Wechsel-Wind
Lehm.
Vielleicht war es sogar wirklich Lehm. »Laß mich mal sehen«, sagte David.
Mariana gab ihm ihr Formstück. David tastete es ab. Ganz eindeutig Stein. Und trotzdem hatte er gesehen, wie sie ihn verformt hatte. Er gab ihr den Stein zurück, und wieder veränderte er sich, als sie die Finger hineinstieß. Sie formte aus dem Stein eine grobe Puppe und gab sie ihrer Schwester.
»Und ich belebe die Steine«, sagte Anairam. Plötzlich erwachte die Puppe zum Leben und setzte sich in Anairams Händen aufrecht. Das Mädchen stellte sie auf den Boden, und die Puppe floh in den Wald.
David starrte ihr mit offenem Mund nach. »Das sind wirklich tolle Talente«, mußte er widerwillig zugestehen.
»Danke«, antwortete Mariana. »Möchtest du mit uns spielen?«
Natürlich – sie waren darauf aus, diese dämlichen Mädchen-Spiele zu spielen. »Ein andermal«, sagte er daher und dachte: Vielleicht in drei Jahren. »Ich muß weiter.« Er machte sich wieder auf den Weg und hoffte, daß Chena ihn bald fand.
Bald kam er zu zwei Mädchen, die etwas jünger waren als er. Schon wieder eine nervige Begegnung? Er versuchte, unbehelligt an ihnen vorbeizukommen.
Aber das funktionierte hier genausowenig wie beim ersten Mal. »Hallo«, rief ihm eines der Mädchen zu. »Ich bin Amanda, und das ist meine Zwillingsschwester Adnama. Wir können die Haarfarbe ändern.«
»Toll«, rief er zurück. »Ich bin David, und ich hab's eilig.«
»Aber das mußt du dir ansehen«, erwiderte Amanda.
»Ja, wir haben wirklich großartige Talente«, fügte Adnama hinzu.
»Und das ist noch nicht alles«, beschloß Amanda die Ansprache.
Und wieder hing er fest! Wo Chena nur blieb?
»Sieh auf mein Haar!« befahl Amanda. Es war braun, und während David zusah, verfärbte es sich erst zu blond und dann zu rot. »Ich kann meine Haarfarbe ändern«, sagte sie stolz.
»Und kann die Haarfarbe von anderen ändern«, verkündete Adnama, und das Haar ihrer Schwester schlug in grün um.
»Na und?« fragte David ungeduldig.
»Und jetzt habe ich deins geändert.«
David spürte nichts, deshalb nahm er an, daß sie bluffte. Aber dann hielt Amanda einen Spiegel hoch, und sah seinen Kopf – auf dem blaues Haar sproß.
»Macht das sofort wieder rückgängig!« verlangte er ärgerlich.
»Erst, wenn du uns küßt«, entgegnete Adnama.
Jetzt saß er wirklich in der Klemme! Also küßte er sie nacheinander, und Adnama gab seinem Haar die natürliche Farbe zurück. Dann machte er, daß er pieps noch mal weiterkam, bevor die beiden sich noch andere Spielchen ausdenken konnten.
Aber schon wenig weiter den Weg entlang stieß er auf zwei weitere Mädchen. Sie wirkten beide etwa zwei Jahre älter als er und hatten langes, purpurnes Haar und grüne Augen. Langsam begriff er, was es mit Twin City auf sich hatte: Hier lebten offenbar nur Zwillinge. Aber gab es denn nur Mädchen in dieser Stadt?
Diesmal sprach er die Mädchen direkt an, denn er wußte, daß sie ihn sowieso nicht vorbeilassen würden. »Ich bin David Mundanier, beschäftigt mit der Rettung Xanths«, sagte er. »Und wer seid ihr?«
»Ich bin Leai«, antwortete die erste traurig. »Ich will mich umbringen, aber ich kann nicht sterben.«
»Und ich bin Adiana«, sagte die andere ebenso niedergeschlagen. »Ich möchte leben, aber ich sterbe.«
Das allerdings war ein schlimmes Schicksal. »Könnt ihr nicht einfach die Plätze tauschen?«
»Den Zauber dazu kennen wir nicht«, antwortete Leai.
»Schade.« David überlegte, ob die beiden ihn möglicherweise nur auf den Arm nahmen. Wenn, dann war das nicht die Sorte Humor, die er komisch fand.
»Glaubst du, ich könnte in Mundanien sterben?« fragte Leai.
»Ich denke schon, wenn dich bis dahin die Magie am Leben hält.«
»Es liegt an der Magie«, antwortete sie. »Schau her.« Sie holte ein häßlich aussehendes Messer hervor und versuchte, es sich in den Bauch zu rammen.
»He!« rief David, sprang vor und packte ihren Arm, bevor die Messerspitze sie verletzte. Er hielt die Waffe fest. »Was machst du denn da?«
»Ich versuche, mich umzubringen«, erklärte sie. »Aber es geht einfach nicht, weil mich immer etwas davon abhält. So wie du gerade.«
»Das war doch keine Magie! Ich kann nicht zusehen, wie du das tust!«
Sie sah ihm in die Augen. Für ein Mädchen war sie sehr hübsch. »Warum nicht? Was kümmert dich ein Mädchen?«
»Nichts«, sagte er schnell, »aber…«
»Du wirst dir immer einen Grund zurechtlegen, aber du wirst mich immer
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