und Ihresgleichen zu mischen!«
»Das hast du!« bestätigte Bahzell. »Aber was soll ein Mann tun,
wenn sich ein Gott in den Schädel setzt, dass er ihn locken will? Ich
habe versucht nicht hinzuhören. Das ist aber nicht gelungen. Dann
habe ich versucht vor ihm wegzulaufen. Auch kein Glück. Am Ende
hat ein Dämon versucht,
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