Weber David - Schwerter des Zorns - 2
würde.
Politische Erwägungen würden es Sharkah verbieten, einer Beru
fung zur Kriegerin zu folgen. Allerdings wäre sein Widerstand an
gesichts der gelassenen Überzeugung seiner Gemahlin, dass ihre
Tochter, so wie sie selbst, letztlich das tun würde, was sie für richtig
hielt, ohnehin bald zerbröckelt.
Zurzeit waren auch Marglyth und Maritha nicht da. Bahzell ver
mutete, dass sie die ersten Reaktionen des Stammes auf seine Heim
kehr untersuchten. Aber Sharkah, Halah und Adaiah unterhielten
mit Arthanal seine Gefährten, während Bahzell mit seinem Vater
sprach und sein Bruder Barodahn wie immer hauptsächlich zuhörte.
»Wir haben natürlich Farmahs und Talas Schilderung gehört, was
den ersten Teil deiner, sagen wir, Meinungsverschiedenheiten mit
Harnak angeht«, fuhr Bahnak fort und deutete mit einem kurzen
Zucken seiner Ohren auf das Mädchen, das neben Sharkah saß und
schüchtern mit Vaijon plauderte, während Bahzells Schwester un
aufhörlich auf Kaeritha einredete. »Und den Rest haben wir diesem
Lied entnehmen können.«
»Lied?« Bahzell setzte seinen Humpen mit einem lauten Knallen
auf dem Tisch ab und sah seinen Vater misstrauisch an. »Welches
Lied meinst du?«
»Ich glaube, sie nennen es Die Ballade von Bahzell Bluthand oder so
ähnlich.« Er warf Barodahn einen Beifall heischenden Blick zu und
Bahzells älterer Bruder nickte. Bahnak sah seinen Jüngsten wieder
an. »Ich halte es zwar für ein wenig pompös, das Versmaß der drit
ten Strophe holpert fürchterlich, ganz zu schweigen von dem ge
zwungenen Rhythmus in der fünften, aber alles in allem ist es kein
schlechtes Lied. Die meisten Menschen scheinen die Melodie sogar
sehr eingängig zu finden. Ich kann den alten Thorfa gern bitten, es
dir vorzusingen, wenn du es noch nicht gehört hast«, bot er an.
Er hob die Hand, um die Aufmerksamkeit seines alten Barden zu
erregen, aber Bahzell packte sein Handgelenk mit mehr Hast als
Höflichkeit. Bahnak sah seinen Sohn überrascht an.
»Das ist … sehr freundlich von dir, Da«, presste Bahzell durch sei
ne zusammengebissenen Zähne hervor. »Aber ich glaube, ich habe
diese Ballade schon … ein- oder zweimal gehört. Wenn es dir nichts
ausmacht, würde ich es vorziehen, jetzt auf eine Darbietung zu ver
zichten. Es könnte so aussehen, als wäre ich … als würde ich damit
prahlen wollen, weißt du.«
»Ganz wie du meinst.« Bahnak ließ sich zurücksinken, und Bah
zell knirschte mit den Zähnen, als er das mutwillige Funkeln in den
Augen seines Vaters erkannte. Er konnte sich gerade noch davon ab
halten, sich umzudrehen und Brandark einen vernichtenden Blick
zuzuwerfen. Diese Geste hätte von einem der Leibgardisten seines
Vaters falsch verstanden werden können. Was möglicherweise tödli
che Folgen für die Blutklinge gehabt hätte. Allerdings empfand Bah
zell tödliche Konsequenzen für Brandark in diesem Augenblick
durchaus als eine verlockende Alternative.
»Mutter liebt es«, rief Barodahn unvermittelt.
»Aye, das tut sie«, bestätigte Bahnak, und diesmal funkelten seine
Augen viel deutlicher. »Du hättest sehen sollen, wie ihr die Augen
vor Stolz wässrig werden, jedes Mal, wenn Thorfa es singt.« Er wa
ckelte schalkhaft mit den Ohren und Bahzell musste unwillkürlich
lachen. »Hat dein Freund da drüben zufällig etwas damit zu tun?«
erkundigte sich Bahnak und deutete unauffällig in Brandarks Rich
tung. Bahzell seufzte.
»Aye. Der Kleine hat zwar keine Singstimme, aber ein außeror
dentliches Geschick dafür, Lieder zu reimen, die niemand so leicht
vergisst, obwohl du dir sehnlichst wünschst, sie würden schnell in
der Versenkung verschwinden.«
»Er scheint auch ganz geistreich zu sein, würde ich meinen«, er
klärte Bahnak. Er streckte die Beine aus, schlug die Füße übereinan
der und betrachtete seinen Sohn unter nachdenklich zusammenge
zogenen Brauen. »Ich will dir die Wahrheit sagen, Junge. Ich war
nicht gerade besonders erfreut darüber, dass sich einer meiner Söh
ne mit einer Blutklinge zusammengetan hat. Allerdings war ich
noch weniger erfreut über die ersten Nachrichten von dir und Har
nak. Ich hatte dich eigentlich nicht für vollkommen verblödet gehal
ten, weshalb ich dich nach Navahk schickte. Damals aber konnte ich
keinen anderen Grund sehen, aus dem du dich in diese Angelegen
heit gemischt hast. Farmah war schließlich nur ein Dienstmädchen,
und du musstest deinen Geiselstatus dafür verletzen und den Krieg
wieder aufs Neue entflammen, bevor ich Zeit hatte,
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