Weber David - Schwerter des Zorns - 2
Versuche, Bahzells und Brandarks
Bequemlichkeit zu erhöhen, drohte während des ersten Tages den
Rest ihrer Eskorte in den Wahnsinn zu treiben. Schließlich jedoch
beruhigte er sich etwas. Wenn auch vermutlich weniger deshalb,
weil er glaubte, seine frühere Haltung angemessen gesühnt zu ha
ben, sondern eher weil er trotz seines religiösen Fanatismus ein viel
zu guter Kommandeur war, um nicht andere die Aufgaben erledi
gen zu lassen, die sie ebenso gut beherrschten wie er.
Und seine Männer verstanden ihr Handwerk. Herr Charrow hatte
zwei geräumige Wagen zur Verfügung gestellt, die von Rentierge
spannen aus Vonderland gezogen wurden, die sich in Schnee und
Eis erst so richtig heimisch fühlten. Die Wagen selbst verfügten über
Räder wie die an den Karren von Kilthans Händlerkarawane. Sie
waren nicht von einem eisernen Reif umspannt, sondern von einer
dicken elastischen Masse, die aus den fernen Dschungeln von Süd
ost-Norfressa stammte, wie einer von Kilthans Kutschern Bahzell
damals verraten hatte. Allerdings hatte er etwas ausweichend dar
auf geantwortet, von wem genau die Zwerge das Material bezogen.
Woher es auch stammen mochte, die Fahrt verlief dadurch erheblich
ruhiger, als sie es mit eisenbeschlagenen Rädern gewesen wäre.
Dazu trugen auch die dicken Metallzylinder bei, die »Stoßfänger«,
wie einer von Kilthans Wagenschmieden sie genannt hatte, sowie
die eisernen Blattfedern, die die Lederriemen oder Taue ersetzten,
derer sich ein Karren der Hradani im besten Fall rühmen konnte.
Außerdem waren die Wagen des Ordens im Gegensatz zu denen
von Kilthan eigens für einen Wintereinsatz ausgerüstet worden. Je
der von ihnen war mit Kufen ausgestattet, die in langen Gestellen an
den Wagenseiten hingen. Die erfahrenen Kutscher, die Herr Char
row für die Eskorte abkommandiert hatte, konnten in weniger als ei
ner Stunde diese Kufen gegen die Räder austauschen. Auch wenn
ihr Einsatz bis jetzt nicht nötig gewesen war, wusste Bahzell den
Vorteil zu schätzen, den diese Kufen unter weniger angenehmen
Wetterbedingungen boten. Im Winter war es nicht lange hell, so
dass sie nur dreißig Meilen pro Tag zurücklegen konnten, aber das
war immer noch weit mehr, als Bahzell vor seinem Aufbruch erwar
tet hatte.
Auch in anderen Belangen hatte der Orden nicht geknausert. Zwar
konnten sie kein Pferd finden, das Bahzells Gewicht hätte tragen
können, und er selbst war davon überzeugt, dass ein solches Pferd
noch nicht geboren war, doch sonst hatten die Quartiermeister des
Ordens alles zur Verfügung gestellt, was sie sich nur wünschen
konnten. Abgesehen von Hafer für die Pferde und Futter für die
Rentiere waren die Männer alle mit daunengefütterten Schlafsäcken
ausgestattet worden. Eine wundervolle Erfindung, deren Nutzen,
wie Brandark lautstark betonte, den eines »Stoßfängers« bei weitem
übertraf. Dazu verfügten sie über Schneeschuhe, schwere Winterzel
te, Kohlenölbrenner samt ausreichenden Ölvorräten, um sie zu be
treiben, Essensrationen und selbst Langlaufski, um die Bahzell und
Brandark gebeten hatten. Vor allem boten die Wagen, was aus Bran
darks Sicht das Beste war, genügend Stauraum für die umfangreiche
Büchersammlung, die er sich in Belhadan zugelegt hatte. Zelte
mochten ja ganz schön sein, aber die Möglichkeit, seine Schätze mit
nach Hause zu nehmen, war noch viel schöner. Dennoch kam es den
beiden Hradani merkwürdig vor, die Nächte in solchem Komfort zu
verbringen. Für ihren Schutz sorgten fünf Ritter und zwanzig Laien
brüder, die Herr Charrow ihnen mitgegeben hatte, zweifellos, wie
Bahzell mutmaßte, um jedem fanatischen Hradani-Hasser, auf den
sie möglicherweise stießen, seine Bedeutung deutlich zu machen.
Seit sie im vergangenen Herbst aus Kilthans Diensten geschieden
waren, hatten sie einen solchen persönlichen Schutz nicht mehr ge
nießen dürfen.
Alles in allem konnte sich Bahzell an eine derartige Bequemlich
keit durchaus gewöhnen. Allerdings hatte er nicht vor, das Brandark
gegenüber laut zu äußern, denn die Blutklinge aalte sich bereits
schamlos in diesem Luxus. Doch auch Bahzell genoss es, und genau
aus diesem Grund übte er täglich mit seinen Waffen und trainierte
seinen Körper. Die kurze Zeitspanne Tageslicht war zwar zu kost
bar, um sie zu verschwenden, aber selbst der schnellste Wagen kam
nur langsamer vorwärts als ein Berittener oder ein Pferdedieb zu
Fuß. Also konnte er jeden Morgen eine Stunde trainieren und hatte
den Rest des Trosses gegen Mittag
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