Weber David - Schwerter des Zorns - 2
derartig vollendeten Ausdruck
geben können? Und wer außer einem Gott hätte ihnen diese unge
heure Geschwindigkeit verleihen können, der kein anderes Wesen
gleichkam, und dazu eine Ausdauer, mit der sie selbst die Sonne
müde gemacht hätten?
Festian schüttelte mit einem Ruck die Faszination ab, die Renn
pferde seit eh und je auf ihn ausübten, als Kelthys auf Mathians Fra
ge mit einer Gegenfrage antwortete.
»Bis jetzt haben Eure Kundschafter noch keinen einzigen Hradani
zu Gesicht bekommen, stimmt das, Herr Festian?«
»Ja, Milord«, antwortete Festian ohne den Groll in seiner Stimme,
den er empfand, sobald ihn Mathian oder Haladhan auf ihre über
hebliche Art ansprachen. Kelthys nickte.
»Das sieht ihnen überhaupt nicht ähnlich«, erklärte er Mathian.
»Wie Herr Festian sagte, stellt die Rinne eine sehr schwierige Passa
ge dar, vor allem für Reiter. Das wissen die Hradani ebenso gut wie
wir. Unter diesen Umständen würde ich davon ausgehen, dass sie
eine besser zu verteidigende Stellung bezogen haben, an der sie uns
aufhalten wollen. Wenn Eure Späher schon ein Drittel der Rinne er
kundet haben, haben sie bereits mindestens zwei gut geeignete Plät
ze auf dem Weg passiert, an denen man einen vorgeschobenen Ver
teidigungsposten hätte einrichten können.« Er zuckte mit den Schul
tern. »Angesichts dessen und ihrer Bemühungen, uns den Abstieg
zu erschweren, vermute ich stark, dass sie nicht stark genug sind,
um eine wirksame Verteidigungsstellung zu errichten. Trotz des
Vorteils, den die Rinne ihnen bietet. Das bedeutet allerdings auch,
dass wir sehr vorsichtig sein müssen, um … energischeren Blocka
deversuchen ihrerseits aus dem Weg zu gehen. Wenn ich mich recht
entsinne, weist die Rinne mehrere Stellen auf, an denen eine ge
schickt losgetretene Schlamm- oder Gerölllawine mit Leichtigkeit
die Hälfte einer berittenen Truppe unter sich begraben kann.«
»Hm.« Mathian schien Kelthys' Untersuchung keineswegs zu ge
fallen, Haladhan dagegen strahlte, als wäre er selbst darauf gekom
men. Festian dachte angestrengt nach, musste jedoch zugeben, dass
er keinen Schwachpunkt an Kelthys' Einschätzung der Lage finden
konnte.
»Ihr könntet Recht haben, Milord«, meinte er. »Vor allem, hoffe ich
sehr, was die Zahl der Feinde betrifft. Aber es ist auch klug, darauf
hinzuweisen, dass sie möglicherweise Lawinen oder mit Steinen be
ladene Rutschen gegen uns einsetzen könnten. Besonders gefährdet
sind wir auf etwa halber Strecke in der Rinne. Dort ist der Boden am
unwegsamsten und wir müssen schon auf Erdrutsche achten, die
nicht von den Hradani ausgelöst wurden. Was nur das unterstreicht,
was ich zuvor bereits sagte, Milord Mathian«, fügte er hinzu. »Wenn
Herrn Kelthys' Einschätzung zutrifft, müssen wir noch langsamer
vorrücken. Das bedeutet, wir benötigen eher vier Tage, bis unsere
Vorhut den Grund der Rinne erreicht.«
Während er sprach, sah er Kelthys an, nicht Mathian, und der an
dere Ritter nickte ihm unmerklich zu. Bedauerlicherweise hatte Ma
thian jedoch unmissverständlich klar gemacht, dass er diesen An
griff bis zum Ende durchführen würde. Und sein Verhalten machte
deutlich, dass er auf keinen anders lautenden Rat hören würde.
»Wenn es vier Tage dauert, dauert es eben vier Tage«, fauchte er
und warf Festian einen kühlen Blick zu. »Zweifellos bedürfen Eure
Männer Euren Anweisungen, Herr Festian. Lasst Euch nicht von uns
aufhalten.«
»Selbstverständlich, Milord!« presste Festian durch die Zähne her
vor, wendete sein Pferd und ritt wieder die Rinne hinab.
Mit Lappen umwickelte Hufe klapperten dumpf auf blankem Fels,
aber Bahzell Bahnakson achtete kaum darauf. Seine Aufmerksam
keit war ausschließlich auf das Banner gerichtet, eine rote Axt auf ei
nem schwarzen Feld, das immer noch über der behelfsmäßigen
Schanze flatterte, die man Charhans Monument nannte. Trotz seiner
zuversichtlichen Worte in Hurgrum war Bahzell keineswegs sicher
gewesen, ob Garuth seinen Befehl wirklich hatte ausführen können.
Doch als jetzt etwa ein Dutzend Hradani von den grob aufgeschich
teten Steinmauern auf ihn zulief, wusste er, dass es dem Haupt
mann der Pferdediebe tatsächlich gelungen war.
Er warf die Leine seines Maultiers einem von Garuths Männern
zu, blieb stehen und atmete tief durch. Die Muskeln in seinen Wa
den und Schenkeln zitterten, als machte er immer noch die weit aus
greifenden Laufsprünge, mit den sich die Pferdediebe bei einem Eil
marsch fortbewegten. Er beugte einige Male die
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