Wechselspiel der Liebe
an seinen Mitmenschen interessiert, brachte Jarrett von seinen Reisen neue Angestellte nach Cimarron mit. Jeder, der ein schlimmes Schicksal erlitten hatte, durfte auf seine Hilfe zählen. Zum Beispiel beschäftigte er zwei irische Stubenmädchen, die auf der Fahrt nach Amerika Schiffbruch erlitten und die Eltern verloren hatten. Verwaist und mittellos waren sie in den Straßen von Charleston gelandet. Zahlreiche Halbblutindianer, fremd in beiden Welten, suchten Zuflucht bei Jarrett.
Allzuviel verdienten die Feldarbeiter nicht, aber jeder besaß ein eigenes kleines Stück Land, das er bebauen konnte, und seine Freiheit. Stets hatte Jarrett die Sklaverei verabscheut und schon in früher Jugend gelernt, daß man Menschen nicht nach ihrer Hautfarbe beurteilen durfte. Er kannte ebensoviele gute, charakterfeste Indianer und Afrikaner wie Weiße. Und niemand hatte das Recht, einen anderen zu besitzen, ihm die Menschenwürde zu nehmen, die Chance, seine eigene Träume zu verfolgen. Auf Cimarrón bewies Jarrett eindrucksvoll, daß man auch ohne Sklaven eine ertragreiche Plantage betreiben konnte.
Seinem schönen Heim fehlte es an nichts — nur an einer Herrin, seit Lisas Tod. Sicher würde sich Jeeves freuen, wenn er die neue Ehefrau sah, die sein Herr nach Hause brachte.
Allmählich sank die Sonne. Jarrett hörte Gelächter, und wenig später erklang Roberts Fiedel. Melodische Klänge erhoben sich in den goldroten Himmel, begleitet von Taras kristallklarer Stimme, die eine alte englische Ballade sang:
»Wie kannst du nur so grausam sein, mein treues Herz zu kränken?
So lang schon lieb ich nur dich allein, kann immer nur an dich denken.«
Roberts ausdrucksvoller Tenor stimmte ein, im Duett sangen sie das Lied zu Ende. Dann lachten sie wieder. Natürlich, mit dem charmanten Robert konnte man sich leicht amüsieren ... Zu seiner eigenen Verblüffung empfand Jarrett heiße Eifersucht. Aber war es ein Wunder, wenn ihn seine geheimnisvolle Frau immer unwiderstehlicher in ihren Bann zog?
»Captain?« Leo trat an seine Seite, die Stirn sorgenvoll gerunzelt.
»Was gibt's?«
»Heute haben Sie noch keinen Bissen gegessen, Sir. Nathan hat einen köstlichen Fisch mit Gumboschoten zubereitet.«
»Wunderbar, ich bin halb verhungert.« »Er hat ein Tablett in Ihre Kabine gebracht, Sir, weil Robert meinte, vor dem Essen möchten Sie sich vielleicht frisch machen und das Meersalz runterwaschen.«
»Das meint Robert?«
»Aye, Sir. Unser Süßwasser geht zwar zur Neige, aber Robert ließ ein heißes Bad für Mrs. McKenzie vorbereiten, weil er dachte, das würde ihr nach dem Schwimmen guttun.«
»So, das dachte Robert, eh?«
»O ja. Und Ihre Frau wußte es zu schätzen, Captain.«
»Das kann ich mir vorstellen«, murmelte Jarrett. »Aber nachdem meine Frau gebadet hat, möchte ich nicht noch mehr frisches Wasser verbrauchen.«
»Wir sind schon fast daheim, Sir.«
»Wie konnte ich das nur übersehen ...«
Jarretts Ironie verfehlte jede Wirkung auf Leo. »Jetzt übernehme ich das Ruder, Captain. Sollen wir die Segel trimmen? Die Brise scheint wieder aufzufrischen, von Nordwesten her.«
»Aye, Leo, kümmern Sie sich drum.« Während der Maat seine Befehle erteilte, verließ Jarrett das Ruder und ging unter Deck, um die Freuden seiner jungen Ehe zu genießen — aber fest entschlossen, seine Gefühle im Zaum zu halten.
Tara hörte die Schritte, die sich der Tür näherten, und erkannte sie sofort wieder. Im Lauf des Tages hatten sich Robert und alle Besatzungsmitglieder eingefunden, um nach ihren Wünschen zu fragen und für ihr Wohlbefinden zu sorgen.
Aber Jarretts Schritte waren unverwechselbar — erstaunlich leichtfüßig für einen so großen, kräftigen Mann. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Empfand sie Angst oder erwartungsvolle Freude? Das wußte sie selber nicht.
Schon seit einiger Zeit saß sie in ihrem langen weißen
Nachthemd auf dem Bett und dachte über den seltsamen Mann nach, den sie geheiratet hatte. O ja, er war unglaublich attraktiv, und seine Liebkosungen konnten ein Feuer in ihr entfachen, von dem sie bis zu ihrer Hochzeitsnacht nichts geahnt hatte. Doch seine eindringlichen dunklen Augen schienen immer wieder die Wahrheit von ihr zu fordern, und wenn er Informationen bekam ...
Sie erschauerte. Wenigstens hatte sie ihn nicht belogen und reinen Gewissens ihre Unschuld beteuert. Nun konnte sie nur hoffen, er würde sein Wort nicht brechen und keine weiteren Fragen stellen. Und solange sie ihren Teil
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