Weber David - Schwerter des Zorns - 2
schlug gegen seinen Brustpan
zer, verspottete die Kreatur und forderte sie heraus, ihn doch anzu
greifen.
»Komm schon!« schrie er erneut. Das ließ sich die Kreatur nicht
noch einmal sagen.
Der Kopf stieß mit weit gespreizten Zangen zu. Diesmal wich Bah
zell jedoch nicht aus. Stattdessen zuckten seine Hände mit der tödli
chen Geschwindigkeit, Macht und Präzision der Blutrunst vor. Sie
legten sich wie stählerne Klammern um die geöffneten Scheren einer
der gezackten Zangen, und dann setzte Bahzell die vierhundert
Pfund seines muskulösen, hünenhaften Körpers ein und warf sich
nach rechts. Er streckte sein linkes Bein, verdrehte das rechte im
Kniegelenk, legte alle Kraft in diesen verzweifelten Griff – und der
Dämon kreischte vor Schreck, als es Bahzell gelang, den gewaltigen
Leib zur Seite zu biegen.
»Jetzt, Vaijon!« brüllte er, während er seine Muskeln anspannte,
um die Kreatur in dieser Stellung zu halten.
Es war vollkommen unmöglich. Niemand hätte diesen tonnen
schweren Rumpf auch nur für eine Sekunde halten können, doch
Bahzell Bahnakson gelang es, mit Hilfe der Stärke seiner Blutrunst
und der Macht seines Gottes, die in ihm knisterte. Allerdings ver
mochte selbst er nicht, die Kreatur länger als einen oder zwei Herz
schläge zu halten, doch mehr war auch nicht nötig. Denn in diesem
kurzen Augenblick stieß Vaijon von Almerhas wie das Schwert des
Kriegsgottes persönlich zu. Er rammte seine Klinge bis zum Heft in
den dünneren Panzer unter das Nervenzentrum des Dämons, der
aufbrüllte wie eine Seele in der Hölle. Er erstarrte einen Sekunden
bruchteil, doch dann fuhr sein Schädel mit einer Gewalt hoch, der
nicht einmal ein von Gott berührter Pferdedieb-Hradani-Paladin et
was entgegenzusetzen hatte.
Bahzell und Vaijon flogen wie Spielzeugpuppen in entgegenge
setzten Richtungen durch die Luft, und der heulende, wütende To
deskampf der Kreatur holte auch ein Dutzend weiterer Krieger von
den Beinen. Sie kreischte unaufhörlich, fuhr mit ihrem Schädel
durch die Luft und zertrümmerte ihren Panzer an dem Fels der
Wände und der Decke, so dass eiterndes Blut dampfend aus ihren
Wunden spritzte. Bahzell schüttelte erschöpft den Kopf und rappel
te sich hoch, während der Todeskampf des Dämons das vollendete,
was Vaijon begonnen hatte.
Es dauerte fünf Minuten, bis die Kreatur endlich tot war, doch
Bahzell wartete nicht so lange, sondern kroch zu Vaijon hinüber.
Der junge Ritter lag bewusstlos auf dem Boden. Er hatte sich den
rechten Arm gebrochen, und zwar mindestens an drei Stellen. Doch
wenigstens lebte er noch. Bahzell legte seinen Kopf in seinen Schoß
und lehnte sich an die Felswand zurück. Jeder Muskel, ja jede Faser
seines Körpers schmerzte, und er sah zu, wie der Dämon sterbend
zusammensank. Selbst jetzt noch schickte dieses erstaunliche Leben
Schauer durch seinen gewaltigen Leib. Es waren allerdings nur die
letzten Nervenzuckungen eines Leibes, in dem das Leben bereits er
loschen war.
Während der Dämon in seinen letzten Zügen lag, waren auch die
übrigen Gefolgsleute von Sharnâ niedergestreckt oder gefangen ge
nommen worden. Gharnals blutiger linker Arm hing schlaff an sei
ner Seite herunter und Hurnath hatte den kleinen Finger seiner rech
ten Hand verloren. Das konnte die beiden aber nicht aufhalten. Zu
sammen mit Brandark sorgten sie dafür, dass niemandem der An
hänger Sharnâs, die noch am Leben waren, aus Rache die Kehle
durchgeschnitten wurde. Nicht etwa nur, weil sie Tomanâks Kodex
beachteten, sondern vor allem, weil lebende Zeugen weit nützlicher
waren als ein paar abgeschnittene Köpfe, die nicht mehr bestätigen
konnten, was hier geschehen war.
Unter den Toten und Verwundeten befanden sich viele Pferdedie
be. Bahzell wusste, dass in dem Tunnellabyrinth, in dem sie ge
kämpft hatten, noch mehr seiner Leute tot und verwundet liegen
mussten. Aber sie hatten vollbracht, weswegen sie hergekommen
waren, und er schaute hoch, als Chavâk, der junge Krieger, der ihm
noch im Kartenraum widersprochen hatte, in Begleitung zweier an
derer Pferdediebe aus einem Seitengang trat. Sie alle hielten blutge
tränkte Schwerter in der Hand und hatten kleinere Wunden davon
getragen. Chavâk jedoch trug noch etwas in seinen Armen: einen be
wusstlosen Mann in reich bestickten Roben.
»Ich dachte, du wolltest den hier vielleicht gern lebend haben«,
sprach er und ließ seine Last Bahzell vor die Füße fallen.
Bahzell streckte das rechte Bein aus, ohne Vaijons Kopf zu treffen,
und schob
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