Wechsel-Wind
Schwierigkeiten geraten könntet. Also schön; wieviel brauchst du denn davon?«
Rasch stellte sich heraus, daß Nimby ein ganzes Bündel Kehrholz benötigte. Also riß Mary Äste von dem toten Baum ab und verschnürte sie mit einer Ranke zu einem Bündel, das sie in den Armen hielt, während Nimby sie zurück zum Wohnmobil trug. Dort verteilte sie die Holzstücke in einem Kreis um den Wagen. Das sollte einen ganz heimtückischen und sehr wirksamen Verteidigungsgürtel abgeben, dachte sie.
Nimby nickte.
Mentia tauchte wieder auf. »Tödlich«, kommentierte sie.
Als das Werk getan war, kehrten sie zum Wohnmobil zurück. Bevor Mary wieder einstieg, drückte sie Nimby einen Kuß auf ein Eselsohr. »Großartig, wie du um uns besorgt bist«, sagte sie. »Auch wenn du damit nur Chlorine bei der Erledigung ihrer Aufgabe hilfst.« Das Ohr verfärbte sich rötlich.
Mary nahm wieder auf ihrem Sitz Platz. Nimby wechselte in menschliche Gestalt und gesellte sich zu Chlorine. Niemand hatte sein Verschwinden bemerkt. Diesmal schlief Mary auf der Stelle ein.
Als die anderen bei Morgendämmerung das Wohnmobil verließen, bemerkten sie den Kreis aus Holzstückchen nicht einmal. Nur Mary sah die gewaltigen Fußabdrücke, die direkt zum Wohnmobil führten, den Kreis berührten und von da an hoffnungslos verwirrt wirkten. Wahrscheinlich hatte ein hungriger Landdrache sie erschnüffelt, war durch die Umkehr seines Talents oder seiner Magie jedoch verscheucht worden. Nimby mußte gewußt haben, daß das Ungetüm sich näherte, und hatte insgeheim Maßnahmen ergriffen, um der Bedrohung Herr zu werden. Um Chlorine zu beschützen – und für sie die Erfüllung ihrer Aufgabe zu gewährleisten. Im Grunde hatte der Gute Magier in seiner unerforschlichen Weisheit ihnen Nimby geschickt, und Chlorine war nur Fassade. Mary sammelte das Kehrholz ein und bündelte es wieder zusammen. Nun neutralisierte es sich wieder gegenseitig, wie auch in dem toten Baumstamm, aber sein Potential bestand weiter. Sie verstaute es für eine spätere Verwendung im Wagen.
In der Zwischenzeit hatte Chlorine sich mit Nimby beraten, welchen Weg sie nun einschlagen sollten, um die Windjacke am sinnvollsten einsetzen zu können. Zu ihrer aller Überraschung riet Nimby, die Trollstraße zu meiden. Statt dessen wollte er eine Reihe von Bewohnern dieser Gegend um ihre Hilfe bitten. Sie wohnten verstreut, und deshalb mußten sie nacheinander aufgesucht werden. Der erste von ihnen hieß Modem.
»Das klingt mir aber sehr nach einem bekannten mundanen Begriff«, stellte Jim fest. »Aber das ist sicher nur ein Zufall.«
Sie suchten sich einen Benzinschlucker und tankten auf, dann fuhren sie auf einem verschlungenen Weg durch den Wald, bis sie eine abgelegene Hütte erreichten. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt, aber nicht, weil die Unterkunft verlassen worden war; vielmehr hatten die Bewohner sie verschalt, um sich vor dem herannahenden schrecklichen Sturm zu schützen. Jim parkte das Wohnmobil vor der Tür. Chlorine wollte aussteigen, aber Nimby hielt sie zurück und deutete statt dessen auf Mary. Was? dachte sie. Nun, er wird schon einen Grund dafür haben. Sie hatte mittlerweile großen Respekt vor Nimbys Wahrnehmungsvermögen. Deshalb stieg sie gehorsam aus und klopfte an die Hüttentür.
»Verschwinde, du Spuk!« rief von drinnen eine Stimme.
»Ich bin kein Spuk«, protestierte Mary, obwohl sie sich gut vorstellen konnte, welche Trugbilder dieses Haus heimgesucht hatten. »Ich bin einfache Mundanierin und suche nach Modem.«
Die Tür wurde einen winzigen Spaltbreit geöffnet und von einer funkelnden Hand festgehalten. Ein Glotzauge starrte Mary an. »Und ich bin die Hüttenvettel. Was willst du von Modem?«
»Wir brauchen ihn, um Xanth vor dem widrigen Wind zu retten.«
Die Tür wurde etwas weiter geöffnet. »Laß mich dich ansehen«, befahl die Vettel. »Ah ja – du bist jemandes Mutter.«
»Ja, das bin ich.«
»Dann geht es in Ordnung. Achte darauf, daß er sich nicht in Schwierigkeiten bringt. Sein Talent ist sehr seltsam.« Sie rief nach hinten in die Hütte: »Modem, Junge, komm und geh mit dieser Mutter.« Nun war Mary klar, warum sie und sonst niemand ihn abholen sollte.
»Ja, Vettilimama.« Ein ungepflegter Junge, ungefähr in Davids Alter, kam heraus. Er hatte zerzaustes Haar und trug unordentliche Kleidung.
Sie bedankte sich bei Vetteli, nahm den Jungen bei der schmutzigen Hand und führte ihn zum Wohnmobil. »Wir bringen ihn gesund
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