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Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Windreiter
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ertrunkene, schlammbespritzte Ratte als wie die Erbin
eines der mächtigsten Adligen des Königreiches ausgesehen habt,
war ich bereit zu warten, bis Ihr Euch etwas Warmes einverleibt hättet, bevor ich mit dem Verhör beginne. Offensichtlich seid Ihr ja jetzt
satt.«
    Leeana zuckte bei Kaerithas Tonfall zusammen. Doch sie versuchte erst gar nicht, Ausflüchte zu machen. Sie legte den Löffel in den
Napf, stellte diesen fein säuberlich auf den Boden und sah Kaeritha
dann ruhig an.
    »Ich bin weggelaufen«, erklärte sie.
»So viel habe ich mir bereits gedacht«, antwortete die Amazone
trocken. »Vielleicht können wir ja gleich zu den beiden Warums
übergehen.«
»Zu den beiden Warums?«, wiederholte Leeana verwirrt.
»Nummer eins: Warum seid Ihr weggelaufen? Nummer zwei:
Warum erwartet Ihr, dass ich Euch nicht geradewegs wieder nach
Hause bringe?«
    »Oh.« Leeana errötete etwas und senkte den Blick. Sie blickte mehrere Sekunden in die tanzenden Flammen des Feuers, bevor sie Kaeritha wieder ansah.
    »Ich bin nicht einfach aus einer Laune heraus weggelaufen«, erklärte sie. »Es gab viele Gründe. Die meisten davon kennt Ihr
schon.«
    »Vermutlich.« Kaeritha betrachtete das Gesicht des Mädchens. Sie
konnte nicht verleugnen, dass ihr Mitgefühl für Leeana ihre kompromisslose Haltung etwas aufweichte. »Aber ich weiß auch, wie
besorgt und aufgeregt Eure Eltern jetzt sein müssen. Genauso gut,
wie Ihr das wisst, denke ich.« Leeana zuckte zusammen, und Kaeritha nickte. »Also, warum habt Ihr ihnen das angetan?«, fuhr sie unerbittlich fort. Leeana wich ihrem Blick erneut aus.
    »Ich liebe meine Eltern«, antwortete sie nach einer langen Pause.
Ihre Stimme klang so leise, dass Kaeritha Mühe hatte, sie unter dem
Prasseln des Regens zu verstehen. »Ihr habt natürlich Recht, sie werden sich große Sorgen um mich machen. Das weiß ich ja. Aber…«
Sie verstummte, holte tief Luft und sah Kaeritha dann erneut in
die Augen.
    »Vater hat einen formellen Heiratsantrag für mich erhalten«, erklärte sie.
Kaeritha ließ sich langsam auf die Hacken sinken. So etwas hatte
sie schon befürchtet, aber das machte das Eingeständnis nicht besser. Sie überlegte, was sie sagen konnte, verwarf jedoch die nahe liegenden Antworten rasch, als sie sich an ihre früheren Gespräche mit
Leeana erinnerte.
»Von wem kam der Antrag?«, erkundigte sie sich stattdessen.
»Rulth vom Schwarzenberge«, erwiderte Leeana tonlos. Als sie
Kaerithas verständnislosen Blick sah, verzog sie das Gesicht. »Er ist
Lordhüter von Transhar… und wird in diesem Herbst fünfzig Jahre
alt.«
»Fünfzig?« Kaeritha konnte ihre Überraschung nicht ganz verbergen. Sie runzelte die Stirn, als Leeana düster nickte. »Warum sollte
ein so alter Mann nur einen Augenblick lang erwarten, dass Euer
Vater seinen Heiratsantrag auch nur in Erwägung zieht?«
»Warum nicht?«, antwortete Leeana, und Kaeritha starrte sie erstaunt an.
»Weil er fast viermal so alt ist wie Ihr, deshalb!«
»Außerdem ist er reich, ein Günstling des Obersten Ministers des
Königs, ein vollwertiges Mitglied des Kronrates und durch Abstammung und Heirat mit Baron Cassan verwandt«, antwortete Leeana.
»Aber Ihr sagtet doch, er wäre fast fünfzig Jahre alt!«
»Welche Rolle sollte das für ihn spielen oder für den Kronrat?«,
wollte Leeana wissen. »Er ist Witwer und hat von seiner ersten Frau
vier Kinder. Zwei Jungen, von denen der jüngste gerade ein Jahr alt
ist. Also kann er ganz offensichtlich noch Söhne zeugen.«
Sie sprach das so gelassen aus, dass Kaeritha eine scharfe Erwiderung herunterschlucken musste. Für einen Augenblick war sie beinahe wütend auf Leeana, weil sie so vernünftig klang. Doch dann
unterdrückte sie ihren Ärger. Leeanas Ton war der einer Person, die
in einer Welt aufgewachsen war, die ihre Worte durchaus vernünftig fand, nicht der von jemandem, der von der Richtigkeit seiner
Worte überzeugt war.
»Glaubt Ihr wirklich«, fragte die Amazone nach einer kleinen Pause, »Euer Vater würde zulassen, dass jemand in diesem Alter, ganz
gleich, mit wem er verwandt ist, Euch heiratet?«
»Ich glaube nicht, dass er es freiwillig tun würde«, erwiderte Leeana leise. »Vermutlich würde er so etwas sogar geradeheraus ablehnen, so wie er auch diesen Antrag nicht annehmen wird. Aber weil
ich es weiß, macht das alles nur noch schlimmer.«
Sie warf Kaeritha einen flehentlichen Blick zu. Sie wünschte sich
Mitgefühl, das war klar, aber noch mehr als das. Sie brauchte

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