Wechsel-Wind
zurück«, versprach sie. Dann wandte sie sich an den Jungen: »Wir besitzen ein magisches, sich selbst bewegendes Haus. Du darfst aus dem Fenster sehen, sobald du dir die Hände gewaschen hast. Du wirst neben meinem Sohn David sitzen, und du darfst bis auf weiteres ›Mom‹ zu mir sagen.«
»Ja, Mom«, antwortete Modem gehorsam.
Chlorine kam aus dem Wohnmobil, um Modem zu begrüßen. Mary stellte sie vor, als sei er tatsächlich ihr eigener Sohn. »Wasch ihn ein wenig und finde heraus, welches Talent er besitzt. Gib ihm den Fensterplatz neben David.« Was sie wirklich meinte, war jedoch, daß Chlorine es von Nimby erfragen sollte. Außerdem würde der Junge wahrscheinlich eher stillhalten, wenn Chlorine ihm Hände und Gesicht wusch, denn Chlorine übte auf männliche Wesen gleich welchen Alters eine gewisse Wirkung aus; das konnte man sich genausogut zunutze machen.
»Hallo, Modem«, sagte Chlorine. »Ich bin Chlorine.« Sie lächelte.
»Wow.« Der Junge wirkte hingerissen. Das bedeutete, er war in zwischenmenschlicher Hinsicht normal.
Sie fuhren weiter, um den nächsten Namen auf Nimbys Liste abhaken zu können. Dieser nächste Name lautete Keaira und führte sie in eine andere Richtung. Während Jim das Wohnmobil durch den fast unwegsamen Urwald steuerte, wusch Chlorine den wie verzauberten Modem und befragte ihn behutsam.
Es stellte sich heraus, daß Modems Zaubertalent sogar etwas mit dem mundanen Begriff zu tun hatte: er besaß eine Art Zauberspiegel, jedoch in sich, und konnte mit Com Pewter kommunizieren.
»Mit wem?« wollte Gerte wissen.
»Com Pewter«, wiederholte Chlorine. »Die böse Maschine, die gut wurde. Die auch Animator ins Leben gerufen hat. Com Pewter verändert in seiner unmittelbaren Umgebung die Realität.«
»Ja«, rief Modem begeistert. »Wenn ich mit ihm verbunden bin, kann ich das auch, aber nur, weil ich dann ein Terma… Tirme…«
»Terminal«, rief Jim nach hinten.
»Ja. Genau. So nennt er es, und das bin ich dann.«
»Das klingt toll«, sagte Chlorine. »Kannst du uns das zeigen?«
In diesem Augenblick hielt Jim das Wohnmobil vor dem Ende einer Sackgasse an. Ein gewaltiger, verheddert wirkender Baum mit wedelnden Ranken, die wie Tentakel aussahen, versperrte ihnen den Weg.
»Vorsicht«, warnte Mentia. »Das ist ein Schlingerbaum.«
Karen kicherte. »Hat der die gleichen Tischmanieren wie David?«
»Nun, nicht ganz. Sieh!« Die Dämonin schwebte aus dem Wagen und nahm die Gestalt eines kleinen Mädchens an. Dann ging sie auf den Baum zu.
Die Ranken zuckten zu ihr und umschlangen sie, dann zogen sie sie an den Stamm heran. Darin öffnete sich ein riesiges Maul, in das die Tentakel das kleine Mädchen stopften. Knirschend trafen hölzerne Zähne aufeinander.
Dann öffnete sich der Mund wieder und spie das Mädchen aus. Der Stamm verfärbte sich grün, und die Tentakel erschlafften.
Mentia nahm wieder ihre hinreißende Frauengestalt an und schwebte zurück ins Wohnmobil. »Sonst noch irgendwelche Fragen?«
»Bäh, nein«, antwortete Karen. Sie sah selbst ein wenig grün aus.
»Ja«, meinte David. »Wie hast du es geschafft, daß er dich wieder ausspuckt?«
Die Dämonin zeigte ein niederträchtiges Lächeln. »Ich habe ihn einen Hauch Stinkhorn schnüffeln lassen.«
»Einen Hauch was?«
Mentia machte ein schlecht riechendes Geräusch. Ein Gestank, wie man ihn sich schlimmer nicht vorstellen konnte, erfüllte das Fahrzeug. »Etwas so was«, antwortete sie, »nur stärker.«
»Bääääh!« schrie Karen und hastete an ein Fenster, um es zu öffnen. Schweigend kurbelte Mary ebenfalls ihre Scheibe herunter. Alle würgten sie unter dem fürchterlichen Gestank, nur Nimby nicht.
»Toll!« rief David. »Und der dämliche Schlingelbaum hat da reingebissen?«
»Ich fürchte schon«, bedauerte die Dämonin unaufrichtig.
Und trotz des entsetzlichen Geruchs mußten sie alle lachen, auch Modem.
»Ich kann den Geruch ändern«, sagte Modem, »wenn ich mich verbinde.«
»Dann verbinde dich bitte mit Com Pewter«, forderte Chlorine ihn auf, »und ändere den Gestank in Rosenduft.«
Modem schloß die Augen und konzentrierte sich. Plötzlich erfüllte süßer Rosenduft das Wohnmobil. Die Realität war verändert worden.
»Weißt du, ich glaube, ich weiß nun, wie sein Talent uns nutzen könnte«, merkte Jim an. »Ob er uns an dem Schlingerbaum vorbeibringen kann?«
Chlorine sprach mit dem Jungen. Der Schlingerbaum verwandelte sich plötzlich in einen Kuchenbaum. Mentia stieg
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