Weber David - Schwerter des Zorns - 2
ihm von hinten
genähert hatte. Bahzells Stiefbruder grinste und hob sein blutiges
Schwert zum Gruß. Sein Misstrauen der Blutklinge gegenüber war
offensichtlich verschwunden.
»Geh weiter mit ihm, Mann!« rief der Pferdedieb. »Ich passe auf
Kaeritha auf!«
Brandark nickte kurz und stürmte weiter, um Bahzell und Vaijon
einzuholen.
Der Korridor wurde breiter. Die Wachen wichen schneller zurück,
als Chalghaz gehofft hatte, und seine Verstärkung aus der Kapelle
hatte den Vormarsch der Feinde nicht mehr rechtzeitig aufhalten
können. Immer mehr Angreifer drängten vor. Etwa ein halbes Dut
zend von ihnen war mit den fürchterlichen Streitäxten bewaffnet,
die Hurgrums Krieger bevorzugten, und stürzten sich in das un
übersichtliche Gewühl. Wenigstens waren nur noch zwei dieser fun
kelnden, blauen Gestalten übrig. Er hatte keine Ahnung, was aus
der dritten geworden war, von der dieser panische Wächter gespro
chen hatte. Chalghaz hoffte einen Augenblick lang, dass sie erledigt
war, aber mehr als einen Herzschlag lang konnte er sich dieser ver
zweifelten Hoffnung nicht hingeben, denn plötzlich fand er sich in
der vordersten Reihe der Verteidiger wieder. Das hatte er nicht so
geplant, und er fühlte, wie sich ihm der Magen vor Furcht zusam
menzog. Er war aber kein Feigling, und wenn er auch kein Krieger
wie sein Halbbruder Arsham war, verstand er es trotzdem, mit dem
Schwert umzugehen.
»Sharnâ!« brüllte er und kreuzte die Klinge mit dem ersten Feind.
Der Pferdedieb stürmte wütend auf ihn ein. Er war größer und
hatte eine längere Reichweite. Er war jedoch auch schwer verwun
det, und das Blut pulsierte aus einer tiefen, fürchterlichen Wunde in
der Seite seines Kettenpanzers. Er bewegte sich fast wie jemand in
den Klauen der Blutrunst, nur dass seine Augen klar waren, ohne
den berserkerhaften Hass, den die Blutrunst gewöhnlich mit sich
brachte. Seine Verletzung aber behinderte ihn sichtlich. Trotzdem
hätte er den Kronprinzen beinahe mit seinem ersten Schlag erledigt.
Chalghaz gelang es gerade noch, den Schlag zu parieren und er kon
terte mit aller Kraft. Ihre Klingen klirrten, sangen und prallten im
mer wieder aufeinander, bis Chalghaz sein Handgelenk drehte und
in einem verzweifelten Sprung mit aller Kraft zustieß. Er rammte
dem Pferdedieb sein Langschwert durch die Kehle, bis das Blut in
einer Fontäne herausspritzte.
Chalghaz wirbelte zu dem nächsten Pferdedieb herum, doch der
Mann griff ihn nicht sofort an. Stattdessen hob er ein blutver
schmiertes Schwert zu einem spöttischen Salut, und seine Stimme,
die niemals einem Pferdedieb gehören konnte, drang kalt und spöt
tisch durch das Kampfgetümmel.
»Wie überaus erfreulich, Euch wieder zu sehen, Hoheit!« sagte
Brandark Brandarkson und landete seinen ersten, blitzschnellen
Schlag.
Oberpriester Tharnatus kniete neben einer eisernen Tür, die mit dem
Skorpionsiegel Sharnâs versperrt war. Das vorgesehene Opfer für
das Ritual lag gefesselt und geknebelt neben ihm, ihre Augen glänz
ten im Tode, und das Blut bildete eine Pfütze um seine Knie und
durchtränkte die formellen Roben. Seine Hände waren glitschig von
Blut, während er damit Zeichen auf die Tür schmierte und Gebete
und Fürbitten murmelte. Es war gefährlich, so schnell zu arbeiten,
doch er hatte keine Wahl. Als er seine Anrufungen begonnen hatte,
waren das Gebrüll und der Tumult noch gedämpft gewesen, jetzt
aber drang es nur allzu deutlich an seine Ohren. Ihm blieb wenig
Zeit, bevor ihn der Feind erreichte.
Er beendete das letzte Gebet und wischte sich den Schweiß von
der Stirn, wobei er sich mit dem Blut seines Opfers einschmierte. Es
war eine Schande gewesen, sie so schnell zu opfern, aber dort, wo
sie herkam, gab es noch viel mehr. Falls seine Anhänger den Angriff
zurückschlagen und er seine Pläne neu schmieden konnte. Und um
das zu erreichen …
Er holte tief Luft, entriegelte die eiserne Tür und zog sie auf.
Bahzell schlug einen weiteren Wachposten nieder. Aus den Augen
winkeln sah er, wie sich Brandark mit einer etwas eleganter geklei
deten Blutklinge duellierte, und trotz des kurzen Moments, den er
sich für seinen Blick Zeit nahm, erkannte er die eisige, grausame
Wirkung, mit der sein Freund focht. Dieser Zweikampf schien etwas
Besonderes zu sein, aber Bahzell konnte nicht lange darüber nach
denken, worum es sich dabei wohl handelte. Denn im selben Au
genblick stürzten sich weitere Wächter verzweifelt auf ihn. Sie prall
ten in einem Getöse von Stahl aufeinander.
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