Weber David - Schwerter des Zorns - 2
von
Torren Schwertarm persönlich hielt!
»Die Rinne mag nicht überflutet sein, Milord«, berichtete er
schließlich, »aber der Schlamm steht an manchen Stellen knietief. Je
denfalls dort, wo keine soliden Felsbrocken oder Geröllberge einen
Windreiter zwingen würden abzusteigen.« Mathians Augen blitz
ten, als Festian die Windreiter erwähnte, und sein Blick zuckte zu
Herrn Kelthys hin, der gemütlich neben ihm im Sattel saß. Festian
unterdrückte ein befriedigtes Grinsen. »Außerdem wissen die
Hradani, dass wir kommen. Meine Späher haben ein Drittel der Rin
ne erkundet und sind bereits auf zahlreiche Engpässe gestoßen, an
denen der Feind mit Schlamm oder Steinen den Hauptpfad blockiert
hat.«
»Aber wir können bis zu ihnen durchkommen, richtig?« Die Frage
kam von Herrn Haladhan und Festian warf ihm einen scharfen Blick
zu.
»Das können wir, Lordmarschall. Wir müssen allerdings den Pfad
freiräumen, vor allem, wenn wir unsere Pferde einsetzen wollen,
was Ihr ja sicherlich bevorzugt. Einige meiner Leute arbeiten bereits
daran, aber es wird eher drei als zwei Tage dauern, bis wir zum
Ende der Rinne gelangt sind.«
Haladhans Augen blitzten bei Festians spitzer Bemerkung. Er
wollte schon ärgerlich antworten, doch Herr Kelthys kam ihm zu
vor.
»Das mag alles stimmen, Festian«, erklärte der Windreiter nach
denklich, »aber dass sie versuchen, uns den Weg durch die Rinne zu
versperren, könnte auch ein gutes Zeichen sein.«
Die anderen drehten sich zu ihm herum und er zuckte lächelnd
die Schultern. Es war ein liebenswürdiges Lächeln, doch Mathian
wusste, welch eiserner Kern sich dahinter verbarg. Und ihm war
ebenfalls klar, dass Kelthys Erfahrung im Verein mit seiner Ver
wandtschaft zu Baron Tellian es ratsam machte, seinen Worten auf
merksam zu lauschen. Vor allem, weil Mathian bereits Kelthys' ein
dringlichen Rat überstimmt hatte, diesen Feldzug überhaupt zu be
ginnen.
»Ein
gutes
Zeichen,
Herr
Kelthys?«
fragte
er.
»In
welcher
Hinsicht?«
Kelthys lächelte wieder. Im Gegensatz zu seinen Gefährten trug er
eine Eisenrüstung, und Mathians Brauner hob den Kopf, als das
Rennpferd des älteren Ritters neben ihn trat. Mathians Wallach war
mit seinen über sechzehn Handbreit Ristmaß für ein Schlachtross
der Sothôii recht groß, doch neben dem Rennpferd des Windreiters
wirkte er wie ein Pony. Herrn Kelthys' Ross maß knapp unter ein
undzwanzig Handbreit, fast zwei Meter zehn Ristmaß, und war
pechschwarz. In den Jahren, die Festian unter Pargan dem Großen
gedient hatte, hatte er in vielen Ländern Schlachtrösser gesehen, die
fast so groß wie Rennpferde waren. Doch sie ließen sich in keiner
anderen Hinsicht mit Letzteren vergleichen. Rennpferde ähnelten
nicht im Geringsten den plumpen, muskelbepackten Schlachtrös
sern der schweren, ausländischen Kavallerie, die schon wegen ihrer
Statur so unbeweglich und unhandlich aussahen. Abgesehen von
dem Größenunterschied hätten Mathians Vollblutwallach und das
Rennpferd aus derselben Zucht stammen können, und in ihren brei
ten Brüsten und den langen, mächtigen Vorder- und Hinterhänden
schlummerte dieselbe explosive Geschwindigkeit.
Trotzdem würde niemand, der jemals ein Rennpferd gesehen hat
te, es mit einem einfachen »Pferd« verwechseln. Rein äußerlich viel
leicht, abgesehen von der Größe, jedoch in keiner anderen Hinsicht.
Festian verbeugte sich unwillkürlich höflich, als ihn die dunkelbrau
nen Augen des Rennpferds ansahen. Allein die Intelligenz, die in ih
ren Tiefen funkelte, unterschied es von allen anderen Pferden, selbst
von den großartigen Schlachtrössern, die sein Volk züchtete, und,
sehr selten allerdings, für fürstliche Summen an Fremde verkaufte.
Die Legenden wollten wissen, dass Tomanâk und Toragan diese
Rennpferde gemeinsam erschaffen hatten. Von Toragan hatten sie
die Schönheit und Grazie, sowie ihr wildes, Freiheit liebendes und
unzähmbares Wesen, von Tomanâk den Mut und den feurigen
Geist, mit dem sie sich an der Seite des von ihnen selbst auserwähl
ten Gefährten jeder Herausforderung und jeder Gefahr stellten.
Nachdem die beiden Götter die Rennpferde erschaffen hatten, über
gaben sie ihre Geschöpfe in die Obhut der Sothôii und befahlen ih
nen, sie zu beschützen und zu nähren und sie nie – niemals – in die
Hände Fremder fallen zu lassen.
Festian konnte den Wahrheitsgehalt dieser Legenden natürlich
nicht überprüfen, aber er glaubte ihnen. Wer außer einem Gott hätte
der Eleganz und Macht schon einen
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