Weck mich am Arsch!

wie ein Tritt in den Hintern. Und dieses Beispiel ist beileibe kein Einzelfall. Die Werbung hat erkannt, dass man mit dem Zusatz »langschläfertauglich« bei vielen Menschen punkten kann. Wer aufmerksam durchs Leben geht, findet daher schon einmal einen »Langschläfer-Flohmarkt«, der um 8 Uhr morgens beginnt oder ein »Langschläfer-Frühstück«, welches von 7 bis 10 Uhr angeboten wird.
    Wir lernen: Nicht überall, wo »Langschläfer« draufsteht, passt ein Langschläfer auch wirklich rein. Aber das ist ja eigent lich nichts Neues, man erwartet ja auch nicht, dass in dem 500 Einwohner zählenden Dorf Abentheuer wirklich etwas Aufregendes passiert. Oder dass es in 36286 Aua wehtut. Schließlich sind wir ja nicht aus 33619 Deppendorf. 58313 Ende.

Musiker versus Bäcker – die besten Jobs für Langschläfer
    Warum zum Henker wird man Bäcker? Was bringt einen Menschen dazu, sich einen Beruf auszusuchen, bei dem man um 4 Uhr in der Früh seine Arbeit beginnt? Ist es Masochismus, der diese Menschen antreibt? Geht es um den schnöden Mammon? Oder opfert er sich vielleicht zum Wohle der Gemeinschaft auf?
    Dass Bäcker eine wichtige Aufgabe in unserer Gesellschaft wahrnehmen, steht außer Frage. Niemand würde gern auf sein täglich Brot verzichten, geschweige denn auf leckere Brötchen, Croissants oder Kuchen. Aber würde man wirklich so früh aufstehen, wenn man sie selbst backen müsste? Bestimmt nicht! Genau daran ist abzulesen, dass in unserer Gesellschaft etwas gehörig schiefläuft. Ein ganzer Berufszweig, eine Heerschar braver Handwerker, muss sich tagtäglich zu einer Uhrzeit aus dem Bett quälen, zu der Langschläfer gerade einmal einschlafen. Und das nur, weil Millionen andere Menschen ebenfalls Tag für Tag ihr natürliches Schlafbedürfnis unterdrücken und schon kurze Zeit nach den Bäckern ihren Arbeitstag beginnen. Wieso lassen wir das zu? Wozu haben wir Gesetze?
    Der durchschnittliche deutsche Angestellte beginnt morgens um 8 Uhr seine Arbeit. Man sollte meinen, wenigstens die Selbstständigen würden ihre Freiheit nutzen und erst kräftig ausschlafen, bevor sie ihre Erwerbstätigkeit aufnehmen. Doch weit gefehlt. Viele Chefs sitzen morgens schon vor ihren Mitarbeitern im Büro. Vielleicht haben sie Angst, etwas zu verpassen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie mit ihrem seltsamen Verhalten sich selbst und allen anderen beweisen wollen, wie einfach und harmlos das frühe Aufstehen ist. Ein psychischer Selbstschutz, der verhindert, dass sie zur nächsten Polizeidienststelle rennen und sich wegen allmorgendlicher Körperverletzung an ihren Mitarbeitern selbst anzeigen.
    Dabei geht es auch anders. Gerade als Selbstständiger hat man die Möglichkeit, in fast allen Sparten des Berufslebens für humane Arbeitszeiten zu sorgen, zu seinem eigenen Wohl und dem seiner Mitarbeiter. Manche Menschen machen sich tatsächlich nur aus diesem Grund selbstständig. Wer diesen Schritt aber nicht wagen möchte, der sollte sich ganz, ganz, ganz genau überlegen, welchen Beruf er ergreift. Wer hier die falsche Entscheidung trifft, kann dafür sein Leben lang büßen. Hinzukommt: Berufe, in denen heute das Ausschlafen noch möglich ist, können morgen bereits zum reinsten Albtraum werden. Noch bis vor zehn Jahren war es zum Beispiel üblich, dass Kindergärten erst ab 8 oder 9 Uhr ihre Pforten öffneten. Heutzutage jedoch erfüllen viele dieser Einrichtungen den Eltern den Wunsch, ihre Kleinen so früh wie möglich loszuwerden, und machen, wie wir gesehen haben, bereits um 6 Uhr morgens auf!
    Man sollte sich also wirklich gut überlegen, welchen Beruf man ergreifen möchte. Was im ersten Moment verführerisch klingt, kann sich bei genauerer Betrachtung als fataler Trugschluss erweisen. So studieren wegen der üppigen Ausstattung mit Urlaubstagen viele Langschläfer Pädagogik – und übersehen dabei die doppelte morgendliche Belastung, die sie als Lehrer erwartet. Doppelt, weil man einerseits nicht ausschlafen kann und sich andererseits frühmorgens vor einer Schar unausgeschlafener, lernunwilliger Kinder wiederfindet. Viele Lehrer kommen damit über kurz oder lang nicht mehr klar. In dieser Situation können sie sich dann entweder um eine Stelle in einer Waldorfschule bewerben, wo der Unterricht erst um 9 Uhr beginnt, oder sie versuchen, in einer wohlhabenden