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Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Windreiter
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Feinde sind fast so mächtig oder sogar ebenso
mächtig wie er. Einige kämpfen allein, andere dagegen haben sich
zusammengerottet. In solchen Zeiten kann ich deine Sicherheit nicht
aufs Spiel setzen.«
Leeana atmete tief ein, als sie die schlichte, unerbittliche Entschlossenheit in Hanathas letztem Satz wahrnahm. Ihre Mutter hatte
Recht, ganz gleich wie sehr ihr, Leeana, dies missfiel. Vermutlich
hätten sie andere Eltern in derselben Lage längst in einen der Türme
von Schloss Hügelwacht eingesperrt. Trotzdem fiel es ihr schwer,
diesen bitteren Bissen zu schlucken.
»Du verstehst doch, warum ich das sage?«, fragte ihre Mutter nach
einer Weile. Leeana nickte.
»Ja, Ma’am«, antwortete sie formell. »Ich verabscheue es, aber ich
kann es verstehen. Und natürlich hasse ich dich deswegen nicht.«
»Dafür danke ich dir«, antwortete Hanatha leise.
»Ich wünschte…« begann Leeana, schloss dann jedoch den Mund
wieder.
»Was wünschst du dir, Liebes?«, drängte ihre Mutter sie sanft,
nachdem das Schweigen einige Sekunden angehalten hatte.
»Ich weiß nicht…« Leeana fühlte die Wärme des Kaminfeuers auf
ihrem Rücken. Sie schloss die Augen und schüttelte bedächtig den
Kopf. »Ich wünschte, es müsste nicht so sein. Ich wünschte, ich
konnte diejenige sein, die ich bin und trotzdem jemand anders, jemand der tun und lassen kann, was sie will… Ohne sich Sorgen machen zu müssen, von jemand anderem als Waffe gegen die eigene
Familie benutzt zu werden.«
»Das kann ich dir nicht verdenken, mein Liebling.« Hanatha lächelte unmerklich. »Aber das darfst du nicht, genauso wenig wie
dein Vater oder ich.«
»Ich weiß.« Leeana öffnete die Augen und erwiderte das Lächeln
ihrer Mutter. »Und ich versuche, folgsam zu sein, das versuche ich
wirklich.«
»Du warst immer folgsam, selbst wenn du noch so widerspenstig
warst«, meinte ihre Mutter mit einem leisen Lachen. »Ich verlange
keine wundersame Veränderung in deinem Verhalten oder in deiner
Persönlichkeit. Ich bestehe nur darauf, dass du auch vorsichtig bist,
das ist alles.«
»Ich werde mir Mühe geben«, versprach Leeana.
7
    I HR SOLLTET NICHT hier sein!«, erklärte der massige blonde Edelmann.
Seine Miene war fast ausdruckslos, doch er hielt seine Hand dicht
neben dem Griff seines Dolches, und seine Stimme klang gefährlich
ruhig. Dieser Edelmann mochte weder Überraschungen noch war er
Ungehorsam gewohnt, den er im Übrigen auch nicht gestattet hätte.
Was man ihm deutlich ansah.
    »Niemand weiß, dass ich hier bin, Milord Baron.« Sein Besucher
war ein unauffälliger, kleiner Mann mit braunem Haar und braunen
Augen. Seine Kleidung war so unscheinbar, dass man sie sofort vergaß, genau wie ihn selbst. Er hätte ein Kaufmann oder ein Schreiber
sein können. Möglicherweise ein unbedeutender Domestik im Haushalt eines niederen Landjunkers. Höchstens allerdings ein in Grenzen wohlhabender Arzt mit einer Klientel, die sich aus dem Bürgertum zusammensetzte.
    Der Besucher war jedoch nichts dergleichen. Was er aber eigentlich war, wusste der Baron zu seinem Missfallen weit weniger genau, als er Kenntnis von dem hatte, was dieser Mann alles nicht war.
    Der Baron hörte dem Prasseln der Regentropfen und dem Plätschern der gurgelnden Sturzbäche vom Dach zu, die sich auf die
Terrasse vor dem Arbeitszimmer seiner privaten Gemächer ergossen. Er spielte mit dem Gedanken, dem anderen zu sagen, dass er
gerade hatte zu Bett gehen wollen und ihn anzuweisen, zu einer
passenderen Zeit wiederzukommen. Er erwog diese Idee sogar sehr
genau, bis er sie am Ende doch verwarf.
»Und wie könnt Ihr Euch da so sicher sein?«, fragte er seinen Besucher stattdessen.
    »Werter Baron!« Der kleine Mann klang fast beleidigt, wenn auch
immer noch respektvoll genug, um den Anstand zu wahren. »Wir
reden hier über mein Gewerbe! Was für ein Verschwörer wäre ich
wohl, wenn ich mir solcher Dinge nicht sicher wäre?«
    Der Baron biss bei dem Wort »Verschwörer« die Zähne zusammen. Nicht, weil es etwa nicht zutreffend gewesen wäre, sondern
weil es ihm missfiel, dass es ein Mann so ungeniert äußerte, von
dem er weniger wusste, als ihm lieb war. Und vielleicht auch, weil
ein Edelmann seines Ranges sich niemals zu so etwas Ordinärem
wie einer »Verschwörung« herablassen würde.
    »Ich frage noch einmal.« Seine Stimme klang jetzt frostig, fast eisig. »Warum eigentlich seid Ihr Euch dessen so sicher?«
»Zum Beispiel, weil Eure Leibgarde nicht in Eure Gemächer stürzt,
obwohl wir

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