Weber David - Schwerter des Zorns - 2
verstümmelten Körper die Mauer hinabglitten und auf die ih
nen folgenden Krieger stürzten. Über ihren eigenen wütenden
Schlachtrufen hörten die Hradani die donnernde Stimme von Bah
zell Bahnakson. »TOMANÂK!«
Er sprang auf, stemmte seine Füße gegen die Rückwand der Mau
er, um besseren Halt zu haben. Sein Schwert schwang zischend mit
einer tödlich rhythmischen Genauigkeit. Die Sothôii flogen wie Wei
zenhalme unter der Sense einer von Pferden gezogenen Erntema
schine der Zwerge durch die Luft – in einer blutigen Ernte aus abge
trennten Gliedmaßen und abgeschlagenen Köpfen. Trotz Mathians
aufmunternder Worte gelang es den Sothôii nicht, ihre Überzahl
wirksam einzusetzen. Die Rinne bot nur begrenzten Raum, und
Bahzell und seine Männer verfügten über genügend Äxte und
Schwerter, um die gesamte Breite abzuriegeln. Die Sothôii waren ge
zwungen, ihnen im Einzelkampf entgegenzutreten, und es schien
unmöglich, dass sie durchbrechen konnten. Trotzdem gelang es ih
nen. Denn trotz ihrer immensen Verluste ging auch ab und zu ein
Hradani zu Boden. Andere Ordenskämpfer traten an ihre Stelle,
aber einigen Sothôii gelang es doch, durch die Lücke zu springen,
die sich kurzzeitig aufgetan hatte. Sie starben ausnahmslos nur Se
kunden später, schafften jedoch genug Raum, dass die Männer hin
ter ihnen die Flanke der Verteidiger angreifen konnten. Eine Bresche
öffnete sich an der äußersten linken Seite der Hradani, und die So
thôii brüllten triumphierend, als ihre Krieger vorstürmten, um sie zu
vergrößern.
»Zu mir, Männer, zu mir!« bellte Hurthang Bahzells Reserve zu
und rannte zu dem Durchbruch. Kaeritha Seldanstochter griff mit
ihm zusammen an. Die beiden stürmten wie eine Speerspitze durch
das Durcheinander. Sie trafen auf die ersten Sothôii und Hurthangs
Axt hielt ebenso blutige Ernte wie Bahzells Schwert. Tote Feinde flo
gen rechts und links zur Seite, und Kaeritha wirbelte nach links und
deckte seine Flanke, als sich die Sothôii an ihm vorbei schleichen
wollten. Deren leichte Rüstung und Säbel waren ihren kürzeren
Schwertern zwar überlegen, aber das schien nicht wirklich aus
schlaggebend. Sie tötete die beiden ersten Männer, bevor diese Kae
ritha überhaupt bemerkten. Nur die Übermacht ihrer Feinde dräng
te sie und Hurthang einen Schritt zurück, doch sie woben einen Wir
bel aus Stahl vor sich, griffen nicht an, sondern versuchten nur, die
Feinde aufzuhalten. Dann stürzte sich die Reserve unter Gharnal
auch schon auf die Sothôii, trieb sie zurück und schloss die Bresche.
Mathian von Kleinharrow wirbelte herum, blutrote Funken vor
den Augen, als das Breitschwert des Hradani auf seinen Helm hin
absauste. Sein Bannerträger war bereits gefallen. Noch im Tod
presste er seine Hände auf das Loch, das die Speerspitze einer
Streitaxt in seinen Kürass geschlagen hatte. Und Festian sprang has
tig heran, um seinen Herrn zu schützen.
Er schlug mit dem Säbel nach dem Hradani und spürte, wie er den
Schenkel des Mannes erwischte. Aber noch während er zuschlug,
zerschmetterte der Hieb des Feindes seinen leichten Schild. Er schrie
auf, als sein Arm brach. Und der Hradani schlug erneut zu, als hätte
er den Schwerthieb auf seinen Schenkel gar nicht bemerkt. Festian
gelang es, seinen Säbel hochzureißen, um den Hieb zu parieren,
doch er zerbrach unter dem Schlag der schwereren Waffe des
Hradani in zwei Stücke, als dessen Klinge die seine traf – unmittel
bar unter dem Heft.
Der Veteran warf sich zurück. Mehr konnte er nicht tun, und er
hörte den Schmerzensschrei, als er auf seinem gebrochenen Arm
landete. So befand er sich wenigstens außerhalb der Reichweite sei
nes Feindes. Bei seinem Satz hatte er Mathian mitgerissen. Sie
rutschten zusammen die raue Felswand hinunter, wie Kinder auf ei
nem Rodelschlitten, dann prallte Festian am Boden auf, wie betäubt
und fast bewusstlos von dem Schmerz in seinem Arm. Mathian lan
dete in einem regungslosen Häufchen neben ihm.
»Lord Kleinharrow ist gefallen! Der Lordhüter ist gefallen!«
Die Männer, die schon Mathians Bannerträger hatten sterben se
hen, stießen diese Schreckensrufe aus, und die Panik verbreitete sich
wie die Pestilenz. Krieger, die in das Gemetzel auf den Zinnen der
Schanze gestürmt waren, fühlten jetzt, wie der Druck der Kamera
den hinter ihnen nachließ. Sie waren plötzlich auf sich allein gestellt,
wichen zurück und kämpften verzweifelt um ihr Leben.
Festian sah das Desaster kommen, wie er es in viel zu
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