Wechsel-Wind
›und man muß schon ganz schön blöd sein, um einer Puppe auf den Leim zu gehen.‹
›Was soll das denn heißen?‹ fragte der Vampir und wollte sich zurückziehen. Aber das Pfeilgras hatte sich in seinem Haar verfangen, und die Tentakel umschlangen seine Hüfte. Außerdem klebte durch den Pflanzensaft sein Gesicht am Hals der Puppe. ›Hilfe!‹ schrie er. ›Ich wollte nur eine schnelle Labung, und jetzt hänge ich hier fest!‹
›Und nicht lange, und du wirst brennen, du Trottel‹, rief der Ehemann rachsüchtig. ›Und zwar deshalb, weil ich nun ein Feuer unter dir anzünde!‹
Und damit begab er sich daran, seinen Worten Taten folgen zu lassen.
›Du Narr!‹ brüllte der Vampir aus dem einen Mundwinkel (der andere klebte fest). ›Du kannst mich nicht töten! Ich bin unsterblich!‹
›Nun, das wage ich für eine Übertreibung zu halten‹, entgegnete der Ehemann und wärmte sich genüßlich die Hände, als die Flammen aufloderten.
›Aber keine große‹, stellte der Vampir richtig. ›Das wirst du schon noch sehen, Narr. Schon bald werde ich von deinem Blut kosten.‹
›Wenn, dann muß dir das aber als Asche gelingen, denn viel mehr wird von dir nicht übrigbleiben. Wahrscheinlich begrabe ich deine Asche einem Loch, das macht dich zu einem Aschloch.‹ Der Mann lachte als einziger über seine Spitzzüngigkeit, denn der Vampir fand es nicht sehr komisch.
Auf jeden Fall hätte der Ehemann die Warnung ernster nehmen sollen, denn auf seine Art erwies sich der Vampir in der Tat als unsterblich. Als er zu Asche verbrannt war, verwandelte sich jedes Ascheflöckchen in einen Moskito. Und die Moskitos hatten fortan nur noch eines im Sinn: Blutsaugen. Sie umschwärmten alles, was lebte, und saugten daran. Der Ehemann war ihr allererstes Opfer, aber aus irgendeinem Grund fühlte er sich nicht geschmeichelt. Er floh und schlug dabei rücksichtslos um sich.
Und seitdem plagen die Vampirmoskitos ganz Xanth«, beschloß der Wabbel-Zauberer seine Erzählung. »Und auch Mundanien, wo es so aussieht, als hätte es sie schon immer gegeben, das liegt jedoch an der Krätze und hat auch überhaupt nichts mit euch zu tun. Wichtig für euch ist, daß der Vampir erst kurz vor Josua gestorben ist, und daß die beiden ungefähr in der gleichen Gegend lebten. Sie unterhielten sogar eine Art Freundschaft. Der eine versuchte nicht, dem anderen das Blut auszusaugen, und dafür verwandelte der andere den einen nicht in einen Bluthuster. Wenn ihr also in der Zeit rückwärts reist, dann kann es geschehen, daß ihr dem Vampir begegnet, und das solltet ihr lieber vermeiden.«
Chlorine erschauerte. »Vielen Dank für die Warnung. Wir werden alles tun, um dem Vampir auszuweichen. Wenigstens brauchen wir uns um Moskitos keine Gedanken machen.«
»Außerdem sind einige der Meinung, der verlorene Handlungsfaden hätte sich im Besitz des Vampirs befunden.«
Chlorine sah Nimby an und hoffte inständig, er würde den Kopf schütteln, aber er nickte. »O nein«, stöhnte sie.
Jetzt begriff Tweeter, weshalb Nimby es für kein leichtes Unterfangen gehalten hatte. Aber sie hatten keine andere Wahl – sie mußten dieses Fadens habhaft werden.
Sie bedankten sich beim Wabbel-Zauberer für die Informationen und die Sandwiches. Nimby wußte, wo die Naturkräfte zu finden waren, und zum Glück lag die Stelle nicht allzu weit entfernt.
Bald gelangten sie in ein Gebiet, das von Asche bedeckt war. Chlorine sah sich alarmiert um, doch Nimby wirkte völlig unbesorgt, und so entspannte sie sich wieder. Im Zentrum des Aschenlands loderte ein Flammenkreis, und in diesem Kreis stand eine attraktive junge oder zumindest scheinbar junge Frau, deren langes Haar die gleiche Farbe aufwies wie die Flamme, während ihr kurzer Rock grau wie Rauch war. Offensichtlich vergnügte sie sich großartig, denn sie tanzte mit nackten Sohlen unbeschadet über die glühenden Kohlen.
Chlorine las vor, was Nimby ihr aufgeschrieben hatte. »›Feuria, Naturkraft des Feuers, wir sind unterwegs, um Xanth vor der Vernichtung zu bewahren. Wirst du uns einen Passierschein geben, daß wir zweihundert Jahre in der Zeit zurückreisen?‹«
Feuria hielt in ihren Bewegungen inne, und die Flammen und der Rauch gefroren. Sie musterte Chlorine von oben nach unten, als mißbillige sie ihre Schönheit. »Was habe ich davon?« verlangte sie zu wissen.
»Wenn Xanth hinweggeweht wird«, antwortete Chlorine, »wird nichts Brennbares übrigbleiben, und dann werden auch deine Flammen
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