Wechselspiel der Liebe
beunruhigen.«
Wieder stand Jarrett auf, wanderte rastlos umher. James hatte recht, er schuldete Tara eine Erklärung. Das ärgerte ihn, denn er wünschte, sie würde ihm bedingungslos vertrauen — und endlich ihr eigenes Schweigen brechen.
»Womöglich hat sie noch mehr gehört«, gab James zu bedenken. »Manche Leute behaupten, deine Frau sei von unserer Hand gestorben.«
Jarrett straffte die Schultern, und es verblüffte ihn, wie schwer jener Kummer immer noch auf seiner Seele lastete. »Das ist eine Lüge. Wer würde ihr so etwas erzählen?«
»Irgend jemand in Tampa. Du solltest sehr behutsam mit deiner Frau umgehen.«
Erbost drehte Jarrett sich um. »Und sie? Wer weiß, was sie mir alles verheimlicht!«
»Jetzt lebt sie in deiner Welt. Um ihre Vergangenheit brauchst du dich nicht zu kümmern.«
»Aber wenn uns ihre Vergangenheit verfolgt, bin ich schlecht gewappnet.«
»Am besten lasse ich dich mit deinem Zorn allein, großer Bruder.« Grienend erhob sich James. »Aber ich hoffe, ich werde meine schöne Schwägerin bald kennenlernen, die künftige Mutter meiner Neffen und Nichten.«
Seufzend runzelte Jarrett die Stirn. Dies war einer der Gründe, warum er eine Frau brauchte. Er wünschte sich Kinder, wollte einen Sohn aufwachsen sehen und ihm alles beibringen, was er von seinem Vater gelernt hatte. Denn er zweifelte nicht an der friedlichen Zukunft dieses Landes. Glück und Wohlstand würden auf Florida warten.
Ja, er brauchte eine Frau, und nun hatte er eine, die er viel zu sehr begehrte.
»Jetzt muß ich nach Hause gehen«, erklärte James. »Ich wollte dich nur kurz sehen und sprechen, nach all dem Unheil, das über uns hereingebrochen ist.«
»Natürlich.« Die Brüder umarmten sich, und Jarrett bat: »Richte meiner Mutter herzliche Grüße aus.« Nachdem Sean vor fast zehn Jahren gestorben war, lebte Mary McKenzie jetzt bei James' Familie. »Gib meinen Nichten
Sara und Jennifer einen Kuß von mir. Und auch meiner bezaubernden Schwägerin.« James hatte Naomi geheiratet, ein schönes Halbblut mit dunklem Teint, haselnußbraunen Augen und langem, tintenschwarzen Haar.
»Bald mußt du uns besuchen, mit deiner neuen Frau oder allein. Sicher möchte Mutter dich daran erinnern, daß du stets ihr Sohn bleiben wirst — ganz egal, welche Kämpfe wir ausfechten.«
»Ja, ich komme sehr gern.« Als James sich abwandte, rief Jarrett ihm nach: »Und du vergiß nicht, daß du mein Bruder bist! Welchen Krieg andere Männer führen, spielt keine Rolle.«
Lächelnd drehte James sich noch einmal um und ahmte den irischen Akzent seines Vaters nach: »Aye, wir sind Sean McKenzies Söhne, daran wird sich nichts ändern.«
»Niemals!« Jarrett beobachtete, wie sein Bruder zwischen den Bäumen verschwand, dann betrachtete er wieder die plätschernden Wellen des Bachs, die im Sonnenschein glitzerten. Nun mußte er sich von seiner geliebten Idylle trennen. Es gab viel zu tun.
Vor allem mußte er sich um seine widerstrebende Ehefrau kümmern, die ihn nachts um den Schlaf gebracht hatte. Er pfiff nach Charlemagne, der weiter unten am Ufer gegrast hatte und nun gehorsam herantrottete. Geschmeidig schwang sich sein Herr auf den Pferderücken und ergriff die Zügel.
10
Tara stand auf der hinteren Veranda. Sogar im Winter entfalteten die Wiesenblumen am Flußufer ihre fantastische Farbenpracht. Schnell strömte das Wasser dahin. An diesem Januartag war der leichte Wind nicht kalt, sondern angenehm kühl.
Fast die ganze Nacht war sie wach geblieben, um auf Jarrett zu warten. Soviel hatte sie ihm sagen wollen. Aber er war nicht mehr in sein Zimmer gekommen, nachdem er ihr verboten hatte, es zu verlassen.
Von den Feldern drangen die Stimmen seiner Angestellten herüber. Weiße, Schwarze und Indianer — alle arbeiteten einträchtig zusammen. Hier gab es keine Leibeigenen.
In Florida fanden entlaufene Sklaven jederzeit Hilfe. Teilweise hingen die Schwierigkeiten der Indianer auch mit ihrer Weigerung zusammen, die Entflohenen den weißen Sklavenjägern auszuliefern.
Trotz des milden Klimas erschauerte Tara, als sie an die drohenden Gefahren dachte. Warum war ihr Mann so sorglos, während sie vergeblich gegen ihre Angst ankämpfte?
Plötzlich spürte sie, daß jemand hinter ihr stand, und drehte sich um. Die Arme lässig vor der Brust verschränkt, musterte er sie forschend. Seine Miene mißfiel ihr. In seinen Augen lag verächtlicher Spott. Natürlich, sie hatte ihn enttäuscht. Mit Lisa konnte sie sich nicht
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