Weber David - Schwerter des Zorns - 2
Ich wollte ihm schreiben, denn wir haben keine Magier,
durch die wir Nachrichten übermitteln könnten. Sehr wahrschein
lich bin ich jedoch ebenso schnell selbst bei ihm, wie ein Brief brau
chen würde. Und auch wenn ich mich seiner Unterstützung sehr
gern vergewissern würde, habt Ihr dennoch Recht. Dies hier gehört
zu den Aufgaben, die Erselbst für Eures- und Meinesgleichen vorbe
halten hat, und ich will meinen Clan nicht an meiner Statt kämpfen
lassen.«
»Nein. Sicher nicht, das verstehe ich«, stimmte ihm Charrow zu. Er
ließ sich auf einen Stuhl sinken, lehnte sich zurück und streckte die
Beine vor sich aus, während er nachdenklich an seiner Unterlippe
zupfte. Nur das langsame Ticken der Uhr auf dem Kaminsims und
das leise Knistern der Flammen im Kamin störten die Stille, wäh
rend er Bahzells Worte abwog. Schließlich nickte er einmal kurz und
atmete tief durch.
»Wohlan denn, Milord Paladin. Selbstverständlich bedürft Ihr
meiner Erlaubnis für Eure Pläne nicht, dennoch werdet Ihr meinen
Segen bekommen. Und meine Unterstützung.«
»Unterstützung?« Bahzell runzelte die Stirn. »Ich wäre zwar dank
bar, falls Ihr vorhaben solltet, Vaijon, Brandark und mir Bewaffnete
mitzugeben. Aber ich bin nicht sicher, ob das klug ist. Uns bleiben
zwei Möglichkeiten, wenn wir uns meiner Heimat nähern. Wir kön
nen das Land der Blutklingen durchqueren, um zu meinem Vater zu
gelangen, oder uns querfeldein schlagen, von Daranfel nach Durg
hazh. Ich persönlich bevorzuge letzteren Kurs, allerdings würde nur
ein Verrückter diese Route im Winter auf sich nehmen. Letzten En
des kann es aber dazu kommen, dass uns nur dieser Weg übrig
bleibt. Für beide Möglichkeiten jedoch gilt, dass drei Männer einfa
cher vorankommen und weniger Aufmerksamkeit erregen, als zwei
fellos ein Dutzend Männer auf sich ziehen würden.«
»Ihr habt Recht, aber das hatte ich auch nicht im Sinn. Jedenfalls
nicht genau das. Ich möchte Euch tatsächlich gern eine Eskorte mit
geben, die von Herrn Yorhus oder Herrn Adiskael befehligt werden
könnte.« Das Lächeln des Meisters des Ordenskapitels von Belhadan
war beinah fröhlich boshaft. »Ich glaube, ein harter, frischer Ritt
durch klirrende Kälte und Schneestürme könnte die beiden ermun
tern, die ganze Tragweite ihrer jüngsten Verfehlungen genauer zu
überdenken, meint Ihr nicht auch?«
»Ihr seid ein grausamer, boshafter Mann, Herr Charrow«, erwider
te Bahzell mit einem anzüglichen Grinsen. Charrow lachte. Er wur
de jedoch rasch wieder ernst und beugte sich vor, während er mit
seinem Zeigefinger auf den Hradani deutete.
»Das mag sein, Milord, aber eine Eskorte könnte Euch trotzdem
sehr nützlich sein. Erstens würde sie … mögliche Missverständnisse
verhindern, die Euch und Brandark innerhalb der Grenzen des Rei
ches wiederfahren könnten. Und obwohl mir klar ist, dass Eure Hei
mat ebenso harte Winter kennt wie Belhadan, und ich auch sicher
bin, dass Ihr und Lord Brandark gegen Winterreisen gut gewappnet
seid, könnten wir Euch dennoch mit ausgezeichneten Führern verse
hen, die Euch sicher auf den Weg bringen. Welche Strecke genau
hattet Ihr für Eure Heimreise vorgesehen?«
»Die harte Tour«, erwiderte Bahzell sarkastisch. Er lächelte Char
row kurz zu und trat dann an die gewaltige Landkarte, die an einer
Wand hing. »Die beste Route führt meines Erachtens von Belhadan
hinab nach Beilhain«, sagte er und fuhr die genannte Strecke mit
dem Finger entlang. »Dann quer hinüber nach Lordenfel, über die
Hochstraße von Estoraman, hinauf nach Silmacha und über die Hel
denklamm nach Barandir. Von dort aus können wir uns entlang der
Ebene des Windes nach Daranfel durchschlagen und uns entweder
durch den Hinterhof der Blutklingen schleichen, oder sie gerade
wegs nach Durghazh überqueren und von dort die südliche Haupt
straße nach Hurgrum nehmen.«
»Hm.« Charrow stand auf und trat neben den Pferdedieb, um die
Karte zu mustern. »Das ist durchaus eine logische Route, wenn man
sie von einer Karte abliest. Aber ich bin selbst eine Weile durch
Landria und Landfressa gereist und glaube, Ihr könnt die Helden
klamm niemals vor dem Frühling überwinden. Dieser Pass ist beina
he ebenso ungeeignet wie der Südwand-Pass in der Südprovinz.
Nein, Milord, wenn Ihr wirklich zu dieser Jahreszeit reisen wollt,
müsst Ihr Euch entweder nach Süden wenden und den Felsnadel
pass nehmen, oder aber gerade nach Norden reiten, von Lordenfel
nach Esfresia, um dann Zwergenheim durch das
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