Weber David - Schwerter des Zorns - 2
verständnislos an,
doch seine Mutter nickte bedächtig. Arthanais Miene war nach wie
vor besorgt, aber ein Funken Hoffnung glomm in ihren Augen, und
Bahzell erwiderte ihr Nicken.
»Garuth kämpft unter den Farben von Hurgrum«, sagte er ruhig.
»Unsere Männer scharen sich um ein vollkommen anderes Banner,
Hurthang. Vielleicht kümmert es den befehlshabenden Ritter ja
nicht, doch es liegt eine ganze Welt dazwischen, eine Räuberbande
blutrünstiger Hradani niederzureiten, oder ein Kapitel vom Orden
des Tomanâk niederzumetzeln, das nur versucht, Frauen, Kinder
und Greise zu beschützen. Zweifellos haben sie einen Mann als An
führer, der keine Träne vergießen würde, während er Hradani um
bringt. Doch den Zorn von Tomanâks Orden auf sich zu ziehen, ist
ein ganz anderer Gaul, Hurthang.«
»Vorausgesetzt, sie wollen glauben, dass wir ein Kapitel des Or
dens sind, dann spricht vielleicht etwas für dein Argument«, gab
sein Cousin zu. »Aber wenn sie das nicht tun?«
»Sterben wir in der Rinne auch nicht vergeblicher als in den Rui
nen von Hurgrum«, erklärte Bahzell finster.
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»Und?« Herr Mathian spie die Frage förmlich hervor.
»Ich habe Euch gewarnt, dass dieser Abstieg in Wirklichkeit
schwieriger ist, als er auf einer Landkarte aussieht, Milord«, erwi
derte Festian gereizt. Die Augen des Späherkommandeurs blitzten,
aber er hatte sich im Griff. Allerdings dachte er gar nicht daran, vor
Mathians Wutanfall zu kuschen. Nicht hier im Feld, wo ihn Ma
thians Unerfahrenheit wahrhaftig nicht dazu berechtigte, einen
Mann zurechtzuweisen, der sich seine ersten Lorbeeren noch unter
Pargan dem Großen verdient hatte.
Mathians Gesicht lief puterrot an, doch er atmete nur schwer, als
die bissige Erwiderung des älteren Ritters seinen Jähzorn neu ent
fachte. Dass Festian tatsächlich gegen dieses Unternehmen gestimmt
hatte, und vor allem seine Bedenken dagegen geäußert, die Sothôii
durch die Rinne zu schicken, konnte ihn ebenso wenig besänftigen
wie die Tatsache, dass er den Kommandeur brauchte. Im Gegensatz
zu Mathian hatte Festian bereits in der Rinne gefochten. Aber bei Fi
endark, diese Strecke bot nun mal den einzigen Weg, wie Mathian
den Phrobusverdammten Hradani an die Gurgel gehen konnte!
Wenn es überhaupt Sinn ergab, sie anzugreifen, dann jetzt, solange
dieser Mistkerl Bahnak mit seinen Truppen einen anderen Barbaren
weit entfernt abschlachten wollte!
»Schön, Ihr habt mich gewarnt!« stieß der Lordhüter hervor. »Wie
wohlgesonnen Eure Warnung auch immer aufgenommen wurde,
jetzt sind wir hier. Ich brauche Euren Bericht, wem oder was wir uns
gegenüber sehen!«
»Wie Ihr befehlt, Milord.« Festian nahm seinen visierlosen Kaval
leriehelm ab und klemmte ihn sich in die Armbeuge. Wie Mathian
und Haladhan trug er einen stählernen Kürass über einer gepolster
ten Lederrüstung, keinen dieser Ketten- oder Schuppenpanzer, die
von Rittern in anderen Ländern bevorzugt wurden. Abgesehen von
den Windreitern bediente sich fast die gesamte Kavallerie der So
thôii, Adlige und Soldaten gleichermaßen, der leichten oder mittel
schweren Pferde, deren Stärke in ihrer Beweglichkeit und Schnellig
keit lag. In offenem Gelände waren die Sothôii wegen ihrer flinken,
gefährlichen Angriffe und ihrer tödlichen Geschicklichkeit im Um
gang mit dem Reiterbogen mörderische Feinde. Die Rinne jedoch
nahm ihnen diese Vorteile beinahe gänzlich. Sie konnten in der en
gen Schlucht nicht zu Pferde kämpfen und ihre leichte Rüstung war
gegen die Fußsoldaten der Hradani nur ein sehr geringer Schutz.
Dessen schien sich Mathian allerdings nicht bewusst zu sein.
Festian musterte den Befehlshaber dieses Feldzugs verächtlich.
Nachdem ihm die Stellung als Lordhüter des Bezirks Kleinharrow
durch den Tod seines Vaters zugefallen war, befehligte Mathian jetzt
zum ersten Mal eine Truppe im Feld. Und bisher hatte er möglicher
weise einen Fehler ausgelassen, den man machen konnte, obwohl
Festian überfragt war, um welchen es sich dabei handeln mochte. Er
war schon immer ein Ärgernis, dachte der alte Kommandeur. Kein
Wunder, dass die Rennpferde ihn nicht duldeten! Wenn ich nur die
Möglichkeit hätte, ihn auch abzuwerfen!
Leider hatte er sie nicht. Deshalb stand Festian jetzt hier draußen,
auf halber Höhe der Böschung, sein Pferd war bis zum Bauch mit
Schlamm bespritzt, und zu allem Überfluss musste er dem Kom
mando eines rachsüchtigen Idioten gehorchen, der nie erwachsen
werden würde und sich dabei auch noch für die Reinkarnation
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