Wechsel-Wind
nicht immer so, es ist sogar sehr ungewöhnlich. Als wir die Nachricht erhielten, daß sich ein Sturm zusammenbraut, waren wir alle der Meinung, die Kinder und die Babys sollten an den sichersten Ort in ganz Xanth gebracht werden. Also kamen wir alle hierher ins Schloß Roogna, denn es ist verzaubert, alle Bewohner zu schützen, ganz besonders aber jene von königlichem Geblüt. Also kamen Grey und Ivy aus dem Schloß des Guten Magiers, und Bauche und ich aus der Höhle meines Vaters Nabob hierher. Electra und die Zwillinge waren selbstverständlich von vornherein hier im Schloß. Seitdem die Kinder gebracht wurden, ist das unser erstes Familientreffen. Ivy, Electra und ich sind seit unserer Kindheit enge Freundinnen.«
»Oh. Das hätte ich ahnen sollen.«
»Woher solltest du davon wissen, meine Liebe? Nun zu der Frage, warum all unser Nachwuchs weiblich ist – das erscheint wirklich merkwürdig. Wir halten es für reinen Zufall und denken, daß sich männliche Kinder schon bald einstellen werden. Aber wir sind glücklich mit unseren Kindern, wie sie sind.«
»Und wir auch«, fügte Dawn hinzu. »Jungen sind eine Plage.«
Karen lachte zustimmend auf.
»Das kann ich nur bestätigen. Ich habe schließlich zwei Brüder.«
Eine Rauchfahne war plötzlich zu sehen, und in dem Rauch blitzten zwei Augen auf. »Das paßt mir nicht«, sagte der Rauch.
»Hallo, Mentia«, rief eine der Zwillinge. »Du bist zu spät gekommen. Wir haben nicht dich als Plage bezeichnet.«
»Wir haben die Jungen eine Plage genannt«, sagte die andere.
»Das habe ich auch gehört.« Der Rauch formte sich zu einer wunderschönen Frau. Karen war sich nicht ganz sicher, wie das möglich sein sollte, aber so war es. »Aber der Storch hat meiner besseren Hälfte einen Jungen gebracht.«
»Einen Jungen?« fragte Karen.
Die Frau sah sie an. »Du bist neu hier. Deshalb kennst du meine bessere Hälfte Metria noch nicht, die halb Xanth bereist hat, bis sie im vergangenen endlich die Aufmerksamkeit des Storches auf sich zog und mit einem magischen Ruf bezwang, so daß er ihr etwas bringen mußte. Und nun hat sie Bill, den sie abgöttisch liebt. Und er wird aufwachsen und ebenfalls Kinder lieben. Abscheulich.«
Karen gelang es, die Puzzleteile zusammenzufügen. Dämonin Mentia – D. Mentia – Dementia – erworbener Schwachsinn. Wie Mentias Kleidung eindeutig verriet, war sie ein wenig verrückt. Dämon Bill – Debil. Dämon Bauche – was mochte das wohl heißen? Karen lachte hell. Diese Dämonennamen besaßen einen ähnlichen Wortwitz wie die der Imps.
»Was führt dich her, Mentia?« wollte Nada wissen. »Warst du neugierig, wie es dem anderen Halbdämomenbaby geht?«
»Ja, das auch«, antwortete Mentia. »Sie werden sicher gute Spielkameraden. Vielleicht heiraten sie sogar, wenn sie erwachsen sind. Aber hierhergekommen bin ich, weil ich beschworen wurde. Anscheinend benötigt Xanth mich.«
»Xanth benötigt einiges«, stimmte Nada ihr zu, »aber ich bin nicht sicher, ob es ausgerechnet eine verrückte Dämonin braucht. Hier bei uns braut sich ohnehin schon genug Wahnsinn zusammen.«
»Wahnsinn? Ach, darum. Je wahnsinniger die Umgebung, desto normaler werde ich.«
Nada nickte. »Das muß der Grund sein. Dann gehst du wohl am besten zum König; man wartet sicher schon auf dich.«
»Aber dalli«, versicherte die Dämonin und verschwand in einer Rauchwolke.
»Wir sollten auch lieber gehen«, meinte Jenny. »Wahrscheinlich geht die Reise zum Rushmost schon bald los.«
Sie ließen die Kinder allein und eilten in die Halle. Auf der Treppe sprach Jenny eine königlich aussehende junge Frau an. Obwohl sie in jeder Hinsicht perfekt wirkte, schien doch etwas Eigenartiges an ihr zu sein. »Oh, hallo, Prinzessin Ida!« rief Jenny. »Das ist Karen Mundanier.«
»Ah ja, gerade habe ich ihre Familie kennengelernt. Ich bin gekommen, um dich abzuholen, Karen.«
»Aber man kann doch keine Prinzessin schicken, um mich zu suchen«, wandte Karen ein, peinlich berührt. Das Merkwürdige hatte etwas mit Idas Kopf zu tun.
Die Prinzessin lächelte.
»Denk dir nichts dabei. Im Augenblick sind so viele Prinzessinnen im Schloß, daß wir alle versuchen, uns irgendwie nützlich zu machen.«
Karen wußte endlich, was an Ida seltsam war: Etwas wie ein Tischtennisball umkreiste den Kopf der Prinzessin. »Prinzessin, wenn dir meine Frage nichts ausmacht…«
»Du bist wegen meines Mondes neugierig«, stellte Ida nicht im geringsten beleidigt fest. »Er ist mir
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