Wechsel-Wind
der Windstille rings um das mundane Fahrzeug, breiteten die Flügel aus und schüttelten sich. Die Insassen des Wohnmobils gingen hinaus, um sich vorzustellen. Die beiden Zentaurinnen erwiesen sich als tatsächlich Chena und ihre Freundin Crystal.
»Wie kommt es, daß du Flügel hast?« erkundigte sich Mary. »Dein Bruder Carleton läßt dich grüßen und wünscht dir alles Gute, aber er sagte nichts davon, daß du geflügelt bist.«
»Damals besaß ich auch noch gar keine Flügel«, erklärte Chena, »ich war eine gewöhnliche Zentaurin. Aber dann lernte ich Che Zentaur kennen, und da ich einen Wunschstein besaß, wünschte ich mir, geflügelt zu sein. Ihr müßt wissen, daß wir mehr geflügelte Zentauren unterschiedlicher Abstammung brauchen, damit unsere Gattung überlebensfähig ist. Deshalb ziehe ich nun übers Land und werbe an. Crystal hat sich zum Beispiel überzeugen lassen, daß sie als Zentaurin bessere Aussichten hätte. Ich unterweise sie in unserer Lebensweise, während wir nach weiteren Umwandlungswilligen Ausschau halten.«
»Aber benötigt ihr nicht auch männliche fliegende Zentauren?« erkundigte Mary sich.
Crystal errötete. »Ja«, antwortete Chena, »wir suchen nach brauchbaren Männern gleich welcher Art, die sich anwerben lassen wollen.«
Mary musterte beide von oben bis unten. Beide waren am Pferdeteil kraftstrotzende Jungstuten, im menschlichen schlanke Mädchen, und sie besaßen die eher vollen Brüste, zu denen die Spezies der Zentauren offenbar neigte.
»Ich vermute, ihr werdet Erfolg haben. Aber wenn ihr wünscht, können wir uns die Meinung eines Experten anhören.«
»Ein Experte?« fragte Crystal; das war das erste Mal, daß sie sprach.
Mary sah zur Seite. »Wenn du nicht anderweitig gebunden wärst, Sean, würdest du dann in Betracht ziehen, ein geflügelter Zentaur zu werden und mit diesen Jungstuten zusammen zu sein?«
»Darauf kannst du wetten, Mom!« Im nächsten Moment fiel Sean etwas anderes ein. Mary hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, weil sie nicht auf den gleichen Gedanken gekommen war. »Sagt mal, ich könnte mich doch in einen geflügelten Elfen verwandeln lassen!«
Aber zu Marys großer Erleichterung erhob Gerte selbst Einwände dagegen. »Nein, Geliebter. Der Magier Trent kann jeden in alles verwandeln, aber du bist Mundanier. Trent könnte dir die Gestalt eines geflügelten Elfen geben, aber nicht dessen Magie. Nur wenn du schon vorher Magie besitzt, könnte Trent sie in die Magie eines geflügelten Elfen umwandeln. Du hättest zwar Flügel, könntest jedoch trotzdem nicht fliegen. Sie wären nutzlos. Und außerdem…« Sie zögerte. »Ich liebe dich, wie du bist. Ich möchte nicht, daß du dich änderst.«
»Wir können einfach nicht in der Welt des anderen leben«, sagte Sean und seufzte enttäuscht.
»Nicht sehr gut«, stimmte Gerte ihm zu.
»Das klingt sehr tragisch«, sagte Chena. »Seid ihr etwa in einen Liebesquell gefallen?«
Beide nickten.
Chena tauschte rasch einen Blick mit Crystal aus, dann sah sie Sean wieder an. »Ich will ja nicht aufdringlich erscheinen… aber würde es dir etwas ausmachen, uns zu sagen, wo genau dieser Liebesquell sich befindet – nur für den Fall, daß wir verwandlungswillige Männer finden?«
Sean und Gerte lachten gleichzeitig traurig auf. »Ich will ihn euch gern zeigen, wenn die Krise vorüber ist. Aber ich hoffe doch, ihr informiert die Hengste über die wahre Natur des Quells, bevor…«
»Aber selbstverständlich!« rief Chena. »Wir würden niemals jemanden hintergehen! Das bereitet im nachhinein nur Kummer.«
»Das kann ich bestätigen«, meinte Sean, und Gerte nickte.
Mary sagte dazu nichts, aber es kam ihr in den Sinn, daß die beiden erstaunlich gut zueinander paßten, besonders, wenn man in Betracht zog, daß sie unterschiedlichen Spezies angehörten. Sean besaß eine gewisse Wildheit, die gezähmt werden mußte, während Gerte ziemlich realistisch und vernünftig war, und dennoch lachten beide über dieselben Dinge. Sean konnte in Mundanien wesentlich schlimmere Beziehungen knüpfen. Tatsächlich hatten einige der Mädchen, für die er sich bereits interessiert hatte, nur einen einzigen Vorzug aufgewiesen: Jugend. Und diese Eigenschaft war recht flüchtig, wie Mary aus eigener Erfahrung nur zu gut wußte.
Aber all das war im Augenblick nicht so wichtig wie die Sturmkrise. »Wir haben nach dir gesucht, Chena«, begann sie. »Und vielleicht auch nach Crystal. Denn wir benötigen Hilfe
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