Weber David - Schwerter des Zorns - 3
Hüters
und Beschützers. Doch was er jetzt wahrnahm, war die Witterung
eines Raubtieres. Eines Jägers. Fast als hätte diese monströse Gefahr,
die hinter dem Hurrikan lauerte, sich diejenigen vollkommen einverleibt, die er einst kannte, und benutzte jetzt ihren Herdensinn,
um ihn als Spürhund zu benutzen, wie ein Mensch abgelegte Kleidung verwenden mochte, damit ihre Hunde daran die Witterung ihrer Beute aufnehmen konnten.
Dann teilten sich die eisigen Wolken aus gefrorenem Regen, und
der Leithengst sah sich einem solchen Grauen gegenüber, dass selbst
sein furchtloses Herz verzagte.
Die Steppe vor ihm lebte. Nicht von Gras oder Bäumen, sondern
von Wölfen, einem riesigen, brodelnden See von Wölfen. Es waren
nicht ein oder zwei oder Dutzende oder Hunderte, nein, sondern
zahllose Rudel. Sie alle stürmten in einem mörderischen, vollkommen gespenstischen Schweigen auf seine Herde zu.
Kein Wolf wäre so dumm, einen einzelnen Windrenner anzugreifen – und nicht einmal ein Rudel wäre verrückt genug gewesen, eine
ganze Herde zu attackieren. Ja, sie wagten es nicht einmal, Fohlen
zu reißen, die sich verirrt hatten, oder auch nur kranke oder lahme
Tiere zu erlegen. Die Wölfe hatten im Lauf der Jahrhunderte gelernt,
dass der Rest der Herde sie aufspüren und zertrampeln würde.
Doch diese Sturmwelle aus Wölfen war anders als alles, was irgendein Windrenner jemals gesehen hatte, und der widerliche Gestank von etwas lange Totem haftete ihnen wie der Pesthauch aus
einem offenen Grab an. Ihre Augen glühten in einem ekelhaften, widerlichen grünen Feuer, grüner Geifer troff ihnen von den gefletschten Lefzen, die sie in einem lautlosen, wilden Knurren verzogen hatten. Kein gewöhnliches Wolfsrudel wäre je so groß gewesen. Der
Leithengst schüttelte seine Lähmung über diesen unerwarteten Anblick ab, riss die anderen Hengste aus ihrer beinah panischen Erschütterung und warf sich gemeinsam mit ihnen dieser Bedrohung
entgegen.
Der Leithengst bäumte sich auf und seine Hufe sausten wie
Dreschflegel hinab. Jetzt endlich gaben die Wölfe Laute von sich. Ein
Kreischen aus hasserfüllter Qual gellte auf, als der Leithengst einen
Wolf, fast so groß wie ein kleines Kutschpony, zu einem Haufen
Knochen und Blut zerschmetterte. Der Schädel des Windrenners
sauste hinab und seine Zähne bissen zu. Sie waren so scharf und riesig wie Hackmesser, obwohl er sich von Pflanzen ernährte. Er erwischte einen zweiten Wolf knapp hinter den Schultern, zerschmetterte sein Rückgrat und würgte, als ihm der widerliche Geschmack von
etwas Totem in den Rachen stieg, das immer noch irgendwie lebte.
Er riss seinen Schädel herum und schleuderte den Wolf mit einem
kurzen Rucken zur Seite, ebenso wie dieser Wolf eben gerade ein gerissenes Kaninchen weggeschleudert hätte. Er spürte, wie sich ein
anderer Wolf um ihn herumschlich und von hinten angriff. Er hatte
es auf seine Beinsehnen abgesehen. Auf diese Art jagte seine Rasse
von jeher. Der Leithengst trat mit dem Hinterhuf zu und erwischte
seinen Feind mitten im Satz. Der Wolf flog zur Seite, tot oder verkrüppelt, und der Hengst schmetterte seinen Kriegsruf hinaus, während er und die seinen ihre Feinde mit donnernden Hufen und
scharfen Zähnen niedermähten.
Doch es waren zu viele. Einer, zwei, selbst drei Wölfe wären keine
ernsthafte Herausforderung für ihn gewesen. Aber diese untoten
Bestien stürzten sich nicht zu zweit oder dritt auf ihn, sondern zu
Dutzenden, in Scharen, sie waren alle weit größer als gewöhnliche
Wölfe. Und alle bewegten sich auf diese grausige, untote Art und
Weise. So viele er auch verkrüppelte, so viele er tötete, falls sie denn
tatsächlich starben, ihnen folgten stets andere. Sie stürzten sich auf
die Hengste wie die Brandung, die sich gegen eine Klippe wirft, nur
war diese Woge lebendig. Sie verstand es, die Schwäche ihres Gegners auszumachen und zu nutzen. Die Windrenner brauchten Platz,
um wirksam kämpfen zu können. Und selbst ihre dichteste Formation bot den Wölfen noch genügend Lücken, in die sie eindringen
konnten. Der Leithengst konnte nicht den Fängen aller seiner Feinde
entgehen.
Er hörte, wie einer seiner Hengste vor Qual wieherte, als ein Wolf
unter ihn gelangte und seine Reißzähne in den Bauch des Windrenners grub. Sofort stürzten sich andere Wölfe auf den Verwundeten,
rissen und zerrten an ihm, während sich ihr Gefährte in den Bauch
des Hengstes verbissen hatte, ihn behinderte und immer schwerer
verletzte. Der Hengst stieß
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