Wechsel-Wind
Komm in mein Gemach, saftige Jungfrau, dort teilen wir ein seltenes und erlesenes Vergnügen.«
Tweeter flog näher. Der Knopf war nun ganz entblößt, und ein Fadenende ließ sich erkennen. Den mußte er haben!
»Aber ich mag keine beengten Räume«, widersprach Chlorine. »Ich bin lieber draußen, im Hellen.« Sie bewegte sich im Sattel, so daß ihr Rock wie unabsichtlich ein Stück nach oben rutschte und den Blick auf einen geschmeidigen Schenkel freigab.
»Doch werden die Freuden, die ich spende, am besten im Schatten genossen«, erwiderte der Vampir. Sein Blick spielte mehr über die Umrisse ihres Halses als über ihre sonstigen Reize.
»Nun, vielleicht können wir uns in der Mitte treffen«, schlug sie vor und wechselte wieder die Position. Diesmal verrutschte wie durch ein Versehen ihre Bluse und entblößte die weiße Haut ihres Halses.
»Ja, vielleicht«, stimmte der Vampir zu und leckte sich dabei durstig die Lippen. Er ging ein Stück vor – ganz dicht an Tweeters Versteck vorbei.
Tweeter nahm allen Mut zusammen – viel konnte er nicht aufbringen, schließlich war er nur ein kleiner Vogel – und umflog Gestalt, so daß er in dessen Rücken gelangte und schließlich auf dem Knopf landen konnte. Mit dem Schnabel schnappte er nach dem Faden.
Unglücklicherweise gab der Faden nicht nach, aber der Vampir spürte, wie etwas ihm an der Kleidung zupfte. »Was ist denn nun los?« wollte er wissen und sah an sich hinab.
»Hübsche Schlüpfer, was?« rief Chlorine und riß ihren Rock hoch. Dann fiel ihr ein, daß sie es mit keinem normalen Mann zu tun hatte und zerrte am Kragen ihrer Bluse, um ihre pulsierende Halsschlagader zu entblößen, und noch einiges mehr. »Ich meine, pralle Brüs… äh – Hals!« Man bricht so schwer mit alten Gewohnheiten…
Aber es war schon zu spät. Das Aufblitzen der Seidenunterwäsche hatte den Vampir, ganz nach Nimbys Vorhersage, nicht im geringsten beeindruckt, und als ihr zarter Hals in all seiner Nacktheit entblößt wurde, da ruhte der Blick des Vampirs schon nicht mehr auf Chlorines Körper.
Gestalts Hand war ebenso rasch wie sein Blick. Sie fuhr herab und schloß sich um Tweeter. »Eine Kreatur der Luft!« rief der Vampir erstaunt aus. »Ich muß wohl einen Vogel haben.«
»Schenk diesem Vogel doch keine Beachtung!« schrie Chlorine verzweifelt. »Er hat doch höchstens einen Tropfen Blut in sich, während ich mehrere habe… einen Becher… ein ganzes Kännchen!« Sie riß sich die Bluse vollends auf und entblößte ihre ganze Vorderseite, so daß sich zeigte, daß sie nicht nur ein, sondern sogar zwei Kännchen besaß.
Aber der Vampir Gestalt, der auf seine Weise sehr umsichtig war, ließ sich nicht so leicht vom Thema ablenken. »Alles zu seines Zeit«, beschied er Chlorine. »Hinter was warst du her, Vögelchen? Hinter meinem Knopf?
Hältst mich wohl für zugeknöpft, hm?« Er hob den hilflosen Tweeter dicht vor sein Gesicht.
»Nein, nein, das kann nicht sein!« schrie Chlorine. »Er ist doch nur ein dummer kleiner Vogel, und ich bin eine reizende barbusige Jungfrau mit einem atemberaubenden Paar Brü… äh, Ti… ähem, ich meine, einem weichen, zarten Hals!«
Doch ihr mutiger Einsatz war vergebens. »Ich glaube, du hast etwas vor, Vögelchen«, argwöhnte der Vampir. »Teile sind immer nur Aspekte einer Gesamtheit, und ich begreife deinen Teil am Ganzen noch nicht.«
»Hörst du wohl auf, von solchen Dingen zu reden!« rief Chlorine. Aber der Vampir ließ sich von ihr nicht ablenken, und ihre Überzeugungskraft schwand ohnedies immer mehr. Gestalt schenkte ihr keine weitere Beachtung, wandte sich um und verschwand im Innern seiner Hütte.
Er schloß die klägliche Tür und überprüfte die schmutzigen Fenster, dann ließ er Tweeter frei fliegen. »Aus dieser entsetzlichen Bruchbude entkommst du nicht, Vögelchen, also kannst du auch gleich alles gestehen«, sagte Gestalt. »Worauf hattest du es abgesehen, und warum?«
Tweeters Gedanken überschlugen sich. Vielleicht besaß er den Hauch einer Chance, wenn er seine wenigen Gehirnwindungen effektiv einsetzte. Sollte er die Wahrheit sagen? Nein, denn der Vampir würde ihm nicht glauben. Niemand würde glauben, daß ein dummer kleiner Vogel aus der Zukunft kam und vorhatte, Xanth vor der Vernichtung zu erretten. Aber was sollte er sonst behaupten?
»Hat dich jemand zu mir geschickt?« fragte Gestalt. »Du solltest wissen, Vögelchen, daß du mir im Grunde völlig gleichgültig bist; wie das Dämchen
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