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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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wiederzusehen, Nimby«, sagte Jim Carlyle. »Wir werden morgen aufbrechen, aber wir wollten dich wissen lassen, daß wir ohne deine Hilfe aufgeschmissen gewesen wären.« Selbstverständlich wußte er, daß Nimby das bereits klar war, aber das mundane Protokoll verlangte von ihm, daß er den Sachverhalt dennoch offiziell bekanntgab. Auch das gefiel Nimby.
    Mary trat heran. »Aber vielleicht wäre es besser, wenn du dich in Menschengestalt unter die Feiernden mischst«, riet sie leise.
    »Ja«, stimmte Chlorine sofort zu. »Und zwar formell gekleidet. Ich hoffe, du kannst tanzen.«
    Selbstverständlich konnte er tanzen; das hatte er dadurch gelernt, daß er sich Informationen über Land, Leute und Dinge in Xanth verschaffte. Er verwandelte sich einen Menschen, der in ein königliches Gewand gekleidet war.
    Sean und Gerte traten ins Freie. Beide waren ernst; noch immer steckten sie in ihrer ausweglosen Lage. Sie liebten einander und konnten den Gedanken an eine Trennung nicht ertragen; dennoch stammten sie aus unterschiedlichen Reichen und paßten jeweils nicht in das Land des anderen. In Seans Gedanken schwirrte die Idee umher, sich von seiner Familie zu trennen und in Xanth zu bleiben, aber damit würde er die anderen Familienmitglieder derart verletzen, daß er unter einem immerwährenden Schuldgefühl leben müßte. Gerte ging der Gedanke durch die Kopf, mit ihm nach Mundanien zu gehen, wo sie sterben zu müssen glaubte, aber wenigstens würde sie dort eine Weile mit Sean zusammen sein. Aber ihr war klar, daß ihr Tod für ihn schlimmer sein würde als die Trennung. Deshalb wollte sie sich beherrschen und ihm Lebewohl sagen, und wenn er fort war, wollte sie auf den Rushmost fliegen, an die Stelle, wo sie wiedervereint worden waren. Dort würde sie ihre Schwingen zusammenbinden, damit sie nicht fliegen konnte, und sich in den Abgrund stürzen. Dann konnte sie in Frieden ruhen, Sean aber würde nie davon erfahren und müßte keinen zusätzlichen Schmerz ertragen.
    Nimby wußte all das, aber er konnte nicht zu ihnen sprechen und wollte ihnen nichts aufschreiben. Er wußte auch, daß auf die beiden gute Neuigkeiten warteten. Wenigstens diese Angelegenheit würde ein gutes Ende nehmen, und vielleicht war es so am besten. Alles Volk von Xanth sollte an diesem Tag fröhlich sein, nicht ahnend…
    »Also«, sagte Chlorine, die weder um die Natur noch die Geschwindigkeit seiner Gedanken wußte, »steck mich in ein schönes Festkleid für die Feier und mach mir die Haare.«
    »Wow, willst du dich einfach hier draußen umziehen?« fragte David, dessen zwölf Jahre alte Pupillen sich weiteten. Chlorines Anwesenheit beschleunigte seinen Alterungsprozeß, vor allem, seit der große Bruder Sean alles Interesse an ihr verloren hatte.
    »Aber sicher«, antwortete Chlorine lächelnd. Plötzlich änderte sich ihr gesamtes Äußeres, als Nimby sie, ihrem Wunsch gehorchend, verwandelte, und das nahm weniger als ein Augenblinzeln in Anspruch. Natürlich hatte David gerade in diesem Moment geblinzelt und nichts von dem gesehen, auf das er gehofft hatte.
    »Oooch«, machte er enttäuscht.
    Chlorine wandte sich Nimby zu. »Du weißt, er ist Mundanier«, sagte sie leise zu ihm. »Wäre es ein so großer Verstoß, wenn er einen winzigen Blick erhascht? Wenn man die Umstände in Betracht zieht.« Ihre Gedanken zeigten eindeutig, warum sie diese eigenartige Bitte äußerte. Sie wußte, daß sie diesen wunderschönen Körper nicht mehr lange besitzen würde, denn das Abenteuer war fast vorbei. Sie wollte jedoch einen bleibenden Eindruck auf jemanden machen, ohne gleich wegen Verletzung der Erwachsenenverschwörung angeklagt zu werden. Außerdem wollte sie dem Jungen einen Gefallen tun und hatte ohnehin nicht soviel Respekt vor der Verschwörung, wie angemessen gewesen wäre. Aber das lag vor allem daran, daß ihr bisher niemand wirklich Beachtung als Frau geschenkt hatte.
    Also entfernte Nimby für einen winzigen Moment, in dem wirklich niemand anderes als David zu ihr hinübersah, ihre Kleidung, so daß sie in blickebannendem gelbgrünen BH und Höschen dastand. Im nächsten Augenblick war sie wieder vollständig gekleidet, als hätte es den Lapsus nie gegeben; weder Beweis noch andere Zeugen existierten, und selbst wenn jemand einen Verdacht äußerte, gab es deshalb noch keinen Fall.
    Davids braune Augen schlugen nach gelbgrün um. Er sperrte den Mund auf. Trotz des winzigen Moments war die Dosis einfach zu hoch; David war wie vom Schlag

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