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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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unwesentliches magisches Talent, das der weiteren Erwähnung nicht wert ist. Verglich er seine Magie mit der anderer Menschen, dann fühlte er sich stets minderwertig. Und er wußte, er würde nur einen weiteren Blutspender abgeben, wenn er den Vampir direkt anging. Aber er war ein kräftiger und auch intelligenter Mann, und so folgerte er, daß er am besten seinen Kopf benutzte. Sein Name war übrigens… äh, ganz egal. Eigentlich spielte er nie eine große Rolle. Außer in dieser einen Sache.
    Um seinen Plan auszuführen, bastelte der Mann sich aus verschiedenen Gegenständen eine Puppe. Er nahm eine Milchschote als Kopf, Damenfinger als Hände und zwei Krüge für den Oberkörper. Wie sich herausstellte, besaß er ein großes Talent im Puppenbauen, und das Endergebnis besaß beträchtliches Storch-Appeal. Die Puppe sah aus wie eine sehr verlockende junge Frau – um genau zu sein wie eine, die voll war mit wohlschmeckendem Blut. Er befestigte sie auf einem Haufen aus trockenen Holzscheiten. Dann bedeckte er sie mit stark klebendem Pflanzensaft, Pfeilgras und Schlingerbaumtentakeln. Die Tentakel sahen aus wie ein Rock, der ihre Beine nicht wirklich züchtig bedeckte, und der Saft wirkte wie eine enge Bluse, die ihr den Oberkörper einschnürte. Alles, was den attraktiven Körper berührte, würde eine Weile lang an ihr festhängen.
    Das Ganze – also Puppe und Holzhaufen – schaffte er auf einen Weg, der nahe an der Krypta des Vampirs vorbeiführte, und baute es dort so auf, daß es möglichst verführerisch wirken mußte. Die Falle war gestellt, nun mußte nur noch der Köder ausgelegt werden.
    Dazu versteckte sich der Mann hinter der Puppe und schrie mit Falsettstimme: ›Hilfe! Ich bin eine unschuldige, süße, schöne, saftige Dame in tiefer Not! Ich bin gefesselt und kann nicht einmal meine zierlichen Füßchen bewegen, geschweige denn fliehen. Könnte nicht jemand kommen und mich retten, bevor ich mich in der kühlen Luft erkälte?‹
    Schon bald kam ein Mann des Wegs. Er war ein recht kühler Charakter, was sich schon daran zeigte, daß er Schneeschuhe trug. Aber fast hätte er den Schnee zum Schmelzen gebracht, als er die wunderschöne Puppe entdeckte. ›Aha‹, sagte er und trat einen Schritt auf sie zu, ›da wird der Storch heute aber viel zu tun bekommen.‹
    Es handelte sich nur leider um den falschen Mann – er war nicht der Vampir, sondern nur ein typischer kalter, sexistischer Dämlack, dessen Beseitigung niemandem den geringsten Vorteil verschafft hätte. Er mußte so rasch wie möglich vertrieben werden.
    ›Oh, ich danke dir herzlich, gütiger Herr!‹ rief der Ehemann in seiner Falsettstimme. ›Nie hätte ich gedacht, daß ein Mann, der so gut aussieht wie du, ein Interesse an mir haben könnte. Ich bin nur eine der Gehilfinnen des grausamen Vampirs und heiße Lues.‹
    Der gemeine Kerl blieb stehen. ›Wie heißt du?‹
    ›Lues!‹ rief der Ehemann. ›LUES!‹
    ›Dann hab' ich mich doch nicht verhört. Mit Lues will ich nichts zu schaffen haben! Mich hält hier nichts.‹ Und damit eilte der Kerl davon, und nur ein Flecken Schnee von seinen kalten Füßen blieb zurück.
    Der Ehemann seufzte erleichtert auf. Nur seine Schlagfertigkeit hatte seine Falle gerettet. Er hoffte, als nächster käme der Vampir vorbei und nicht noch ein Lüstling oder Schlimmeres.
    Und nun lachte ihm das Glück: der Vampir kam. ›Ich glaube, dort sehe ich ein sehr – saftiges Wesen‹, gab er seine Meinung kund. ›Blühend und hilflos… genau, wie ich es liebe.‹ Er trat näher heran und schlug die Fangzähne in die aufreizend entblößte nackte Haut der Puppe.
    Dann fuhr er zurück. ›Aber das ist ja gar kein Blut!‹ rief er empört aus. ›Das ist Milch! Wie kommt es, daß du Milch im Leib hast?‹
    ›Wo genau hast du mich denn gebissen?‹ erkundigte sich der Ehemann, immer noch im Falsett. ›Du solltest es doch besser wissen, als ein Milchmädchen in den wippenden Busen zu beißen!‹
    ›Ich habe hier niemandem in den Busen gebissen‹, stritt der Vampir ab, ›ich habe dir in den Hals gebissen! Glaubst du etwa, ich wüßte nicht, wo man eine wehrlose Jungfrau beißen muß? Ich muß doch sehr bitten! Und außerdem hat dein Busen auch gar nicht gewippt.‹ Dann dämmerte ihm die Wichtigkeit dieser Beobachtung. ›He, Moment mal! Du bist gar keine echte Frau – du bist eine blöde Puppe!‹
    ›Ganz genau‹, rief der Ehemann mit normaler Stimme, denn das Falsett war ihm immer schwerer gefallen,

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