Weck mich am Arsch!
wider jegliches bessere Wissen hält man an dieser ungesunden Lebensweise fest. Da stellt sich doch zwangsläufig die Frage, woher die Idee eigentlich kommt, die Woche in sieben Tage zu unterteilen und den Menschen an den letzten beiden davon etwas mehr Freizeit einzuräumen. Die Zusammenfassung von sieben Tagen zu einer Einheit namens »Woche« resultiert aus der Länge einer der vier Mondphasen (Neumond, zunehmender Mond, Vollmond, abnehmender Mond) und es gibt sie wahrscheinlich so lange, wie die Menschheit diesen Erdtrabanten beobachtet. Die Aufteilung in Werktage einerseits und den Sonntag andererseits entstammt der jüdisch-christlich-muslimischen Tradition. In Anlehnung an das Vorbild Gottes, der unsere Welt angeblich in sechs Tagen geschaffen hat, um sich am siebten Tag von den Strapazen auszuruhen, durfte der Mensch lange Zeit ebenfalls nur am letzten Tag der Woche ein bisschen entspannen. Der Aufklärung und den Gewerkschaften haben wir es zu verdanken, dass daraus im Lauf des letzten Jahrhunderts zwei Tage Freizeit wurden. Ein deutlicher Fortschritt, denn so sind die meisten Menschen an fast einem Drittel ihrer Lebenszeit tatsächlich ausgeschlafen. Dies sollte allerdings niemanden bremsen, auch für die anderen zwei Drittel einen selbstbestimmten Schlafrhythmus einzufordern. Am Morgen sollte der Mensch ruhen und sowohl dem Körper wie auch dem Geist genügend Zeit einräumen, wach zu werden. Das schuldet er sowohl sich selbst wie auch seinen Mitmenschen. Sagen Sie das dem Mitarbeiter, der Ihnen beim nächsten Behördengang an einem Montagmorgen unfreundlich gegenübersitzt. Oder besser noch: Geben Sie ihm keinen Grund, warum er frühmorgens anfangen muss, und besuchen Sie Behörden, Geschäfte und andere Dienstleistungsbetriebe erst zu einer menschenwürdigen Uhrzeit! Wenn wir je in einer Gesellschaft aufwachen möchten, in der jeder über seinen Schlafrhythmus selbst bestimmen kann, müssen wir endlich anfangen, dafür zu kämpfen.
Als Erstes gilt es, unsere starre Vorstellung vom »Wochenende« zu überdenken, um die Problematik des Monday Morning Blues zu entschärfen. Was macht es für einen Sinn, fast die gesamte Gesellschaft für zwei Tage kollektiv in Urlaub zu schicken, um sie dann pünktlich am frühen Montagmorgen wieder missmutig an ihren Arbeitsplätzen vorzufinden? Auch wenn das Wochenende für Gewerkschafter und gläubige Menschen eine Art heilige Kuh darstellt, die man auf keinen Fall schlachten darf â ein bisschen mehr Flexibilität würde uns in dieser Beziehung allen guttun. SchlieÃlich ist es doch egal, ob der freie Tag an einem Sonntag oder an einem Mittwoch genommen wird. Frei bleibt frei. Und der Nutzen dieser Veränderung dürfte die Nachteile bei Weitem überwiegen. Es gäbe keinen Wochenendverkehr mehr zu beklagen, in der Gastronomie wäre auch unter der Woche etwas los und man könnte endlich wieder an einem Samstagmittag einkaufen gehen, ohne stundenlang in der Schlange an der Kasse anstehen zu müssen. Letztendlich sollte man es also jedem selbst überlassen, an welchem Tag der Woche er arbeiten möchte, wann er gern shoppen geht oder wann er am liebsten zu seinem Gott betet. Die hartnäckige Verweigerung sowohl der Gewerkschaften wie auch der Kirchen in Sachen Wochenendarbeit erklärt sich nur zum Teil durch die konservative Struktur dieser Institutionen. Bei der Kirche zumindest gibt es einen weiteren, nicht ganz uneigennützigen Grund. Zwar spricht man dort immer vom Vorbild des »Herrn«, der ge rade am siebten Tag der Woche zu ruhen gedachte, doch wenn man die Bibel zurate zieht, merkt man, dass dies nur die halbe Wahrheit ist: Während im Alten Testament noch der Sabbat, also der Samstag, als himmlischer Ruhetag gilt, haben die Christen ziemlich eigenmächtig den Sonntag zum arbeitsfreien Tag erklärt. Da dies bis heute folgenlos blieb, sollte man meinen, dem lieben Gott sei es relativ gleich, wann geruht wird â Hauptsache, der Mensch gönnt sich überhaupt einmal eine Auszeit. Für die Kirche allerdings wäre eine Individualisierung des Wochenendes mit weitreichenden Konsequenzen verbunden. Sie müsste künftig nicht nur samstags und sonntags, sondern an allen Tagen der Woche einen Gottesdienst anbieten. Angesichts einer immer kleiner werdenden Priesterschaft scheint das jedoch ein Ding der Unmöglichkeit.
Vergessen wir also kurz alle
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