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Weck mich am Arsch!

Weck mich am Arsch!

Titel: Weck mich am Arsch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Prestenbach
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Westen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass man die Sonne immer früher aufgehen sieht, je weiter man sich Richtung Osten bewegt. Ein kleines Beispiel: Während in Warschau die Vögel schon munter die Sonne begrüßen, ist man in Madrid noch fast eineinhalb Stunden vor der goldenen Himmelsscheibe und ihren zwitschernden Freunden sicher. Neben der Sonne liegt das daran, dass man die Erde in 24 Zeitzonen aufgeteilt hat, die sich nicht nur nach den geografischen Bedingungen richten, sondern auch nach Ländergrenzen. In der Regel verschiebt sich die Ortszeit alle 15 Längengrade um eine Stunde. Da man aber vermeiden möchte, dass Bewohner eines Landes in zwei unterschiedlichen Zeitzonen leben, kann der Abstand, wie in unserem Beispiel, auch einmal um einige Grade größer sein und Unterschiede von w eit mehr als einer Stunde verursachen. Lichtempfindliche Langschläfer sollten das bei ihren Überlegungen bezüglich eines idealen Wohnortes berücksichtigen. Ein Umzug von Warschau nach Madrid bringt satte eineinhalb Stunden mehr Tageslicht am Abend und ebenso eineinhalb Stunden mehr Ruhe am Mor gen. Wer lieber in Deutschland bleiben und trotzdem einen mög lichst späten Sonnenaufgang erleben möchte, sollte nach Isen b ruch ziehen, einen knapp 300 Einwohner zählenden Ortsteil der Gemeinde Selfkant in Nordrhein-Westfalen. Hier, am westlichsten Rand Deutschlands, geht die Sonne immerhin noch ganze 39 Minuten später auf als in Görlitz, Deutschlands östlichster Stadt.
    Doch es gibt noch andere Gründe, nicht nur in den Nach barort, sondern gleich in ein anderes Land zu ziehen. Manche S taaten sind Langschläfern gegenüber einfach aufgeschlossener. In Dänemark, zum Beispiel, ticken die Uhren anders. Hier hat man erkannt, dass die meisten Menschen ausgeschlafen nicht nur gesünder, sondern auch produktiver sind. Diese Erkenntnis fiel aber selbst im fortschrittlichen Dänemark nicht vom Himmel, sondern wurde mühsam von bekennenden Langschläfern erkämpft. Organisiert in der B-Society, einer Art Gewerkschaft für Langschläfer, haben die Dänen beachtliche Erfolge im Kampf für humanere Arbeitszeiten erzielt. Nachdem selbst Politiker und Arbeitgeber dieser Initiative beigetreten sind, gibt es mittlerweile ausgewiesene Langschlä fer-Arbeitsplätze. Außerdem wurde in vielen Schulen der Unter richtsbeginn nach hinten verschoben. Niemand muss sich mehr für sein Langschläfer-Naturell schämen. Ein Vorbild für ganz Europa!
    Und in der Tat: Auch in Deutschland bewegt sich etwas. Anfang 2009 hat das Kultusministerium Nordrhein-Westfalens Schulen grünes Licht für einen Unterrichtsbeginn nach 8.30 Uhr gegeben. Allerdings muss die jeweilige Schule dafür ein ȟberzeugendes Konzept« vorlegen. Eine unwesentliche Hürde, sollte man meinen, und doch hatte zum Zeitpunkt meiner Recherchen keine einzige Schule einen Antrag gestellt. Wollte man seinen Kindern also eine Schulzeit im »Dauerjetlag« ersparen, müsste man gezwungenermaßen das Land verlassen und mit der Familie etwa nach Frankreich, Spanien oder Italien ziehen, wo die Schule erst um 9 Uhr beginnt. Für Familien mit Kindern im Teenageralter böte sich ein Umzug nach Kopenhagen an, wo es seit 2007 eine Oberstufenklasse für B-Menschen gibt. Mit einem Unterrichtsbeginn um 12.30 Uhr ein Traum für alle lang schlafenden Jugendlichen!
    Doch seien wir realistisch. Selbst wenn man sich einen solchen Umzug leisten könnte, die Sprachbarriere bleibt ein echtes Hindernis. Und warum sollte man seine Heimat auch kampflos den Frühaufstehern überlassen? Machen wir es wie die Dänen: Organisieren wir uns und ändern, was uns nicht gefällt. Wir sind doch in der Mehrzahl und haben die besseren Argumente! Langschläfer sind coole Typen, die auf sich und ihre Gesundheit achten. So sieht’s aus. Und wie wir im Kapitel »Musiker vs. Bä cker – die besten Berufe für Langschläfer« sehen werden, arbeiten viele von uns in kreativen Berufen. Nutzen wir unser Potenzial und verschaffen wir uns Gehör!
    Bis wir hierzulande jedoch etwas erreicht haben, sollten licht empfindliche Menschen wegen des späteren Sonnenaufgangs noch möglichst weit im Westen wohnen. Andererseits: Wer über Rollläden, Fensterläden, Jalousien oder zumindest dicke Vorhänge verfügt, kann als Langschläfer auch im Osten der Republik sein Glück finden.

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