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Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Windreiter
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den Regen in
ihre Gesichter gepeitscht hatte, zu einem kreischenden Hurrikan.
Die feinen Regentropfen verwandelten sich in stechende, beißende
Nadeln aus Eis. Der Leithengst bäumte sich auf und schmetterte seine Herausforderung heraus, als die widerliche Witterung von etwas
lange Totem wie mit eisigen, windgetriebenen Zähnen über ihm
hereinbrach. Er hörte das schrille Wiehern, mit dem die anderen Tiere der Herde ihre Wut und ihren Trotz hinausposaunten, aber er
wusste wie sie, dass die wahre Gefahr nicht der Wind oder das Eis
sein konnte. Sie lag hinter diesem Wind. Sie war es, die den Wind
als Vorhut ihres Hasses und ihrer Gier antrieb.
Der Leithengst galoppierte die Erhebung hinunter, raste mit trommelnden Hufen dem Wind entgegen. Mähne und Schweif flatterten
wundervoll wie ein wogender Teppich im Wind, und Schlamm und
Wasser spritzten unter seinen donnernden Tritten. Die anderen
Hengste der Herde formierten sich hinter ihm, als sie aus allen Richtungen zusammenströmten und ihm in einem dumpfen Stakkato
von Hufen folgten. Die Stuten der Windrenner gehörten ebenfalls zu
den gefährlichsten Geschöpfen ganz Norfressas, waren jedoch kleiner und leichter als die Hengste. Zudem waren Windrenner nicht so
fruchtbar wie Pferde. Das Leben möglicher Muttertiere wurde niemals leichtfertig aufs Spiel gesetzt, deshalb blieben die fohlenlosen
Stuten hinter den Hengsten zurück und bildeten die innere Verteidigungslinie der Herde, statt ebenfalls loszupreschen und sich mit den
Hengsten der Bedrohung entgegenzuwerfen.
Die Hengste verlangsamten ihre Geschwindigkeit, als sie in
Schlachtformation ausschwärmten. Jeder achtete darauf, dass er den
benötigten Platz hatte, damit er wirkungsvoll kämpfen konnte, blieb
aber dennoch dicht genug neben seinen Gefährten, um deren Flanke
zu decken. Der Leithengst musste die Stellung der anderen nicht
überprüfen. Im Unterschied zu Pferden konnten sich die Windrenner in kritischen Lagen wie dieser sowohl auf ihre Erfahrung als
auch auf ihre Instinkte verlassen, und seine Hengste bildeten ein
sehr geordnetes Gefüge. Sie wussten, wo ihr Platz war – und der
Leithengst wusste es ebenfalls. Nicht zuletzt seine angeborene Fähigkeit, jederzeit genau zu »wissen«, wo sich jedes einzelne Tier seiner Herde befand, hatte ihn zum Leithengst dieser Herde gemacht.
Trotz der Wut, die seine Instinkte entfachten, und der bedrohlichen
Widernatürlichkeit dieses heulenden Orkans durchdrang ihn die
Zuversicht der anderen Hengste. Und seine eigene. Seine Herde war
nicht die größte Windrenner-Herde, bei weitem nicht, dennoch folgten ihm siebzehn Hengste, die bereit und fähig waren, jeden erdenklichen Feind in den Schlamm der Ebene des Windes zu trampeln.
Im nächsten Augenblick riss er seinen mächtigen Schädel in die
Höhe und verdrehte seine großen Augen vor Entsetzen, als er etwas
Fürchterliches begriff, was er eben dieser Fähigkeit verdankte, jedes
Mitglied der Herde lokalisieren zu können.
Hinter ihm wieherten die anderen schrill aus Wut und Verwirrung. Er hörte trotz des tosenden Sturms, als der Rest der Herde seine Verwirrung und seinen Ekel durch das vielschichtige Netzwerk
ihres Verstandes wahrnahm. Es war unmöglich! Er hätte die Mitglieder seiner eigenen Herde, die zurückgeblieben waren, nicht wahrnehmen dürfen, nicht so deutlich jedenfalls wie diese Gefahr hinter
dieser Barriere aus eisigen Regenschauern!
Dennoch witterte er sie. Und er registrierte noch etwas an ihnen,
was ihn bis ins Mark erschütterte. Dieses Etwas hatte keinen Namen, doch es trieb die fünf zurückgebliebenen Tiere seiner Herde
brutaler an als Sporen oder Gerten, denn es war ein Teil von ihnen.
Erschreckender noch, sie waren ein Teil von ihm.
Sie waren tot! Die Erkenntnis kam dem Leithengst ebenso plötzlich wie die Wahrnehmung, dass sie nicht… wirklich tot waren.
Trotz seines Abscheus streckte er die Fühler nach ihnen aus, stieß
aber auf kein Echo. Diese fünf Hengste und Stuten, die er so gut
kannte und deren Entwicklung er verfolgt hatte, seit sie Fohlen gewesen waren, gab es nicht mehr. Dennoch existierte noch ein Rest
von ihnen, ein gequältes, gebrochenes und besudeltes Überbleibsel.
Es war ein Teil von dem, das sich hinter dem Wind verbarg und im
Begriff war, sich auf den Rest seiner Herde zu stürzen.
Und dieses Etwas… erkannte auch ihn. Dieses Erkennen jedoch
war seinem eigenen Gespür für seine Herde ganz und gar entgegengesetzt, denn er hatte das Empfinden eines Führers, eines

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