Wechsel-Wind
verlöschen.«
»Oh«, machte Feuria beeindruckt. »Also gut, dann gebe ich euch einen Viertelpassierschein. Aber meine Schwestern sind nicht so zuvorkommend wie ich.« Sie hielt Chlorine ein brennendes Stück Papier hin. Chlorine zögerte, es entgegenzunehmen, und Tweeter auch, aber Nimby nahm es ohne Umstände in die Hand. Das Feuer erlosch, allerdings leuchtete das Papier weiterhin.
»Vielen Dank«, sagte Chlorine. »Das Feuer der Dankbarkeit brennt heiß in uns.«
Dann eilten sie weiter. In kurzer Zeit gelangten sie an einen kleinen See. In seiner Mitte stand eine Frau, deren Kleid und Haartracht wie flüssig über ihren Leib zu fließen schienen, der ebenso geschmeidig wirkte wie Wasser.
Chlorine las einen anderen von Nimbys Zetteln vor. ›»Marinchen, Herrin des Wassers, wirst du uns helfen, Xanth vor dem Austrocknen zu retten?‹«
Ganz klar war ein Schlüsselwort ausgesprochen worden. »Keine Blasphemie in meiner Gegenwart!«
»Ich bitte um Entschuldigung«, antwortete Chlorine rasch. »Ich wollte sagen, daß Xanth ein gewaltiger Verlust an Wasser droht, und daß wir alle davongeschwemmt werden, wenn wir nicht in die Vergangenheit gehen und…«
»Natürlich helfe ich euch«, sagte Marinchen. »Hier ist ein Viertelpassierschein.«
Sie zog ein blaues Viereck aus Wasser hervor, das in Chlorines Hand sofort zu einer wasserblauen Karte wurde.
»Vielen, vielen Dank. Wir fließen über vor Dankbarkeit.«
Sie gingen weiter, bis sie zu einer grauen Felsstatue kamen, die eine Frau in einer blattgrünen und mit roten Erdbeeren verzierten Robe darstellte. In der einen Hand hielt sie ein Füllhorn, aus dem gerade ein von Weizenähren umschlossener Kürbis quoll, mit der anderen Hand streute sie Samenkörner aus.
»›Alanda, Herrin des Landes, wirst du uns helfen zu verhindern, daß das Land Xanth vollkommen verwüstet wird?‹« las Chlorine Nimbys Zettel vor. Tweeter erkannte allmählich, welche Finesse in der Wortwahl des Eselsdrachen lag.
Die Statue erwachte zum Leben. »Wie kann das geschehen?« verlangte Alanda mit scharfer Stimme zu wissen.
»Xanth wird zerblasen werden, bis nichts weiter mehr übrig ist als windumwehte Abfallhaufen, und das Verderben herrscht, daß selbst die Harpyien zufrieden sind, wenn wir nicht in die Vergang…«
»Hier ist ein Viertelpassierschein«, sagte Alanda und reichte ihnen einen Maiskolben, den sie aus dem Füllhorn zog. Als Chlorine ihn annahm, verwandelte er sich in ein Stück gelbes Papier.
»Du sollst unseren Dank ernten«, sagte Chlorine zum Abschied.
Sie reisten weiter und erreichten eine Wiese, über die der Wind fegte. Und dort schwebte eine Frau mit windzerzaustem Haar, das ihr bis an die Hüften reichte, und einem langen Cape, das im Wind flatterte. Auf ihrem Arm saß ein großer Falke. Tweeter duckte sich, als er des Falken erblickte und beäugte ihn wachsam, aber Nimby machte sich offenbar keine Sorgen. Vielmehr deutete er an, daß Tweeter den Raubvogel ansprechen sollte.
Tweeter schluckte und versuchte sein Bestes. »Oh, mächtiger Falke«, sagte er in der Vogelsprache, »wird deine Gefährtin Windona uns anhören?«
»Komm zur Sache, du Kolibri«, fuhr der Falke ihn an.
Tweeter beschloß, die Verwechslung nicht aufzuklären, denn er vermutete, daß sie dem Falken absichtlich unterlaufen war. »Der Hurrikan Happy Bottom wird Xanth davonwehen, wenn wir sie nicht aufhalten, indem wir einen Handlungsfaden aus der Vergangenheit herbeiholen. Deshalb benötigen wir einen Passiersch…«
»Was schert uns das?« fragte der Falke. »Schließlich sind wir Geschöpfe des Windes.«
Tweeter überlegte rasch. »Wenn der Sturm alle Bäume fortfegt, kann man keine Nester mehr bauen, und außerdem wird es keine Beutetiere geben. Außerdem wäre Happy Bottom die mächtigste Kreatur des Windes und würde Windona auf die Reservebank verweisen. Sie…«
»Hier ist euer Viertelpassierschein«, sagte Windona unvermittelt. Tweeter war erstaunt, denn er hätte nicht geglaubt, daß sie die Sprache der Vögel verstand.
»Wir schulden dir einen ganzen Schwall Dank«, sagte Tweeter und nahm den Passierschein in den Schnabel. Er erinnerte an eine Feder und verwandelte sich in federleichtes Papier.
Sie gingen weiter, bis sie eine abgeschiedene Wiese erreichten. In der Mitte stand ein Tisch, der, wie sich herausstellte, vollständig aus Salz bestand. »Tafelsalz«, sagte Chlorine befriedigt. »Genau, was wir brauchen.« Sie breitete die Karten aus, die sie von den vier
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