Weber David - Schwerter des Zorns - 2
Vaijon und Kaeritha folgten ihm
kurz nacheinander. Die Menschen wirkten zwar erschöpft, hielten
aber mit, was ihnen den Respekt der Pferdediebe eingebracht hatte.
Bahzells Volk nahm zwar seine eigene Ausdauer für selbstverständ
lich, sie alle wussten jedoch, dass andere Rassen nicht so zäh waren.
Und wie müde Vaijon oder Kaeritha auch sein mochten, wie sehr sie
keuchten oder wie schweißüberströmt ihre Gesichter waren, die
Menschen hielten Werst um Werst mit den Pferdedieben Schritt.
Glücklicherweise hatte Bahzell das Tempo ein wenig verlangsamt,
als sie den Wald erreicht hatten, den Brandark als das wahrscheinli
che »Jagdrevier« von Harnak beschrieb. Hast war der Feind der Ver
stohlenheit, und im Augenblick schien Vorsicht bedeutsamer als Ge
schwindigkeit. Der Friedensvertrag zwischen Pferdedieben und
Blutklingen hatte eigentlich noch Bestand. Obwohl Hradani überra
schend viel Wert auf förmliche Kriegserklärungen legten, waren sie
auch die Meister gelegentlicher präventiver Überfälle. Und im Ge
gensatz zu anderen Menschenrassen ließen sie sich durch den Win
ter nicht von diesem Zeitvertreib abhalten. Was bedeutete, dass
Churnazh scharf auf Überfallkommandos der Pferdediebe, die auf
seinem Territorium stattfänden, achten würde. Ganz zu schweigen
davon, was Sharnâs Gefolgsleuten als Vorsichtsmaßnahmen erson
nen haben mochten. Jedenfalls erlaubte das gemäßigtere Tempo
Bahzells Menschenfreunden, wieder zu Atem zu kommen, was ein
zusätzlicher Vorteil war. Bahzells eigentlicher Grund war jedoch
sein Wunsch zu vermeiden, auf irgendwelche Grenzpatrouillen oder
in eine Falle zu laufen, die seine Feinde gestellt haben mochten.
Der Rest seiner Abteilung sammelte sich um ihn und er winkte sie
weiter und folgte mit seinen Freunden in der Mitte ihrer lockeren
Formation Hurthangs Spuren. Hinter ihnen winkte Gharnal seine ei
genen Leute heran, und Bahzell überließ seinen Instinkten das Kom
mando über seinen Körper, während er die Augen schloss und sich
konzentrierte.
Er war nicht ganz aufrichtig zu Hurthang gewesen. Genauer ge
sagt, er hatte seinen Verdacht vorsichtshalber heruntergespielt. Ins
geheim jedoch war er davon überzeugt, ein schwaches, unerfreuli
ches Gefühl wahrzunehmen, das sich im Dunklen regte und dessen
Quelle in nördlicher Richtung lag. Jetzt drehte er den Kopf, blähte
die Nasenflügel und witterte in der Luft. Er fletschte unbewusst die
Zähne, denn die Empfindung war stärker als zuvor und verstärkte
sich noch mit jedem Herzschlag.
»Glaubst du, dass uns Sharnâs Anhänger ebenso wittern können
wie wir sie?« fragte er Kaeritha leise.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie schulterzuckend. »Vermutlich
verfügt die Dämonenbrut über etwas Entsprechendes wie Paladine,
aber ich habe keine Ahnung, was sie für Fähigkeiten besitzen.« Sie
fuhr einen Bogen um die andere Seite eines Baumes, und als sie sich
wieder neben Bahzell befand, runzelte sie die Stirn. »Ich weiß, dass
Paladine ab und zu in einen Hinterhalt geraten sind. Es passiert
zwar nicht oft, kommt aber vor. Soweit ich weiß, ereignet sich das
jedoch nicht, wenn sie ohnehin Schwierigkeiten erwarten.« Sie ver
zog das Gesicht. »Vermutlich läuft niemand in einen Hinterhalt,
wenn er Ärger erwartet, aber das habe ich nicht gemeint.«
»Du meintest, dass die fraglichen Paladine ihre Feinde nicht gewit
tert haben, weil sie ihnen keinen Grund gaben, ihre Gegenwart zu
vermuten?«
Kaeritha nickte. »Genau. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns ih
nen unter bestimmten Bedingungen ebenso verstohlen nähern kön
nen. Natürlich kann Sharnâ ihnen immer noch verraten haben, dass
wir kommen. Schließlich hat er auch versucht, uns im Reich der Axt
in einen Hinterhalt zu locken.«
»Aye.« Jetzt verzog Bahzell das Gesicht. »Wir können nur unser
Bestes geben und hoffen, dass es reicht.«
Er blickte hoch, winkte – und seine Männer sammelten sich um
ihn.
»Aye, Bah… Milord?«
»Fahr voraus, Torlahn, und sag Hurthang, dass ich jetzt sicher bin.
Vor uns wartet ein Haufen Verderbnis und Unheil. Ich möchte, dass
er langsam und vorsichtig vorgeht, weil man uns vielleicht schon er
wartet.«
Torlahn nickte und stieß sich mit seinen Skistöcken ab. Er ver
schwand rasch im Nebel. Nichts Gutes ahnend sah sich Brandark
um.
»Ich will mich nicht beschweren«, bemerkte er, »aber mir ist gera
de klar geworden, dass achtundfünfzig Männer, entschuldige, sie
benundfünfzig Männer und eine Frau einem Nest an widerlichen
Dämonen-Anbetern
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