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Weck mich am Arsch!

Weck mich am Arsch!

Titel: Weck mich am Arsch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Prestenbach
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Langschläfer zur Raserei gebracht, während andere die Natur als wohltuende Geräuschkulisse emp finden, um ihrem natürlichen Bedürfnis nach langem Schlaf nachzugeben. Andersherum gibt es Langschläfer, denen ohne die morgendliche Betriebsamkeit der Stadt, ohne Baustellen- und Verkehrslärm etwas fehlen würde. Und erst recht ohne Bars, Theater, Nachtclubs oder Diskotheken am Abend.
    Ob man als Langschläfer eher in Berlin oder in Brunsbüttel glücklich wird, hängt stark von der eigenen Persönlichkeit ab und muss daher jeder für sich selbst beantworten. Wie man das am besten macht, dazu später mehr. Schauen wir erst einmal, wo des Langschläfers Schuh überall drücken kann.
    Von meinem neunzehnten bis zum achtundzwanzigsten Lebensjahr wohnte ich mit Freunden in einer Wohngemeinschaft auf einem ehemaligen Bauernhof. Das Dorf war mit 300 Einwohnern klein und gemütlich. Da ich davor in einem ruhigen Vorort einer deutschen Großstadt gelebt hatte, fiel mir die Gewöhnung an das ländliche Leben nicht wirklich schwer. Nur der frühmorgendliche Terror der Natur war neu. Vögel gab es in der Stadt lange nicht so viele. Zu allem Überfluss befand sich direkt vor dem Schlafzimmerfenster meines neuen Zuhauses ein Baum, der als bevorzugtes Schlafdomizil von Staren und anderem Federvieh genutzt wurde. Das extralaute Zwitschern und Pfeifen zum Sonnenaufgang war für mich anfangs auch mit geschlossenem Fenster kaum zu ertragen. Nach und nach gewöhnte ich mich aber an meine gefiederten Nachbarn und freute mich sogar über die frühmorgendliche Begrüßung des neuen Tages. Mit der süßen Gewissheit, noch einige Stunden Schlaf genießen zu können, drehte ich mich auf die andere Seite und schlief rasch wieder ein. Doch dann wurde ich leichtsinnig. Ich schaffte mir drei Hühner an und – damit diesen nicht langweilig wurde – einen Hahn. Fortan blieb das Fenster morgens wieder geschlossen und die Ohrenstöpsel wurden meine besten Freunde. Ein böser Fuchs setzte einige Zeit später allem, also meinen Hühnern, dem Hahn und dem allmorgendlichen Gezeter, ein Ende. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich darüber nicht wirklich traurig war. Die Hähne der Nachbarn krähten weit genug entfernt und fortan schlief ich wieder glücklich und zufrieden.
    Abgesehen von Naturgeräuschen ist der frühe Morgen auf dem Land sehr friedvoll. Kein Verkehrs- oder Baustellenlärm gibt Auskunft darüber, ob man gerade an einem Werktag oder an einem Sonntag erwacht ist. Und wenn man dann noch verständnisvolle Nachbarn hat, ist das Langschläfer-Glück perfekt. Denn wie bemerkte schon Wilhelm Tell: »Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt«. Dementsprechend stellte sich für Freunde von mir das Landleben völlig anders dar. Ihr Hof lag direkt neben dem eines verbitterten alten Kauzes, der jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe erst einmal eine halbe Stunde lang seinen Traktor auf dem Hof laufen ließ, damit das »Studentenpack« nebenan endlich wach wurde.
    Dass man auf verständnislose Nachbarn auch in der Stadt treffen kann, durfte ich einige Jahre später am eigenen Leib erfahren. In meiner ersten Altstadtwohnung hatten die Nachbarn direkt über mir zwar keinen Traktor, dafür aber einen Holzfußboden und drei kleine Kinder, deren frühmorgendliches Getrampel der Lautstärke eines landwirtschaftlichen Nutzfahr zeugs doch sehr nahekam. Eines Tages fragte ich in aller Höflich keit, ob es denn möglich sei, den Kindern zumindest morgens das Bobbycar in der Wohnung wegzunehmen, da sie damit immer gegen Schränke, Tische und Stühle knallten. Die Antwort war verständnislose Entrüstung, die mir fortan im Haus den Ruf eines egoistischen Kinderfeindes eintrug. Der allmorgendliche Terror jedoch ging bis zu dem Tag weiter, als ich endlich die Segel strich und in eine Wohnung im obersten Stockwerk des Hauses gegenüber zog. Seitdem weiß ich: In einem Mietshaus wird man als Langschläfer nur glücklich, wenn niemand über einem wohnt.
    Doch abgesehen von Stadt oder Land: Worauf sollte man als Langschläfer noch achten, wenn man sich mit dem Gedanken trägt, den Wohnort zu wechseln? Zuallererst einmal auf globale Faktoren wie etwa den Sonnenaufgang. Wie allgemein bekannt, wandert die Sonne im Laufe eines Tages von Osten nach

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