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Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Windreiter
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dass du nur eine andere Spielart von mir wirst, als
hätte dich ein Koch mit seiner Kuchenform ausgestochen. Ich möchte, dass du du bist und dein eigenes Leben lebst. Doch selbst wenn
wir beide wollten, dass du so würdest wie ich, wird das nicht geschehen. Und zwar deshalb nicht, weil du auch die Tochter deines
Vaters bist und… weil wir keine Kinder mehr bekommen können.«
Leeana biss sich auf die Lippen, als sie den Widerhall ihres Gesprächs mit Dame Kaeritha von vorhin vernahm. Ihre Augen brannten vor ungeweinten Tränen.
Ihre Mutter war noch jung, trotz der silbernen Strähnen, die Leid
und Schmerz in ihrem Haar hinterlassen hatten. Sie zählte nur wenige Jahre mehr als Kaeritha. Mit achtzehn Jahren hatte sie geheiratet,
und Leeana war noch vor Hanathas zweiundzwanzigstem Geburtstag geboren worden. Gäbe es wahre Gerechtigkeit auf der Welt,
dachte Leeana bitter, so hätte Mutter jetzt mindestens noch zwei
oder drei Kinder mehr. Sie hätte sogar noch Zeit, zwei oder drei Kinder zu gebären, wenn nur…
Leeana unterbrach ihren Gedankengang und tadelte sich streng.
Es mochte ungerecht oder einfach nur Schicksal sein, dass ihre Mutter so schwer verletzt worden war, ganz sicher aber war es eine Tragödie. Die meisten anderen Frauen wären an solch schweren Verletzungen gestorben oder zumindest für den Rest ihres Lebens verkrüppelt geblieben. Hanatha Bogenmeister war jedoch die Baronin
von Balthar. Die besten Ärzte in Balthar hatten sich ihrer angenommen und sie am Leben erhalten, bis ein Magierheiler von der Magierakademie in Sothöfalals gekommen war. Dieser Heiler war von
einem Windwanderer nach Balthar begleitet worden, einem Magierkollegen, der sie beide schneller dorthin gebracht hatte, als es selbst
ein Windrenner vermocht hätte.
Trotzdem hatte auch die Magie ihre Grenzen. Sie hatte die Geschichte gehört, wie Bahzell Brandark bei seinem ersten Heilversuch
als Paladin des Tomanâk geheilt hatte. Trotz der Berührung durch
den Gott selbst waren Brandarks versehrtes Ohr und seine verlorenen Finger nicht nachgewachsen. Und ebenso wenig hatte der Heiler, der ihre Mutter erst beinahe vier Tage nach dem Unfall behandelt hatte, die volle Beweglichkeit ihres Beines wiederherstellen können, das so gut wie tot gewesen war. Leider hatte er ihr auch ihre
Fruchtbarkeit nicht wieder schenken können.
»Das weiß ich, Mutter«, sagte Leeana nach einer Weile. »Ich
wünschte, du könntest noch Kinder bekommen. Und das nicht nur
wegen der Folgen für mein eigenes Leben.«
»Leeana«, erwiderte Hanatha sehr sanft, »wir wünschten uns auch
mehr Kinder. Nicht, weil wir sie vielleicht mehr lieben könnten als
dich oder zufriedener mit ihnen wären. Aber die Tatsache, dass du
keine Brüder hast, ist dafür verantwortlich, dass du dein Leben nicht
so leben kannst wie ich das meine gelebt habe. Dafür bitte ich dich
aus ganzem Herzen um Verzeihung.«
Ihre grünen Augen schimmerten feucht, und Leeana wollte ihrer
Mutter gerade versichern, dass keinerlei Notwendigkeit bestand,
sich für etwas zu entschuldigen, worüber selbst die Götter keine
Macht besaßen. Hanatha kam ihr jedoch mit einem Kopfschütteln
zuvor.
»Ich hätte deinen Vater ermutigen sollen, sich von mir scheiden zu
lassen und sich eine andere Frau zu suchen«, erklärte sie leise. »Das
war mir damals schon klar. Aber ich konnte es nicht, Leeana. So
stark war ich nicht. Und selbst wenn ich es gewesen wäre, ich hätte
ihn doch niemals dazu bringen können, das spürte ich ganz genau.
Aus diesem Grund schulden wir dir eine Abbitte für unsere eigensüchtigen Entscheidungen, die deine Freiheit so nachhaltig eingeschränkt haben, ganz gleich, was du dazu denkst oder sagst.«
»Sei nicht albern, Mutter!«, widersprach Leeana hitzig. »Wenn es
Vater so leicht gewesen wäre, dich wegzuschicken, dann wäre ich sicher nicht die Person, die ich auch deshalb bin, weil ich ihn liebe.
Und einen Mann, der so etwas tun könnte, würde ich niemals lieben. Natürlich würde ich vieles in meinem Leben ändern, wenn ich
könnte! Das gilt sicher für viele Menschen. Aber niemals würde ich
mein Leben verändern wollen, wenn der Preis dafür wäre, dass Vater und du sich trennen müssten. Niemals!«
»Kein Wunder, dass ich dich so liebe.« Hanathas Stimme klang
unbeschwert, beinahe launig, aber ihre Augen glühten. Die beiden
Frauen saßen eine Weile schweigend da, bis Hanatha sich räusperte.
»Jedenfalls«, fuhr sie etwas lebhafter fort, »habe ich dir in dem
Korridor

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